StartTippsNachhaltig lebenWie Sie den nachhaltigsten Weihnachtsbaum finden

Wie Sie den nachhaltigsten Weihnachtsbaum finden

Etwas mehr als die Hälfte der rund 1.7 Millionen jährlich in der Schweiz verkauften Weihnachtsbäume werden über weite Strecken aus dem Ausland importiert. Seit einigen Jahren nimmt auch der Verkauf von Bäumen im Topf zu. Schliesslich gibt es auch Personen, die sich für einen Plastikbaum entscheiden. Bei dieser reichen Auswahl stellt sich die Frage: Welcher ist wohl der umweltfreundlichste?

Wie Weihnachtsgutzli, gehört für viele unbestritten auch der Weihnachtsbaum zum Fest der Liebe. Jedes Jahr muss ein neuer, schöner, buschiger Baum her – einfach piksen soll er nicht. Doch Weihnachtsbaum ist nicht gleich Weihnachtsbaum. Zur Auswahl stehen nebst dem klassischen Baum aus dem Wald auch ein künstlicher Plastikbaum oder ein Baum im Topf. Alle Optionen haben schlagkräftige Vor-, aber auch Nachteile. Die Frage nach dem nachhaltigsten Weihnachtsbaumes ist deshalb nicht eindeutig zu beantworten. Wir haben die Optionen «natürlich klassisch», «natürlich im Topf» oder «künstlich» miteinander verglichen und zeigen Ihnen, worauf bei allen drei Möglichkeiten geachtet werden muss.

Natürlich natürlich

Die IG Suisse Christbaum schätz, dass 65 Prozent der verkauften Bäume Nordmanntannen sind. Damit ist die Tanne mit den weichen Nadeln wohl der beliebteste Weihnachtsbaum der Schweiz. Immerhin 20 Prozent sind Fichten und jeweils 5 Prozent der Bäume sind Korktannen, Blautannen und andere. Die Nordmanntanne ist zwar schön, aber nicht einheimisch. Sie wächst deshalb nur in extra angelegten Baumkulturen. Die einheimische Fichte – auch Rottanne genannt – und Weisstanne, findet man im Mittelland immer weniger. Hier setzt man in Wäldern auf standortgerechte und hitzebeständigere Laubbäume. Von allen Weihnachtsbäumen wachsen 80 Prozent in angelegten Weihnachtsbaumkulturen, auf Landwirtschaftsflächen und werden mehrheitlich maschinell bewirtschaftet. Lediglich 20 Prozent sind aus durchforsteten, natürlichen Wäldern. Diese Option ist sicherlich die nachhaltigere, da sie aus einem natürlichen Wald-Ökosystem stammen und es zu keiner Landumnutzung kommt. Egal ob von einer Kultur oder vom Mischwald: Schweizer Bäume sind auf jeden Fall importierten vorzuziehen. Trotzdem werden etwas mehr als die Hälfte der in der Schweiz verkauften Weihnachtsbäume aus dem Ausland importiert – die meisten aus dem 1’200 Kilometer entfernten Dänemark. 2018 verursachte der Transport der über 5’500 Tonnen importierter Weihnachtsbäume und Tannenzweige rund 660 Tonnen CO2-Emissionen. Nebst den rund 1.7 Millionen Christbäume, die jährlich in der Schweiz verkauft werden, werden zusätzlich noch über 100’000 Bäume gefällt, die jedoch entsorgt werden müssen, weil sie nicht verkauft wurden.

Ein Nadelbaum absorbiert in den zehn Jahren, in welchen er zu einem Weihnachtsbaum heranwächst, etwa 18 Kilogramm CO2. Gleichzeitig filtert er grosse Mengen Staubpartikel aus der Luft und produziert Sauerstoff. Wir der Baum nach Weihnachten korrekt in einer Kompostieranlage oder einem Heizkraftwerk entsorgt, gelangt dieselbe Menge an CO2 wieder in die Atmosphäre. Damit ist ein natürlicher Weihnachtsbaum – der nicht über weite Strecken transportiert wurde – beinahe klimaneutral.

Darauf ist zu achten:

