StartNewsGesellschaftWegen Wölfen in Panik geratene Mutterkühe?

Wegen Wölfen in Panik geratene Mutterkühe?

Zurzeit häufen sich Meldungen, dass Wölfe Mutterkuhherden in Panik versetzen, die damit zur Gefahr für Touristen werden können. Mutterkühe verteidigen ihre Kälber nicht nur gegen Grossraubtiere, sondern auch gegen Biker, Wanderer und Hunde, welche den Kälbern zu nahe kommen. Um Konflikten vorzubeugen, ist es wichtig, Hinweistafeln zu beachten, Begleithunde an die Leine zu nehmen und die Herde grossräumig zu umgehen.

Die Meldungen, dass Wölfe ganze Mutterkuhherden in Panik versetzen, die damit eine Gefahr für Touristen werden können, häufen sich. Dass Mutterkühe ihre Kälber verteidigen, ist bekannt und entspricht ihrem natürlichen Instinkt. Sie verteidigen ihre Kälber jedoch nicht nur gegen Grossraubtiere, sondern auch gegen Hunde und allenfalls auch Wanderer und Biker, welche den Kälbern zu nahe kommen. Es gibt jedes Jahr tragische Unfälle mit Todesfolge, und dies nicht nur in Gebieten, wo Wölfe anwesend sind. Besonders in diesem speziellen Corona-Jahr könnten sich solche Zwischenfälle häufen, da viel mehr Wanderer und zum Teil bergungewohnte Touristen, teilweise mit ihren Hunden, in den Alpregionen unterwegs sind. Dies hat aber nichts mit der Anwesenheit der Wölfe zu tun. Wichtig ist, dass Wanderer und Biker die Hinweistafeln beachten, Begleithunde an die Leine nehmen und die Herde grossräumig, mit wirklich viel Abstand, umgehen.

Wie reagieren Mutterkühe, wenn ein Wolf mitten durch die Herde läuft oder sich ein Angriff abzeichnet?

Dass Wildtiere, auch Wölfe, einer Kuhherde auf den Alpweiden nahe kommen oder sie sogar ohne Jagdabsichten einfach durchqueren, ist eine natürliche und sicher ab und zu vorkommende Situation. Und dass ein einzelner unerfahrener Wolf auch einmal bei Kälbern vorsichtig seine Chancen auslotet, ist durchaus möglich. Wird dadurch eine Gefahr erkannt, werden Mutterkühe ihre Kälber vehement verteidigen und versuchen den Wolf zu vertreiben, indem einzelne Muttertiere gezielt auf den Wolf losgehen. Die meisten anderen Kühe der Herde werden jedoch ruhig stehen bleiben und die Situation beobachten. Sobald der Wolf vertrieben ist, werden die Kühe wieder weiter weiden. Dieses Verhalten ist eine gezielte Verteidigung ihrer Jungen und hat nichts mit Panik zu tun! Auch sind solche natürlichen Verteidigungsreaktionen nur von beschränkter Zeitdauer und lösen sich nach Verschwinden der Gefahr wieder vollständig auf. Eine Mutterkuhherde, die in Panik gerät, sieht ganz anders aus. Panik löst ein unüberlegtes, kopfloses Fluchtverhalten aus und nicht ein Verteidigungsverhalten wie bei einer Raubtieranwesenheit. Gründe für Panik können zum Beispiel ein Gewitter mit Blitzschlag und Hagel sein.

Wölfe haben in der Regel jedoch kaum eine reale Chance, ein gesundes Kalb zu erwischen und meiden die für sie gefährliche Verteidigungsreaktion der Mutterkühe. Wichtig ist jedoch, dass Abkalbungen nicht auf den Alpweiden stattfinden. Denn frisch geborene Kälber und vor allem die Nachgeburten können Wölfe anlocken. Da die Kühe ihre Kälber meist etwas abseits der Herde gebären und die Mutter kurz nach der Geburt oft noch zu schwach ist, um ihr Kalb wirkungsvoll zu verteidigen, könnte es in solchen Situationen zu Angriffsversuchen kommen.

