StartTippsNachhaltig lebenWie erkenne ich «echte» Naturkosmetik?

Wie erkenne ich «echte» Naturkosmetik?

Der Markt für Naturkosmetik ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Doch was ist «echte» Naturkosmetik und wie erkennt man sie im Detailhandel? Labels können dafür sinnvolle Hilfsmittel sein. Doch auch hier gilt es, genau hinzuschauen.

Die Auswahl an biologischen und natürlichen Duschmitteln in den Grossverteilern scheint heute riesig zu sein. Immer mehr Produkte werden als «natürlich», «bio» oder «grün» bezeichnet und längst produzieren nicht mehr nur kleine Firmen Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen, sondern auch die grossen Hersteller der Kosmetikindustrie. Doch das war nicht immer so. Früher war die so genannte Naturkosmetik ein Nischenprodukt, das nur in wenigen Geschäften zu finden war. Die steigende Nachfrage hat dazu geführt, dass der Markt für Naturkosmetik in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Doch wie kann ich sicher sein, dass mein Duschgel wirklich «natürlich» ist? Genaues Hinsehen lohnt sich und es gibt Labels, die die Auswahl erleichtern.

Was ist Naturkosmetik?

Grundsätzlich wird in der Naturkosmetik bewusst auf bestimmte Inhaltsstoffe verzichtet, die in der konventionellen Kosmetik verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise Mineralöle, Parabene, Silikone und PEG (Polyethylenglykol), aber auch synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Stattdessen setzt Naturkosmetik auf natürliche, meist pflanzliche Rohstoffe aus möglichst kontrolliert biologischem Anbau.

Naturkosmetik hat in der Schweiz zurzeit keine klare gesetzliche Definition. Der Europarat hat im Jahr 2000 eine Definition vorgelegt, die Inhaltsstoffe, Herstellungsverfahren und Produktbeschreibungen umfasst, um höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten und irreführende Aussagen zu vermeiden. Die Internationale Organisation für Normung (ISO) veröffentlichte 2010 Richtlinien für Natur- und Biokosmetik unter der Norm ISO 16128. Diese Richtlinien sind jedoch umstritten und bieten nicht die erhoffte Klarheit. So ist zum Beispiel nicht immer klar definiert, wann ein Inhaltsstoff als «natürlich» gilt. Das NATRUE-Label unterscheidet beispielsweise zwischen drei Arten von «natürlichen» Stoffen: natürlich, naturnah und naturidentisch. Natürliche Stoffe sind unveränderte Stoffe aus der Natur, die physikalisch (z.B. aus Pflanzen) oder aus Mikroorganismen (z.B. durch Fermentation) gewonnen werden, während naturnahe Stoffe aus der Natur stammen, aber durch chemische Prozesse verändert wurden. Naturnahe Stoffe müssen zu 100 % aus Naturstoffen und nicht aus Kunststoffen bestehen. Die dritte Kategorie sind Stoffe, die in der Natur vorkommen. Der Stoff im Produkt wurde jedoch im Labor nachgebildet. Dazu gehören zum Beispiel Konservierungsstoffe oder Mineralien.

Stichwort «Natur» – ein beliebtes Marketinginstrument

Diese «schwammige» Definition führt dazu, dass Unternehmen das Schlagwort «Natur» gerne als Marketinginstrument einsetzen. Das ist Greenwashing und bedeutet, dass der Kunde das Produkt für nachhaltiger und gesünder hält, als es tatsächlich ist. Zum Beispiel wird Wasser als natürlicher Inhaltsstoff angesehen. Das ist zwar richtig, führt aber dazu, dass Shampoos oder Spülungen mit Angaben wie «97% Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs» beworben werden, weil sie zum grössten Teil aus Wasser bestehen. Auch ein grünes Design oder Angaben wie «frei von…» bedeuten noch lange nicht, dass es sich um Naturkosmetik handelt.

Nur weil ein Produkt «grün» wirkt, heisst das nicht, dass Natur enthalten ist. Bild: Silvia via Pixabay

Zertifizierungen können helfen

Was bei der Auswahl von Kosmetikprodukten helfen kann, sind Labels, die bestätigen, dass ein Produkt bestimmte Standards erfüllt. Es lohnt sich aber auch, bei den Labels genauer hinzuschauen, um genau zu wissen, welche Standards die Produkte mit dem jeweiligen Label erfüllen. Zwei Labels helfen den Konsumentinnen und Konsumenten, Naturkosmetik zu erkennen.

NATRUE ist ein internationales Qualitätssiegel für Natur- und Biokosmetik und hat zum Ziel, dass Kundinnen und Kunden «echte» Naturkosmetik im Geschäft erkennen. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das, dass nur Produkte dieses Siegel tragen, die klare Richtlinien erfüllen. Damit Produkte einer Produktlinie NATRUE-zertifiziert werden können, müssen mindestens 75 Prozent der Kosmetiklinie zugehörigen Produkte die NATRUE-Standards erfüllen. Damit soll verhindert werden, dass nur einzelne Produkte zertifiziert werden und der Eindruck entsteht, die gesamte Produktlinie sei zertifiziert. Wie hoch der Anteil an natürlichen Stoffen sein muss, um von NATRUE zertifiziert zu werden, ist von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Ein weiteres verlässliches Label ist ECOCERT. Damit ein Produkt von dieser europäischen Organisation zertifiziert wird, müssen mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe rein natürlichen Ursprungs sein.

Bei beiden Labels ist zu beachten, dass ein Produkt sowohl als «natürlich» als auch als «biologisch» zertifiziert werden kann. Wenn ein Produkt als «natürlich» zertifiziert ist, müssen die Inhaltsstoffe nicht unbedingt aus biologischem Anbau stammen. Um von NATRUE als «biologisch» zertifiziert zu werden, müssen die im Produkt enthaltenen natürlichen und naturnahen Stoffe pflanzlichen und tierischen Ursprungs zu mindestens 95 Prozent aus kontrolliert biologischem Anbau und/oder aus kontrollierter Wildsammlung stammen. Bei ECOCERT sind die Anforderungen ähnlich. Hier müssen 95 Prozent der pflanzlichen Zutaten aus ökologischem Anbau stammen. Aus Platzgründen wird auf den Verpackungen oft nicht angegeben, ob ein Kosmetikprodukt als «biologisch» oder «natürlich» gilt. Um die biologischen Inhaltsstoffe sichtbar zu machen, werden sie dann in der Liste der Inhaltsstoffe fett gedruckt oder mit einem Sternchen gekennzeichnet.

Auf was können Konsument:innen achten

«Echte» Naturkosmetik zu finden, ist für Verbraucherinnen und Verbraucher eine grosse Herausforderung. Die Standards der Zertifizierungen sind oft schwer zu finden oder die Inhaltsangaben auf den Produkten unklar. Es lohnt sich deshalb, beim Kauf auf bewährte Zertifizierungen wie NATRUE oder ECOCERT zu achten. Eine weitere Möglichkeit ist, Kosmetikprodukte von kleinen Unternehmen zu kaufen, bei denen die Lieferketten besser kontrolliert werden können. «No Bullshit!» ist beispielsweise eine Kosmetikfirma aus der Schweiz, die auf natürliche Inhaltsstoffe setzt.

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