  • Möglichst lokal: Der Baum soll nicht über weite Strecken transportiert worden sein, sondern aus einer möglichst nahen Produktion stammen. Nebst dem, dass dies die umweltfreundlichste Option ist, wird dadurch zusätzlich die lokale Wertschöpfungskette unterstützt und garantiert Landwirt:innen eine wichtige Einnahmequelle. Beispielsweise verkauft Coop unter dem Label «Mini Region» Weihnachtsbäume aus lokaler Produktion. Bei Migros heisst das Label «Aus der Region, für die Region». Bei Coop stammen 100 Prozent und bei Migros über 70 Prozent der Weihnachtsbäume aus Schweizer Produktion. Oder Sie suchen sich online einen lokalen Anbieter. Einige Höfen bieten sogar das selber Schlagen des Weihnachtsbaumes an.
  • Zertifikat: Beim herkömmlichen Anbau von Tannen kommen schädliche Dünger und Pestizide zum Einsatz. Beim biologischen Anbau wird darauf verzichtet. Importierte Bäume wachsen in grossen Plantagen und unter Einsatz von Dünger und Pestiziden. Besonders in einem Haushalt mit kleinen Kindern oder Haustieren sollte kein mit Pestiziden belasteter Weihnachtsbaum stehen. Die nachhaltigste Wahl ist ein regionaler, biologisch produzierter und zertifizierter Baum. Die Label «IG Suisse Christbaum» und «Herkunftszeichen Schweizer Holz» garantieren, dass der Baum aus der Schweiz stammt. Das «FSC», «Bio Knospe» oder «Oecoplan» Zeichen, garantiert zudem einen möglichst ökologischen Anbau.
  • Upcycling: Bevor ans Entsorgen gedacht wird, können eventuell einzelne Teile (sofern er als biologisch zertifiziert ist) im eigenen Zuhause weiterverwendet werden. Die Tannennadeln beispielsweise eignen sich als duftender Badezusatz und die Zweige können als Frostschutz für Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon dienen.
  • Korrekt entsorgen: Die Luftreinhalteverordnung verbietet dass Verbrennen von Weihnachtsbäumen im eigenen Cheminée oder draussen, denn beim Verbrennen können Schadstoffe entstehen. Die ökologischere Option ist hier das Kompostieren. Deshalb bieten Gemeinden zu Jahresbeginn jeweils an bestimmten Tagen, eine kostenlose Grünabfuhr und korrekte Entsorgung der Weihnachtsbäume, an. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeinde bezüglich der genauen Daten.

Falls Sie die Möglichkeit haben in einem nahen Wald einen Baum zu fällen– sofern Sie dazu berechtigt sind oder den Wald selbst besitzen – ist ein einheimischer und lokal gewachsener Weihnachtsbaum allen anderen Optionen vorzuziehen.

Fantastic plastic!

Der Plastik Weihnachtsbaum bringt einige Vorteile mit sich: Er bleibt immer grün, benötigt keine grosse Pflege und verliert keine Nadeln. Sofern er jährlich Verwendung findet, entfällt zudem der Transport eines neuen Baumes von der Produktionsstelle zum Handel und vom Handel in die warme Stube. Das spart grosse Mengen an CO2 ein. Vergleicht man die Ökobilanz eines jeweils echten und künstlichen Baumes, schneidet der Plastik-Baum erst nach etwa 5 bis 15 Jahren besser ab – je nach Grösse und Herstellungsweise des Baumes. Doch selbst wenn der Baum nach den besagten Jahren im Gebrauch einen weniger grossen CO2-Fussabdruck aufweist, fallen aber andere, schwerwiegende Aspekte ins Gewicht. Plastik-Bäume bestehen aus Plastik und Metallen, weshalb sie eine grosse Menge an Ressourcen und Energie zur Produktion benötigen. Ganz besondere Probleme bereitet er aber am Lebensende: Es ist beinahe unmöglich einen künstlichen Weihnachtsbaum zu rezyklieren und bei der Verbrennung werden schädliche Stoffe freigesetzt. Viele künstliche Weihnachtsbäume sind zudem aus dem karzinogenen und erbgutverändernden Polyvinylchlorid (PVC). Hinzu kommt, dass die meisten künstlichen Weihnachtsbäume aus China stammen, was ein weiter Transport und meist schlechte Arbeitsbedingungen bedeutet. Zwar schliesst gemäss einer Kanadischen Studie die Ökobilanz des künstlichen Weihnachtsbaums in der Kategorie «Ökosystemqualität» besser ab wie der natürliche – das aber nur, wenn der natürliche Baum von einer konventionell bewirtschafteten Plantage stammt, wo kaum von einem natürlichen Ökosystem gesprochen werden kann. Bezüglich Klimawandel und Ressourcen schneidet der natürliche Weihnachtsbaum deutlich besser ab.

Darauf sollte geachtet werden:

  • Lebenslange Verwendung: Legen Sie sich nur einen künstlichen Weihnachtsbaum an, wenn Sie ihn lebenslänglich nutzen werden.
  • Verzicht: Weil der künstliche Baum nicht rezykliert werden kann und die Entsorgung zu schädlichen Emissionen führt, raten wir davon ab, sich einen Plastik-Weihnachtsbaum zu kaufen.

