StartNewsNaturNach Kuh-Tötung: Wie weiter mit den Wölfen des Beverin-Rudels?

Nach Kuh-Tötung: Wie weiter mit den Wölfen des Beverin-Rudels?

Nachdem zum ersten Mal im Kanton Graubünden eine Mutterkuh von Wölfen getötet wurde, dürfen jetzt zwei Jungwölfe geschossen werden. Es wird aber auch der Ruf nach Abschuss des gesamten Rudels laut. Die Naturschutzorganisationen fordern Massnahmen innerhalb des Gesetzes, zeigen sich aber kompromissbereit.

Im Streifgebiet des Beverin-Rudels kam es in den letzten Tagen zu zwei Angriffen auf Mutterkühe. Beim Riss in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli handelt es sich um den ersten Fall im Kanton Graubünden, bei dem ein ausgewachsenes Nutztier aus der Rinderfamilie von einem oder mehreren Wölfen getötet wurde. Die 7-jährige Mutterkuh befand sich zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals, wie der Kanton Graubünden mitteilt.

Der Kanton Graubünden hat nun den Abschuss von zwei Jungwölfen angeordnet. Ziel des Kantons bleibe aber die Entfernung des gesamten Rudels. Diese Möglichkeit fordert der Kanton auch ganz grundsätzlich und will sich dafür auch auf Bundesebene «mit aller Entschlossenheit einsetzen».

Wie die Naturschutzorganisationen Gruppe Wolf Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben, anerkennen sie den Handlungsbedarf beim Beverin-Rudel: «Die beginnende Spezialisierung auf Kühe ist zu verhindern, weshalb das rasche und zielgerichtete Eingreifen des Kantons unterstützt wird. Vom Beverin-Rudel darf aber nicht auf das Verhalten des gesamten Wolfsbestandes geschlossen werden. Für den künftigen Umgang mit dem Wolf bedarf es einer breit abgestützten Kompromisslösung.»

Das sogenannte Beverin-Rudel trete als besonders schadenstiftend in Erscheinung und unterscheide sich von anderen Rudeln. Es greife regelmässig geschützte Schafherden an und hat als bisher einziges Rudel der Schweiz auch ausgewachsene Kühe und einen Esel getötet. Es handle sich somit um eine Ausnahmesituation, die besondere Massnahmen erfordert. Die Naturschutzorganisationen unterstützen deshalb ein rasches und zielgerichtetes Handeln durch Abschüsse von Jungwölfen, um das Verhalten des Rudels rasch und nachhaltig zu ändern. Auch ein Abschuss des Leitwolfes M92 wird befürwortet, denn es ist offensichtlich, dass sich sein unerwünschtes Verhalten nicht mehr ändern lässt. Diese Massnahmen sind vor einer allfälligen Entnahme des ganzen Rudels, die rechtlich nicht zulässig ist, umzusetzen und auszuschöpfen.

Wie die Naturschutzorganisationen schreiben, machen Abschüsse von Wölfen zur Schadenverhinderung nur dann Sinn, wenn sie in einem engen zeitlichen und örtlichen Kontext zum drohenden oder tatsächlichen Schaden stehen. Hingegen sind lediglich planmässige Regulierungen wie Quotenjagden oder Abschüsse lange Zeit nach den Schadenereignissen ungeeignet, um drohende Schäden zu vermeiden. Auch vor diesem Hintergrund unterstützen die Organisationen den raschen und zielgerichteten Eingriff durch die kantonalen Jagdbehörden.

Die Bündner Wildhut versucht nun, einen Wolf des Beverin-Rudels zu narkotisieren und mit einem GPS-Sender auszurüsten. Dadurch soll einerseits eine Vergrämungswirkung erzielt werden, anderseits aber auch Informationen über die räumliche Nutzung des Gebiets gewonnen werden. Das GPS-Signal könnte natürlich auch für Abschüsse genutzt werden.

Die Naturschutzorganisationen warnen davor, vom Beverin-Rudel auf den gesamten Wolfsbestand zu schliessen. Sie fordern, dass die politische Bewirtschaftung von Grabenkämpfen aufgegeben wird: «Extremlösungen und unüberlegte Schnellschüsse führen nicht zum Ziel der Koexistenz von Wolf und Nutztierhaltung. Die gemeinsame Lösung würde zusätzliche zielführende Massnahmen im engen zeitlichen und örtlichen Kontext zum drohenden oder tatsächlichen Schaden ermöglichen und zugleich den Herdenschutz stärken, ohne aber den Wolfsbestand zu gefährden.»

8 Kommentare

  1. Hallo
    Gedanken zur Wolfspolitik;
    Da macht man ein riesen Geschreie wenn ein Wolf mal ein Haustier erlegt. Die Anzahl gerissener Haustiere pro Wolf in der Schweiz ist von 1999-2019 von 50 auf 10 Risse gesunken.

