Torfabbau, beispielsweise für Blumenerde, zerstört in Jahrtausenden entstandene Moore, schadet der Biodiversität, aber auch dem Klima. Moore binden auf geringen Flächen nämlich grosse Mengen CO2. Mit den richtigen Torf-Ersatzprodukten gedeihen Pflanzen auch umweltschonend ohne Torf.
Artikel aus der «Zürcher Umweltpraxis» (ZUP, Ausgabe Nr. 91). Geschrieben von Véronique Rupert Schmitt (BAFU) und Jens Leifeld (Agroscope).
Reguläre Sackerde besteht häufig zu grossen Teilen aus importiertem Torf. Importiert ist er deshalb, weil Torf in der Schweiz nicht mehr abgebaut wird. Das gärtnerische Substrat ist nichts anderes als trockengelegte Moorerde, und in der Schweiz stehen Moore seit der Rothenthurm-Initiative von 1987 unter Schutz. Moore haben eine grosse Bedeutung für Klima und Biodiversität. Verschwinden sie unter anderem durch den Torfabbau, hat dies weitreichende Folgen.
Moore anderer Länder gehen auch die Schweiz an
Torf ist aber immer noch sehr beliebt in der Schweiz. Zu grossen Teilen stammt der Torf aus nordeuropäischen Ländern wie etwa den baltischen Staaten. Jährlich werden geschätzt bis zu 524’000 Kubikmeter Torf importiert. Dabei landet ein Drittel der in die Schweiz importierten Torfmenge im Detailhandel. Konkret sind dies 171’000 Kubikmeter Torf. Da ein grosser Anteil des Konsums privat ist, ist es wichtig, in seinem Garten auf torffreie Erde zu setzen, dies gilt aber auch für Gärtnereien sowie Unterhaltsdienste.

Wie Torfproduktion Umwelt und Klima schadet
Moorböden wirken wie ein Schwamm für schädliche Klimagase und spielen somit eine wichtige Rolle für das globale Klimagleichgewicht. Moore machen weltweit zwar nur drei Prozent der Landoberfläche aus, speichern aber fast doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Baumbiomasse zusammen.
Insgesamt finden sich hier ein Drittel der Kohlenstoffvorräte, die in Böden gebunden sind. Dies ist das Ergebnis langwieriger Prozesse. Moore entstehen, wenn Pflanzen an sehr nassen Standorten verrotten. Dabei wird aus ihnen praktisch ohne Sauerstoff ein Moor-Substrat. Und das passiert sehr langsam: Um einen Meter zu wachsen, braucht ein Moor tausend Jahre.
Damit Torf gestochen werden kann, muss man das Moor mithilfe von Entwässerungskanälen trockenlegen. In trockenem Zustand gelangt Sauerstoff an das Material, und ein Zersetzungsprozess kommt in Gang. Dabei werden unter anderem CO2 und Lachgas freigesetzt. Diese tragen zum Klimawandel bei – die klimaschädliche Wirkung des Lachgases ist sogar 300 Mal höher als diejenige von CO2.
Torfabbau gefährdet aber auch das empfindliche Ökosystem intakter Moorlandschaften und damit auch die Pflanzen- und Tierarten, die sich an die Lebensbedingungen mit nährstoffarmem und saurem Boden perfekt angepasst haben. Verschwinden Moore, so sterben auch sie aus.

Torffrei gärtnern …
Der Garten grünt und blüht auch ohne Torf – und das praktisch ohne Mehraufwand. Im Detailhandel ist ein immer grösseres Angebot an torffreien Sackerden zu finden. Auf der Packung ist dies meist klar durch die Bezeichnung «torffrei» gekennzeichnet.
Es ist besser, hier keine Kompromisse zu machen: Die Deklaration als «torfreduziert»kann bedeuten, dass immer noch ein hoher Torfanteil enthalten ist. Und auch bei sogenannter Bio-Erde gilt es, genau hinzuschauen, ob auch tatsächlich kein Torf eingemischt ist.
Gibt es im Geschäft keine Erde ohne Torf, fragt man am besten nach! Dadurch wird klar, dass ein Bedarf existiert.
… für alle Gartenprojekte möglich
Torffreie Erde eignet sich für alle möglichen Gartenprojekte. Sei es die Topfpflanze im Zimmer, die Kübelpflanze auf der Terrasse oder die Balkonbepflanzung im Blumenkasten. Genauso bei Beeten oder generell neuen Anpflanzungen. Gut beraten ist, wer für eine Aussaat Erde mit feiner Struktur, sonst Erde mit gröberer Struktur verwendet. All dies ist ohne Torf möglich.
Wer einen Garten oder eine Grünanlage neu anlegt oder gestaltet, sollte heimische Pflanzen verwenden. Diese sind meist gut an die hiesigen eher kalkhaltigen, alkalischen Bodenverhältnisse angepasst. Torf macht den Boden stattdessen sauer. Übliche Gartenpflanzen lieben sauren Boden nicht. Ausnahmen sind Heidelbeersträucher und Rhododendrenbüsche.
Ihnen kann mit einfachen Mitteln auch ohne Torf ein saurer Boden bereitet werden, beispielsweise durch Verwendung vom Rindenkompost oder gehäckseltem Nadelholz beziehungsweise der Erde, die unter Nadelbäumen zu finden ist. Selbst konsequentes Giessen mit Regenwasser macht einen Unterschied. Letztlich finden sich auch im Detailhandel torffreie, eher saure Erden – auf den Säcken ist der pH-Wert teilweise explizit vermerkt.
Zum Weiterlesen lohnt sich auch dieser ausführliche Artikel von Gartenbista.de zum Thema „Torffreie Erde verwenden und auf Torf im Garten verzichten – der Umwelt zu Liebe!“.