Quelle: Verein CHWOLF

8 Kommentare

  1. Man(n, Frau) kann es drehen wie sie/er will, die Präsenz des Wolfes nimmt Einfluss auf das Verhalten von Nutztieren. Dies bestätigte mir unlängst ein Berg- und Biobauer der ersten Stunde. Just aus dem oberen Teil der Surselva, wo gerade erst das siebte Wolfsrudel auf Bündner Kantonsgebiet gemeldet wurde. Das sei schon eine Herausforderung: «Die Rinder sind deutlich nervöser und selbst für mich wird es gefährlich, wenn ich auf den Alpweiden der Herde unterwegs bin». Die Präsenz des Grossraubwildes stelle er nicht in Frage, «sie sind Teil des Ökosystems, nur wild müssten sie bleiben und sich von unseren Tieren, unseren Siedlungen fernhalten» so Sepp. Es gebe genügend Rotwild an welchen sich der Wolf zur Genüge gütlich tun könne, ohne den Bauern und ihren Tieren in die Quere zu kommen.
    Zum neuen Jagdgesetzt. Ich sehe den positiven Einfluss des Grossraubwildes auf die Naturverjüngung im Wald und deren Rolle im Ökosystem. Es irritiert jedoch, dass sich die Diskussion über die Abstimmungsvorlage zum neuen Jagdgesetz nahezu allein auf die Regulation des Wolfes beschränkte. Statt über die zahlreich positiven Effekte des neuen Jagdgesetzes zu sprechen, ein Ausspielen von Stadt- und Land! Reduziert auf die Frage, wie die Schweiz mit der steigenden Präsenz des Wolfes in den Alpen umgehen soll.
    Es wird deutlich, mit dem Abstimmungskampf treffen unterschiedliche ökologische Verständnisse aufeinander. Das der urban lebenden Bevölkerung versus derjenigen der Bergler. Für beide hege ich Sympathien. Auf der einen Seite die Sehnsucht nach vielfältiger Natur und intakter Wildnis, als Kontrast zum städtischen Alltag. Auf der anderen Seite die Bergbevölkerung, die mit der Natur lebt und sich tagtäglich deren Herausforderungen stellt. Die den Menschen als wichtiger Teil des Naturkreislaufes versteht, mit steigender Wolfspräsenz ihre traditionelle Bewirtschaftung der Alpen jedoch in Frage gestellt sieht und damit Erholungssuchenden aus dem «Unterland» ein sicheres Bergerlebnis auf den Alpwiesen, aufgrund natürlichen Abwehrverhaltens ihrer Tiere, nicht mehr garantieren kann.
    Gespräche zeigen mir, die Bergbevölkerung stellt sich nicht generell gegen das Grossraubwild (siehe eingangs). Sie ist sich sehr wohl bewusst, dass diese Tiere eine wichtige Rolle im Naturkreislauf übernehmen. Sie arrangiert sich deshalb mit der Präsenz des Grossraubwildes. Verbessern den Herdenschutz, intensivieren die Behirtung oder stallen die Tiere nachts ein, um sie besser zu schützen. Wer sich arrangiert darf aber auch genauso erwarten, dass der Gesetzgeber reagiert, wo sich Probleme akzentuieren. Wo der Wolf seine Scheu gegenüber dem Menschen verliert und sich sein Nahrungsspektrum zunehmend auf Nutztiere fokussiert. Der Wolf ist ein sehr intelligentes Tier. Er sollte deshalb von klein auf lernen, dass vom Menschen eine Gefahr ausgeht und er ihm möglichst aus dem Weg geht. Solange Bestände nicht gefährdet sind, ist der präventive Eingriff in Rudel ein probates Mittel um zu erreichen, dass der Wolf «wild» bleibt und er sich so verhält.
    Was die Gegner des Jagdgesetzes verschweigen: Den Kantonen sind Eingriffe in die Wolfspopulation nur auf Absprache mit dem Bund und unter strengen Regeln möglich. Wichtige Voraussetzung dafür, Bestände dürfen nicht gefährdet werden. Es ist im Übrigen nicht die Jagd, die reguliert. Es sind ausschliesslich die Kantone bzw. deren Organe, die nach Rücksprache mit dem Bund in einen Bestand eingreifen können. Setzt natürlich voraus, dass Frau und Herr Schweizer Vertrauen in die Arbeit von Bund und Kanton haben.
    Jeder Gesetzgebungsprozess im Parlament ist ein Austarieren unterschiedlicher Interessen. Mit dem neue Jagdgesetz ist dies gut gelungen, es überzeugt in vielen Teilen. Es verbessert den Artenschutz, unterstützt eine bessere Durchlässigkeit der Wildtierkorridore, indem der Bund mehr Mittel für deren Umsetzung zur Verfügung stellt, und es formuliert zeitgemässe Bestimmungen zu Tierschutz und Tiergesundheit.
    Mein Fazit: Es sprechen mehr Gründe dafür dem neue Jagdgesetz zuzustimmen, als dieses abzulehnen.

