StartNewsForschungStudie zeigt enormes Potenzial für Zunahme invasiver Arten

Studie zeigt enormes Potenzial für Zunahme invasiver Arten

Auf unseren globalisierten Handels- und Transportwegen verschleppen wir Menschen – ob absichtlich oder unabsichtlich – Pflanzen, Tiere, Bakterien oder Viren aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in neue Lebensräume, wo sie zu grossen Problemen führen können. Wie viele dieser gebietsfremden Arten es weltweit bereits gibt und welche Gruppen von Lebewesen besonders invasiv sind, zeigt eine neue Studie.

«Alles, was existiert, kann irgendwann irgendwo gebietsfremd eingeschleppt werden», sagt Dr. Elizabeta Briski. Die Meeresbiologin ist Expertin für Invasionsökologie. Gemeinsam mit einem internationalen Team von Ökologen und Ökologinnen hat sie in einer Studie untersucht, ob die Anzahl eingeschleppter Arten proportional die globale Biodiversität widerspiegelt, oder ob bestimmte Artengruppen dazu neigen, sich häufiger ausserhalb ihrer angestammten Lebensräume anzusiedeln. Das berichtet der Informationsdienst Wissenschaft (idw) in einer Medienmitteilung.

Von «invasiven Arten», also «Eroberern» spricht Briski nicht generell. Die Invasoren sind laut Briki die «Bad Guys», diejenigen die Probleme verursachen. Diese Probleme können gewaltig sein: Biologische Invasoren können heimische Arten ausrotten, immense Kosten verursachen und Krankheiten verbreiten. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein, weshalb Briski lieber neutraler von «gebietsfremden Arten» spricht. Und deren Anzahl nimmt zu. Daher gebe es ein grosses Interesse daran, die Ausbreitung umfassend zu verstehen und Vorhersagen über Ausbreitungsmuster zu ermöglichen, erklärt sie die Motivation ihrer Forschung.

Die Muster der Einwanderung

«Wir sind der Frage nachgegangen, ob die Anzahl der gebietsfremden Arten Muster in der globalen Biodiversität widerspiegelt. Dann haben wir ermittelt, ob bestimmte Artengruppen überproportional oft eingewandert sind.» Dazu haben die Forschenden eine umfassende Liste der bislang beschriebenen gebietsfremden Arten erstellt – es sind rund 37’000 weltweit – und diese nach der biologischen Taxonomie gruppiert – vom Stamm über die Klassen, Familien bis hin zur einzelnen Art und Unterart. Diese haben sie dann in Relation zur globalen Biodiversität gesetzt. Das Ergebnis: Egal ob mikroskopisch klein oder nilpferdgross, ob an Land oder unter Wasser – von allen uns bekannten Lebewesen sind bislang im Durchschnitt etwa ein Prozent irgendwohin auf der Welt eingeschleppt worden oder eingewandert, wo sie ursprünglich nicht existierten.

«Natürlich ist die Datenlage zum Teil sehr unterschiedlich», gibt Briski zu bedenken. Arten an Land seien generell besser untersucht als solche im Wasser. Grössere Forschungsanstrengungen würden daher wahrscheinlich eine beträchtliche Anzahl neuer nichtheimischer Arten in marinen Lebensräumen zutage fördern. Auch andere wenig untersuchte Gruppen, wie etwa Mikroorganismen, würden in den Verzeichnissen nichtheimischer Arten bislang wahrscheinlich stark unterschätzt. «Ausserdem gibt es in verschiedenen Ländern unterschiedlich viel Forschung dazu. Es ist also durchaus möglich, dass es zum Beispiel im tropischen Regenwald sehr viele gebietsfremde Arten gibt, von denen wir schlicht nichts wissen.»

Bei einigen Gruppen hat sich ausserdem gezeigt, dass sie überproportional häufig ausserhalb ihres angestammten Verbreitungsgebiets etabliert sind, darunter Säugetiere, Vögel, Fische, Insekten, Spinnen und Pflanzen. «Das sind meist die Arten, die vom Menschen absichtlich für die Landwirtschaft, den Gartenbau, die Forstwirtschaft oder einfach aus Liebhaberei eingeführt wurden.» Und mit den gewollten Arten kämen immer auch ungewollte, beispielsweise als blinde Passagiere auf Schiffen. Dazu zählen beispielsweise Ratten, die niemand ansiedeln wollte, aber trotzdem um die Welt gereist ist, so Briski.

Zukünftige Einschleppungen gilt es zu verhindern

Insgesamt deuteten ihre Ergebnisse auf ein enormes Potenzial für zukünftige biologische Invasionen in verschiedenen Artengruppen hin, resümieren die Ökologen und Ökologinnen. Laut Bridki muss davon ausgegangen, dass wenn bislang nur ein Prozent der globalen Biodiversität betroffen ist, dass das Ausmass noch erheblich zunehmen wird. Bemerkenswert sei dabei die Zufälligkeit: «Früher oder später kann jede Art auf irgendeine Weise mithilfe unserer Transportwege in Gebiete gelangen, zu denen sie natürlicherweise keinen Zugang hätte.» Daher mahnen Briski und ihre Kolleginnen und Kollegen dringend Massnahmen an, um zukünftige Einschleppungen zu verhindern und die schädlichsten invasiven Arten, die bereits etabliert sind, unter Kontrolle zu bringen.

Zur Originalpublikation:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/geb.13781

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