    P.S. In der Schweiz werden Jährlich 80 Mio. Nutztiere geschlachtet, damit wir Fleischessen können, dass sollte uns Nachdenklich machen und wenn der Wolf, der ja nur ein Fleischfresser ist, ab und zu ein Haustier erbeutet, sollten wir Ihm das gönnen.

    Man könnte ja ein paar Rappen von jedem Kilo Fleisch, das wir Erdlinge essen an die Bauern auszahlen denen ein Schaden durch Wolfsriss entstanden ist, ausbezahlt wird. Oder, meiner Meinung nach müsste man weniger Wild jagen oder sogar Kadaver von Wildtieren auslegen in Gebieten wo es Wölfe hat.

    Aber wie immer schon sucht man das Übel am falschen Ort und der Wolf muss wohl der «Böse Wolf» bleiben. Traurig aber Wahr.

    Freundliche Grüsse
    Johannes Pfister

    • Dass dies für betroffene Bauern ein sehr trauriges Ereignis ist, welches viel Wut hervorruft, ist nachvollziehbar. Dabei geht es vordergründig nicht einmal um den finanziellen Schaden der Erlegten Tiere, denn dieser wird zum Grossteil abgegolten.
      Oft wird der Schaden, den die verbleibenden Tiere der betroffenen Herde erleiden, übersehen. Für die Pflege verletzter Tiere ist der Tierhalter auf sich gestellt. Hinzu kommt die Wesensveränderung betroffener Tiere. Vormals handzahme, zutrauliche Kühe werden über Nacht wild, ängstlich und aggressiv. Dazu muss es gar nicht zu einem Riss kommen, es reicht schon wenn die Tiere den Wolf wittern.
      Dies erschwert nicht nur ungemein den Umgang mit den Tieren für den Bauern oder Alphirten sondern birgt auch ein enormes Gefahrenpotential für beispielsweise Wanderer, insbesondere mit Hunden.

  2. Wie kann man nur so verblödet sein und denken Tiere verhalten sich so wie wir Menschen es möchten!! Wenn Tiere Hunger haben folgen sie ihrem Instinkt. Auch ohne Hunger. Das nennt man dann Jagdinstinkt.

  3. Nachtrag: Vielleicht sollte man den Kühen ihre Hörner lassen. Dann hätten sie auch die Möglichkeit sich zu verteidigen. Wer weiss?

    • Bingo
      Sehr guter kommentar! Unsere Sogenannten Jäger lieben keine Konkurenz. Um Ihrem Hobby hirsche zu schiessen tun sie alles um konkurenz fern zuhalten.
      Den Kühen die Hörner lassen ist umbedingt notwendig. EIN dünner Draht heisst EINGEZÄUNT ??? Wie blöd ist der Mensch, das sind keine Herdenschutzmassnahmen! Der Mensch tötet alles was er nicht versteht!
      Man sollte aus dem erlös des Fleisch vrrkaufes von Nutztieren einen Fond gründen für den Effizienten und Nachhaltigen HerdenSchutz. Im Sinne des Bruder Wolfes!

  4. Mich würden mehr Informationen zu den Kühen interessieren, welche Opfer von Wölfen dieses Rudels wurden.
    Hatten die Kühe Hörner? Hätten diese die Kuh gerettet? Waren die Kühe gesund? Wo hielten sie sich auf? Wieso rissen diese Wölfe eine Kuh und nicht ein Kalb, das ja viel einfacher zu erbeuten wäre?

  5. Die Problematik um den Wolf in der Schweiz ist sehr gross. Befürworter und Gegner des Wolfes haben gegenteilige Meinungen über dieses
    Wildtier. In erster Linie geht es um den Menschen und dessen Sicherheit zum Zusammentreffen mit dem Wolf. Nachweislich sind in letzter Zeit
    verschiedentlich Nutztiere von Wölfen gerissen worden. Was macht ein Wolf, wenn er Hunger Hat, seine Jungtiere füttern muss und keine Nahrung vorhanden ist? Ist er in der Lage und bereit, einen Menschen zu töten und zu fressen? Ich weiss es nicht. Der Wolf ist ein Fleischfresseer und gehört
    zum Ökosystem. Wo der Wolf ist, ist der Wald gesünder. Der Wolf reduziert den Bestand an Schalenwild, Reh, Hirsch, Gams, auf natürliche Weise.
    Das Wild hat mit Ausnahm des Jägers und des Wolfes keine Gegner. Die Jägerschaft ist nicht in der Lage, den Wildbestand auf ein tragbares Mass zu reduzieren. Der Schaden am Jungwald, verursacht durch Tierverbiss ist riesig. Forstleute warnen vor dem Verlust der Schurtzwirkung des Waldes vor Naturgefahren.
    Um allen Interessen gerecht zu werden, muss der Wolfbestand auf ein tragbares Mass reduziert werden. Es ist dringend, dass das Ökosystem im Gleichgewicht erhalten bleibt.

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