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Val Bregaglia – auf der Fährte der Kastanie

Das Val Bregaglia auf der Alpensüdseite ist besonders im Herbst – während der Marroni Saison – einen Besuch wert. Am jährlichen Kastanien-Festival im Oktober wird im grössten Kastanienwald Europas die Frucht gefeiert. Aber auch auf der Fahrt das Tal hinunter trifft man immer wieder auf sie.

Herbst ist, wenn der Geruch von gerösteten Marroni durch die Luft strömt. Ins Tessin reisen muss man dafür nicht. Auch nördlich der Alpen gibt es einige Bestände und in beinahe jedem Städtchen Marronistände. Die besten Marroni gibt es jedoch trotzdem auf der Alpensüdseite, nämlich im Val Bregaglia. Vielleicht liegt es an dessen Abgeschiedenheit, denn meist endet der grössere Tourismus im höhergelegenen Engadin. Vielleicht schmecken die Marroni im Val Bregaglia auch einfach dank der frischen Bergeller-Luft und dem Gefühl der Dolce Vita das bei der Fahrt ins halb italienische Tal aufkommt so gut. Womöglich liegt es auch an der ungemeinen Gastfreundschaft, Bescheidenheit und dem Wissen der BergellerInnen um den einfachen Genuss. Naturfreunde sowie Liebhaber einfacher und rustikaler Schweizer Täler finden im Bergell aber mehr als nur die igelförmigen, braungoldenen Schätze.

Die Edelkastanien sind dank ihrem stacheligen Schutz gut von der nicht essbaren Rosskastanie unterscheidbar. Foto: © Bregaglia Engadin Turismo

Fahrt in den Süden – auch im Herbst

Gelingt es einem trotzdem aus dem Hochalpinen Trubel, fährt man via dem Malojapass in eine etwas andere Welt. Mit den 14 haarnadelscharfen Kurven, auf denen innerhalb 500 Meter Luftlinie stolze 220 Höhenmeter überwunden werden, ist der Pass einer der abenteuerlichsten der Welt. Die glücklichen Beifahrenden können es sich leisten aus dem Fenster zu schauen und sich ab der herbstlichen Farbenpracht, in der sich das Tal zeigt, erfreuen. Dem Indian Summer scheint man selbst hier in der Schweiz plötzlich ganz nahe. Vom grössten Edelkastanienwald Europas – der «Brentan» oberhalb Castasegna, dem letzten Schweizer Dorf des Val Bregaglias – ist man hier nur noch knappe 35 Busminuten entfernt. Doch bereits auf dem Weg gibt es Möglichkeiten sich mit der Edelkastanie sowie der einmaligen Naturlandschaft anzufreunden. Für die Bewegungsfreudigen fährt die Funivia Albigna von Mitte Juni bis Mitte Oktober zum Albignastausee der Zürcher Elektrizitätswerke (EWZ). Von hier aus gibt es unzählige Wanderoptionen. Auf der Fährte der Kastanie bietet sich Anfangs Oktober der einfache Spaziergang zur Albignahütte (SAC) an. Hier kann ein feines Berghüttenzmittag genossen werden. Ein Mal im Jahr spielt die Bergeller Kastanie dabei die Hauptrolle. Das genaue Datum, Anmeldungs- und weitere Details sind auf der Webseite zu finden.

Wieder zurück im Val Bregaglia dauert es keine 10 Minuten bis das erste, für Bergeller Verhältnisse durchaus belebte Dorf, Vicosoprano erreicht wird. Nebst der lokalen Käserei Latteria Bregaglia mit Direktverkauf, lohnt sich hier der Stop auch auf Grund der berühmten, nach Geheimrezept hergestellten, Kastanientorte der Panetteria-Pasticceria Gonzalez. Der Ruf und der Genuss machen hier ihre Arbeit und so kommt die kleine Backstube auch gut ohne Webseite aus. Am Tagesende sind die deliziösen Produkte ohnedies meist ausverkauft.

