Unsere Liebe für Schokolade hat einen Preis: abgeholzte Wälder, Artensterben, unfaire Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit. Eine neue Befragung bewertet 85 Firmen, Einzelhändler und Verarbeiter von Schokolade bezüglich der Nachhaltigkeit. Wer hat die Nase vorn?
Für viele von uns ist Schokolade pures Glück. Doch sie hat Schattenseiten: Die 254-Milliarden-Dollar-Schokoladenindustrie (erwartet für 2024) bietet vielen Menschen eine wichtige Einkommensquelle – gilt aber schon lange auch als Synonym für Abholzung, Verlust der Artenvielfalt und unfaire Arbeitsbedingungen. In Ghana und der Elfenbeinküste, aus denen 75 Prozent des weltweiten Kakaos kommen, sind mehr als 80 Prozent der Wälder bereits abgeholzt. Ein Drittel davon, um neue Flächen für Kakaoplantagen zu schaffen. Das ist eine direkte Folge der oftmals zu geringen Einkommen der Bauern, die noch mehr anbauen müssen, um zu überleben, schreibt der WWF Schweiz in einer Mitteilung.
Schweizer Unternehmen mit leichten Verbesserungen
Die «Chocolate Scorecard 2024» ist eine Zusammenarbeit zwischen NGOs, Unternehmen und Universitäten mit dem Ziel, die Industrie bei der Bewältigung sozialer und ökologischer Fragen im Zusammenhang mit Kakao zu analysieren. Zu diesem Zweck werden 85 Schokoladenunternehmen (51 Hersteller und Händler sowie 34 Einzelhändler) in Bezug auf die Nachhaltigkeitsaspekte Rückverfolgbarkeit und Transparenz, existenzsichernde Einkommen, Kinderarbeit, Entwaldung und Klima, Agroforstwirtschaft sowie Agrarchemikalien bewertet. Die Studie untersucht, wie Unternehmen in der Schokoladenlieferkette zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Von den 85 Unternehmen, welche auf die Anfrage für die aktuelle «Chocolate Scorecard» geantwortet haben, erreichte in der Gruppe der neun kleinen Produzenten Choba Choba Platz vier mit sehr guten Bewertungen in allen Kategorien.
In der Gruppe der 38 grossen Produzenten erreichte Halba wie im Vorjahr das beste Resultat und verbesserte sich auf Rang 3. Verbesserungen gab es auch bei Nestlé: das Unternehmen setzte stärker auf Rückverfolgbarkeit und existenzsichernde Einkommen und erreichte neu Platz 8. Lindt und Sprüngli verbesserte sich in der Kategorie Schutz vor Abholzung und liegt auf Platz 20. Delicia rangierte mit Platz 29 nur im hinteren Mittelfeld.
«Kakao ist nach wie vor eine der Hauptursachen für die Abholzung der Wälder. Es ist inakzeptabel, dass viele Unternehmen dieses Problem nicht aktiv angehen, sondern – im Gegenteil – sich gegen mehr Transparenz, Rückverfolgbarkeit und faire Lebensbedingungen von Kleinbauern wehren.»
Romain Deveze, Waldexperte beim WWF Schweiz
In der Gruppe der 16 gerankten Detailhändler ragte Coop heraus und erreichte insgesamt Platz 1. Lidl folgt auf Rang zwei und erhält zudem einen Gender Award. Migros, die vor allem in den Kategorien Rückverfolgung und existenzsicherndes Einkommen noch Nachholbedarf hat, erreichte mit Platz 9 einen Platz im Mittelfeld. Auf den hinteren Rängen finden sich viele Hersteller, die in der Schweiz gelistet sind, aber nicht hier produzieren.
Der WWF ist überzeugt, dass es möglich ist, Schokolade ohne Entwaldung, Kinderarbeit und mit fairen Löhnen für die Kakaobauern zu produzieren. Unternehmen wie Tony’s zeigen dies bereits vorbildlich.
Starke Gesetze wirken – Schweiz muss mitziehen
Die neuste Studie «Chocolate Scorecard 2024» zeigt, dass die EU-Entwaldungsverordnung bereits heute wirkt. Diese tritt am 1. Januar 2025 in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt dürfen keine Produkte aus Holz, Kaffee, Kakao, Soja, Ölpalmen, Rindern und Kautschuk mehr in die EU eingeführt werden, die auf Flächen hergestellt wurden, welche nach 2020 entwaldet wurden. Firmen, die ihre Produkte in der EU verkaufen wollen, müssen Lieferketten zurückverfolgen können und Transparenz zeigen. Von 11 Prozent im vergangenen Jahr ist der Anteil der Firmen, die dies können, nun auf 50 Prozent gestiegen. Klare Regeln helfen offensichtlich, auch wenn es noch ein weiter Weg ist, bis sich alle Unternehmen daranhalten. In der Schweiz hat der Bundesrat kürzlich darauf verzichtet, eine entsprechende Regulierung für entwaldungsfreie Lieferketten einzuführen. Dies sollte schnellstmöglich korrigiert werden, damit die Schweiz nicht den Anschluss verliert oder gar zu einer Drehscheibe für Produkte mit problematischer Herkunft wird.
Unser Schweizer Bundesrat! Warum träumen die Damen und Herren dort einfach weiter? Solange der Geldesel funktioniert greift man besser nicht ein, so scheint Ihr Credo.
Es ist eine Schande dass wir gemeinsam als Schweizervolk die Natur und Zukunft der nächsten Generation auf die Weise zerstören lassen. Ein bisschen mehr liebe ist da nicht falsch vor Ort!