  2. Viele Kühe haben dazu keine Hörner mehr und verteidigen sich schlechter gegen ein Wolf fals dieser in Frage kommt .Es ist die ähnliche Geschichte wie mit Corona.Je nach Ideologie vertritt man die eine oder andere Position.Wahrheit ist öfters dazwischen oder man rechne selber.Wie viele Tiere sterben tatsächlich am Wolf? Vie viel %sind es?Die USA haben die meisten Toten an Corona, aber pro 100 000 Menschen noch weit unter Belgien zB !.Und Schweden ohne Ohne den ganzen lockdown nur paar % mehr dafür wohl keine 2 Welle,weil sie die Sache durch sind.Und vergisst nicht die Abstimmung der Konzern Verantwortungsinitiative….das gehöhrt auch zum Naturschutz..Wie die Förderung nach eine Transaktionssteuer und die Stärkung localer Kreisläufwirtschaft,Ökologie,und dezentraler Energie….usw usw…

  3. Die Schilderungen passen nicht ganz zu den Erfahrungen, die ich als Mutterkuhhalter in D in Bayern gemacht habe.
    Grad WEIL meine Mutterkühe hochnervös wurden, phasenweise auf einer Waldrandfläche gar nicht mehr fressen, geschweige denn sich zum Wiederkäuen hinlegen wollten, sondern nur noch mit eng bei sich geführten Kälbern in den Wald gestarrt haben, habe ich damit angefangen Herdenschutzhunde einzusetzen. Das waren damals wohl am ehesten Durchzieher und somit die allerersten Kontakte meiner Rinder mit dem Wolf. Auf andere Wildarten oder freilaufende Hunde haben sie SO bisher niemals reagiert.
    Meine Hinterwälder Rinder sind behörnt, sie sind temperamentvoll und durchaus sehr wehrhaft – dennoch tragen die HSH drastisch zur Beruhigung der Herde bei. Das ist für mich nicht allein Herdenschutz und Artenschutz, sondern vor allem auch Menschenschutz.

    Was ich mir gut vorstellen kann, dass Nervösität, Panik und Ausbruchsneigung vor allem in der Anfangszeit der Rückkehr der Wölfe stattfinden, auch, dass es durchaus rassebedingte Unterschiede gibt, sowohl was die Wehrhaftigkeit, die Anpassungsfähigkeit und das Herdenverhalten angeht. Alle über einen Kamm scheren sollte man da nicht, sondern die situativen Beobachtungen von Tierhaltern absolut ernst nehmen.

    Mittlerweile sammeln sich die Rinder relativ mittig auf der Fläche, wenn sie und die Hunde Wolf oder Luchs wittern – die HSH «grollen» dann auf eine bestimmte Weise vor sich hin – aber meine Rinder können nun beruhigt weiterfressen und sich auf die Hunde verlassen. Das war ein langer Weg, ich denke, wir sind grad noch rechtzeitig fertig geworden, so dass die Symbiose HSH und Rinder hier bereits funktioniert, ehe sich das erste Rudel ansiedelt.

    Mit Beschwichtigungsversuchen, die den Beobachtungen vieler Tierhalter konträr gegenüber stehen, kommt man in dieser Thematik nicht allzu weit.

  4. Wölfe müssen menschenscheu bleiben, und das bleiben sie nur, wenn sie (kontrolliert!) bejagt werden. Es kann ja nicht sein, dass ein Hirte untätig zuschauen muss, wie seine Tiere vor seinen Augen angegriffen werden (wie schon geschehen ist); solch übergriffige Wölfe werden auch weiterhin Herden angreifen. Und es kann auch nicht sein, dass jede Weide gesamtschweizerisch wolfssicher eingezäunt werden muss; dann fehlen nämlich Weideflächen für Reh- und Rotwild, und der Wolf MUSS sich weiterhin an Nutztiere halten. Der Wolf soll da bleiben, wo er sich artgemäss ernähren kann: im Nationalpark; da ist auch der genetische Anschluss zu den italienischen Wölfen gewährleistet. In Siedlungsräumen hat er keinen Platz. – Es steht Artenschutz einer nicht gefährdeten Art gegen den in Jahrzehnten endlich erreichten Fortschritt in der tiergerechten Nutztierhaltung (überwiegende Stallhaltung vs. Offenställe); deshalb ja zum Jagdgesetz.

  5. Da kommt es mal offensichtlich zum Vorschein, dass der Mensch halt nicht seine Kühe verstümmeln sollte und den Tieren die Hörner ausbrennen sollte. Sie brauchen die Hörner als Verteidigung gegen den Wolf, ebenso gegen viel zu viele E-Biker und unvernünftige Wanderer in den Alpen. Dann kann man dann wieder dem Wolf die Schuld geben! Bei mir und meinem Umfeld gibt es ein klares NEIN zum Jagdgesetz!

  6. Nebst Hunden, unerfahrenen Wanderer und dem Wolf ist das ABSICHTLICHE erschrecken von Kühen («Kulikitaka Challenge», zb auf TikTok) zu erwähnen.

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