Die wohl bekannteste und einfachste Zubereitungsart der Edelkastanie ist das Rösten über dem Feuer – im Bergell wird die Marroni aber zu vielfältigen weiteren Köstlichkeiten verarbeitet. Foto: © Bregaglia Engadin Turismo

Nach den einzigartigen Gaumenfreuden gibt es auch Genuss für die Seele. Das Bergell wird nicht grundlos auch Tal der Mera (im Bergeller Dialekt Maira) genannt. Ab Vicosoprano bis Stampa lassen sich die Füsse entlang dem wilden und doch beruhigenden Fluss mit Gletscherwasser vertreten. Nach dem knapp 40 minütigen Spaziergang auf dem Wanderweg lässt sich das Zuckerschloss Castelmur in Stampa bestaunen. Kunst- und Kulturinteressierte kommen im Museo Ciäsa Granda auf ihre Kosten. Gezeigt werden unter anderem Kunstwerke der einheimischen Giacometti-Familie. Teil des Hauses ist das Atelier von Giovanni und später auch Alberto Giacometti. Aber auch über weitere lokale Einzigartigkeiten wie die Mineralien, Tierwelt, den Bau von Serpentinenwegen und natürlich der Edelkastanie informiert das Museum.

Wieder auf dem Postauto fährt man über die erneut gebaute Strasse durch Bondo. Bis heute spürt man hier auf ehrfürchtige Weise die Zerstörungskraft der Natur. Der Bergsturz von Bondo 2017 hinterliess eine klaffende Narbe – nicht nur in Form einer Geröllhalde mitten durchs Dorf.

Marroni-Paradies Castasegna und Kastanienfestival

Für Sonnenliebhaber lohnt sich ab Promontogno ein Abstecher nach Soglio. Im kleinen Dorf am Südhang circa 200 Meter oberhalb von Bondo wird man mit viel Sonne, einer fantastischen Sicht nach Italien und einmal mehr einer aussergewöhnlichen Gastfreundschaft verwöhnt. Von Soglio gelangt man zu Fuss zum grössten Edelkastanienhain Europas, denn er liegt gleich unterhalb in Richtung Castasegna. Marronifreunde können sich womöglich die Vorfreude auf die süsse Frucht jedoch spätestens ab Bondo nicht mehr verkneifen und fahren die letzten knapp 10 Minuten von Bondo ohne Abstecher nach Castasegna. Ob Besuch der Kastanienselve «Brentan» auf dem Kastanienlehrpfad, Mithilfe bei der Kastanienlese, Degustation von Kastanienschnapps, einer Exkursion zur Biodiversität im Kastanienwald, dem Trocknen der Marroni in den traditionellen «Cascine» – Räucherhüttchen – oder einer Einführung in das Geheimnis der Kastanientorte: Ist man zur Zeit des jährlichen Kastanienfestivals im Tal, bleiben dem Marroniherz keine Wünsche unerfüllt. Der Kalender, das Programm, Details zu allen Veranstaltungen und die teilweise obligatorischen Anmeldungen finden Sie auf der Webseite.

Im Sinne der Natur und Wahrung unserer Traditionen lege ich Ihnen nun noch drei Dinge ans Herz:

  • Die Anreise ins Bergell ist mit dem ausgezeichneten Postautoservice ab St.Moritz direkt, einfach und sehr zu empfehlen. Das abgelegene Tal soll möglichst nicht durch zusätzlichen Tourismus-Verkehr belastet werden.
  • Die Bergeller Kastanienhaine sind in Privatbesitz und verlangen viel Arbeit und Pflege. Deshalb sollen sie nicht betreten und auch Kastanien nicht gesammelt werden. Im Brentan Castasegna sowie bei Soglio Plazza gibt es ausgeschriebene öffentliche Sammelstellen (Karte der Sammelstellen). Dort ist das Sammeln gestattet.
  • Ich hoffe sehr Sie geniessen die einzigartige und vielfältige Frucht – aber auch das bezaubernde Val Bregaglia.

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