StartHintergrundMeinungWolfs-Manifest: Umdenken zum Thema Wolf gefordert

Wolfs-Manifest: Umdenken zum Thema Wolf gefordert

Der Bündner Wolfsforscher und -kenner Peter A. Dettling fordert in seinem Wolfs-Manifest den Wolf ganzheitlich zu betrachten. Als wichtiger Teil des Ökosystems sei er viel mehr als nur ein Raubtier. Die Debatte rund um den Wolf müsse auf Fakten und Wissenschaft basieren.

Immer mehr Wölfe werden in der Schweiz geschossen. Und geht es nach dem Bundesrat, dann wird die Wolfsjagd ausgeweitet. Er will per Verordnung die Schwelle für den Abschuss herabsetzen und präventive Abschüsse erlauben. Das Thema Herdenschutz und friedliche Koexistenz rückt immer mehr in den Hintergrund.

Die positiven Seiten der Wölfe

In seinem Wolfs-Manifest fordert der Wolfskenner, dass der Wolf im Gesamtbild betrachtet wird. So leisten Wölfe einen wichtigen Beitrag zur gesunden Waldverjüngung, helfen die Bestände von Wildtieren auf natürliche Art und Weise zu normalisieren und trügen zum Aufbau von mehr Biodiversität bei. Die Gesundheit von Nutztieren verbessere sich paradoxerweise dank der Präsenz der Wölfe, weil Rinder, Kühe, Schafe und Ziegen durch Herdenschutzmassnahmen besser versorgt und betreut werden.

Herdenschutzhunde wachen über die Schafe der Alp Mer. Sie liegt am Panixerpass in der Surselva auf einer Höhe von 1450 – 2100 müM. Von 2002-2010 war der Surselva Wolf präsent, seit 2012 lebt das Calandarudel in der Nähe und seit 2018 ist das Gebiet Teil der Ringelspitz Wolfsfamilie. Bild: © Peter A. Dettling

Wissenschaft und Fakten statt falscher Behauptungen und Emotionen

Weiter fordert Dettling, dass realwissenschaftliche Erkenntnisse in der Debatte um die Wölfe zwingend miteinfliessen müssen. Das gilt zum Beispiel für die Selbstbegrenzung der Wolfspopulation, der Folgen von Abschüssen von Elterntieren und bei der Beurteilung von sogenanntem Problemverhalten. Ausserdem müsse die Anzahl der durch Wölfe gerissenen Nutztiere in Relation zu Nutztieren gesetzt werden, die wegen Krankheit, Vernachlässigung, Unwetter oder sonstigen äusseren Einflüssen jährlich sterben. So werden jährlich im Schnitt gegen 700 Schafe von Wölfen gerissen, aber 4000 bis 6000 sterben durch andere Einflüsse. Allein 1100 verletzte oder tote Kühe muss die Rega jährlich von den Alpen fliegen. Dies ohne Einwirkung der Wölfe.

Dettling, der selbst schon im Zuge seiner Freilandforschung und Vortragstätigkeit massiv von Jägern und Bauern angegangen wurde, fordert weiter eine Versachlichung der Debatte und auch eine kritischere Berichterstattung der Medien gegenüber den harten Wolfsgegnern, die mit Unwahrheiten und Emotionen die Diskussion anheizen, statt versachlichen.

In der Debatte um den Wolf sind Fakten und Wissenschaft gefragt – keine Mythen und Erzählungen. Bild: © Peter A. Dettling

Petition und Abschussmoratorium

Die grossen Umweltverbände, die die beste Hoffnung für die Wölfe in der Schweiz sind, haben sich auf Verhandlungen hinter verschlossen Türen verlegt und nicken derzeit fast jeden Abschuss eines Wolfes ab, egal ob Wolfsvater, Welpe oder Jungwolf.
Deshalb ist inzwischen eine Online-Petition mit der Forderung, den bestehenden Schutz der Wölfe aufrecht zu erhalten auf den Weg gebracht worden. Das Wolfs-Manifest spielt dabei eine tragende Rolle. Auch wird ein erneutes Referendum in Aussicht gestellt, inklusive der Forderung eines Abschussmoratoriums.

Innige Liebe im Wolfsrudel. Bild: © Peter A. Dettling
Zum Autor

Peter A. Dettling lebt in der Surselva. Er ist der Verfasser von Büchern und filmischen Dokumentationen zum Thema wildlebende Wölfe. Zuletzt ist von ihm das Buch «Wolfsodyssee – eine Reise in das verborgene Reich der Wölfe» erschienen. Sein Wolfs-Manifest ist Teil des neuen Wolfsprojekts «LUFS» (Mehr zum Projekt unter: http://peterdettling.com/wolfsprojekt-lufs/).

Die Kurzversion des Wolfs-Manifest können Sie hier lesen.

Eine bildreichere und längere, gedruckte Version (limitiert) können Sie via Webseite von Peter A. Dettling bestellen.

3 Kommentare

  1. Herzliche Gratulation. Leute die sich vor Wölfen fürchten sollten nicht in die Natur. Ein Referendum wäre sehr gut. Man sollte einen Wolf in den Bundesrat schleusen. Als Stimme fuer bedrohte Arten. Tiere sollten in Spitälern Kranken helfen. Die Liste ist lang.

    Vielen Dank & Glûck & freundlicherGruss.

    K.Widmer

  2. Wenn heute nicht allen bewusst ist , das Schalenwild wandern wenn es zuviel unruhe hat. Geht der Wolf nicht nach er hat ja noch das Nutzvieh. Die Experten mit ihrer absorben mein und Traumdenken sollten sich fragen die Schweiz wirklich genug Platz für Wölfe hat. Sie sind Revier treu wenn ihr Jagdwild weg ist, ziehen sie nicht nach. Die einzenen Rudelzahl 10- 12 Stück begrenzten wär eine Lösung. Wie sie in 5 Jahren aussieht?

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