StartNewsGesellschaftKritik am Bundesrat für mangelnde Wolf-Kompetenz

Kritik am Bundesrat für mangelnde Wolf-Kompetenz

Der Wolf darf in Zukunft präventiv geschossen werden. Für diesen Entscheid wird der Bundesrat von mehreren Organisationen heftig kritisiert. Sie werfen ihm fehlendes Verständnis für den Artenschutz und das Zusammenspiel von Alpwirtschaft, Wildtieren und Wald vor.

Am 1. November teilt der Bundesrat in einer Medienmitteilung mit, dass er einer Anpassung der Jagdverordnung zugestimmt hat. Damit wird es ab dem 1. Dezember 2023 möglich sein, Wolfsrudel präventiv zu regulieren, um künftige Schäden zu verhindern. Mit diesem Entscheid droht die Wolfspopulation von rund 30 auf zwölf Rudel zu schrumpfen, auch wenn in den betroffenen Regionen keine oder kaum Schäden auftreten oder der Herdenschutz nicht flächendeckend umgesetzt wird. Diesen Entscheid kritisieren BirdLife Schweiz, Gruppe Wolf Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz in einer gemeinsamen Medienmitteilung.

Die Organisationen schreiben, dass bereits Anfang September die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft der Kantone die nun vom Bundesrat weitgehend unverändert verabschiedete Jagdverordnung als inhaltlich willkürlich, einseitig und im Widerspruch zu wissenschaftlichen Artenschutzüberlegungen qualifizierte. Die harte Kritik am Bundesrat, die auch von Forstkreisen geteilt wird, bezieht sich insbesondere auf die völlig beliebige Festlegung von Schwellenwerten für die Anzahl in der Schweiz lebender Rudel. Dieser Schwellenwert von zwölf Rudeln ist auch nach den Ausführungen von Bundesrat Rösti nur als willkürlich und faktenfrei zu bezeichnen.

Die Kantone haben es in der Hand

Pro Natura, WWF Schweiz, BirdLife Schweiz und Gruppe Wolf Schweiz erwarten von den Kantonen, dass sie – wie bisher praktiziert – auf der Basis von Fachkompetenz, Ausgewogenheit und Verhältnismässigkeit agieren. Die bisherige Arbeit der Kantone erhält mit dem neuen Jagdgesetz und der neuen proaktiven Regulierungsmöglichkeit bei drohenden Schäden oder Gefährdungen zusätzlichen Handlungsspielraum beim Umgang mit dem Wolf. Gezielte, zeitnahe Eingriffe gegen schadenstiftende Rudel können zu einem Rückgang der Schäden führen. 

An einem flächig umgesetzten Herdenschutz in zumutbarem Ausmass führt kein Weg vorbei. Dafür ist jetzt das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen. 2023 ist trotz mehr gesömmerter Schafe und Ziegen in Kantonen mit Wolfspräsenz und Anstieg des Wolfsbestands die Anzahl Risse deutlich zurückgegangen (naturschutz.ch berichtete). Ein verhältnismässiger Umgang mit der Wolfspräsenz ist für alle Betroffenen anstrengend und herausfordernd, aber machbar. Die dazu im Gegensatz stehende Verordnung des Bundesrates ist im Zuge der nachgeholten Vernehmlassung im Jahr 2024 dringend zu korrigieren.

8 Kommentare

  1. Ist das Respektierung des Volkswillens? Wir haben anders abgestimmt
    Das Bundesamt für Umwelt wird zum Bundesamt gegen Umwelt.
    Klientel – Politik wie in einer Bananenrepublik.
    Die Schweiz muss sich schämen für solch stümperhaftes Rechtsverständnis. Hoffentlich ist noch auf die Justiz Verlass.

  2. «My ignorance is as valuable as your knowledge». Das macht sich der Bundesrat offenbar nur allzu gern zu eigen. Die Frage stellt sich wieder einmal: werden wir von opportunistischen Idioten regiert? Es finde ein jeder seine eigene Antwort. Traurig, traurig!

  3. Warum hat Pro Natura und die erwähnten anderen Naturschutzorganisationen das Referendum nicht unterstützt, dass genau dies zu verhindern versuchte? Jetzt im Nachhinein zu reagieren, ist viel zu spät, wie man sieht! Ich bin sehr enttäuscht, dass es soweit gekommen ist.

  4. So kommt es, wenn der Bock zum Gärtner gemacht wird!
    Albert Rösti als Leiter des UVEK, die grösste Fehlbesetzung überhaupt! Wie konnte das passieren? Und jetzt zeigt er sein wahres Gesicht auf Kosten unserer ohnehin schon stark angeschlagenen und schutzbedürftigen Fauna und Flora! Und er zeigt auch, was ihm der Wille der Schweizer Bevölkerung Wert ist!
    Albert Rösti, schämen Sie sich!

  5. Es ist total traurig, wie alle Bestimmungen langsam dahingehend aufgeweicht werden, dass Abschüsse in diesem Ausmass möglich sind.
    Es macht mich unglaublich traurig. Gibt es irgend etwas, das Einzelne dagegen tun können? Gibt es ein unterstützungswürdige Proteste? Aufrufe? Initiativen?

  6. Kommt alle zur Demonstration gegen die Wolfsabschüsse am 24.02.2024 auf den Bundesplatz in Bern.
    Beginn der Demo ist 14.30 Uhr. Mehr Informationen findet ihr auf der Facebookseite Wolf Facts.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte Kommentar eintragen
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein

Newsletter Anmeldung

Erhalten Sie die neusten Jobs und News.

Dank Ihrer Hilfe können wir spannende Artikel aufbereiten, den Veranstaltungskalender pflegen und die Job-Platform betreuen.

TOP-NEWS