Den lebenden Weihnachtsbaum mieten

Seit einigen Jahren findet man bei immer mehr Anbietenden Weihnachtsbäume im Topf. Diese Option wird meist als nachhaltigste Wahl angepriesen. Dabei hat man die Wahl zwischen einem Baum, den man das Jahr über im eigenen Garten oder auf dem Balkon hegen und pflegen kann oder einem Mietbaum, der das Jahr hindurch in einer Gärtnerei oder Baumschule steht. Der grosse Vorteil eines Baumes im Topf ist, dass er im Wohnzimmer weniger schnell Nadeln verliert. Er muss allerdings regelmässig (alle zwei Tage) gewässert werden und braucht von Zeit zu Zeit einen grösseren Topf. Gemäss Ökobilanz der Umweltberatungsfirma Carbotech ist ein Mietbaum von zehn Kilo aber nur minimal umweltfreundlicher: 2’600 Umweltbelastungspunkte (UBP) im Vergleich zu 2’700 UBP eines geschlagenen Baumes. Dabei darf der Transportweg mit dem Privatauto nicht länger als drei Kilometer sein. Ein Lieferdienst, der noch andere Ware transportiert, kann für dasselbe Budget Umweltbelastungspunkte bis zu 70 Kilometer zurücklegen. In der Stadt Zürich einen Mietbaum aus dem Graubünden zu mieten ist demnach weniger umweltfreundlich wie einen lokalen, bio zertifizierten, geschlagenen Baum zu kaufen. Am besten mietet man also einen Baum einer lokalen Gärtnerei.

Besitzt man jedoch einen Garten oder Balkon, kann die Ökobilanz des Weihnachtsbaumes im Topf, im Vergleich zu den Optionen «natürlich klassisch» oder «künstlich», tatsächlich am besten ausfallen. Dies bedingt jedoch, dass der Baum richtig gepflegt und Jahr für Jahr korrekt auf die paar Tage in der warmen Stube und dann wieder kaltem Januarwetter draussen, vorbereitet wird. Denn bei zu langem Aufenthalt in der Wärme baut der Baum seinen Frostschutz ab. Die Aklimatisation an einem kühlen Ort, beispielsweise in der Garage oder im Keller, ist also essentiell. Zusätzlich ist zu bedenken: Jedes Jahr einen Baum in den Garten zu pflanzen wird auch irgendwann schwierig.

Darauf ist zu achten:

  • Richtige Art und Anzucht: Bei einem Baum im Topf wählt man am besten eine einheimische Fichte oder Weisstanne in Bio-Qualität. Fichten eignen sich wegen ihres flachen Wurzelsystems besonders für das Leben im Topf. Besonders wichtig ist, dass der Baum bereits im Topf herangezogen wurde. Wurde der Baum erst kurz vor dem Verkauf eingetopft besteht die Gefahr, dass seine Wurzeln beim Ausgraben geschädigt wurden und der Baum deshalb geschwächt ist.
  • Lokale Produktion: Wird der Baum im Topf von weiter her als 70 Kilometer bestellt – oder mit dem Privatfahrzeug von weiter her wie drei Kilometern abgeholt –, fällt die CO2-Bilanz weniger gut aus, wie die eines geschlagenen Baumes aus der Region.
  • Realistisch bleiben: Falls Sie den Baum nicht mieten sondern behalten wollen müssen Sie sich überlegen, ob Sie entweder im Garten oder dem Balkon Platz dafür haben und ob Sie den Baum regelmässig und fachgerecht pflegen können, damit er den Wechsel zwischen warm und kalt überlebt.

Weihnachten besteht nicht nur aus dem Weihnachtsbäumchen

Bei all diesen vielseitigen Optionen kommen einige gewagte Fragen auf, die Sie sich vielleicht über die besinnlichen Tage durch den Kopf gehen lassen möchten: Würden Sie sich alljährlich – sagen wir mal zum Sommerferienbeginn – eine ganze Palme in die Stube stellen? Nein? Sie betrachten diese lieber draussen, wo sie in ihrem natürlichen Ökosystem vorkommt? Finden wir ganz verständlich… Wer ist schon so schwachsinnig einen Baum zu fällen oder heranzuziehen, nur damit er ungefähr vier Wochen im Jahr in der Stube stehen kann?

Einen weiteren Gedanken wert wäre, ob nicht bereits ein Baum im Garten oder auf dem Balkon zur Verfügung steht, der als Weihnachtsbaum dekoriert werden kann?

Last but not least: Ein Weihnachtsbaum – egal welcher – generiert im Vergleich zu anderen weihnächtlichen Traditionen und Geschenken kaum eine Umweltbelastung. Ein Weihnachtsbaum verursacht im Durchschnitt etwa so viel CO2 wie 1 Kilogramm Brot oder 40 Gramm Rindfleisch. Wenn Sie also beispielsweise an Weihnachten auf Fleisch verzichten entspricht dies in etwa der Ökobilanz von vier Weihnachtsbäumen pro Person. Mit einer fleischfreien Weihnachtsfeier sparen Sie also wesentlich mehr CO2 ein, wie ein Weihnachtsbaum produziert.

Weitere Artikel: Ein spannender Meinungsbeitrag zum Thema Normanntanne oder Rottanne finden Sie hier.

1 Kommentar

  1. Die meisten Bäume im Topf, egal ob Discounter, Gärtnerei oder Landwirt, sind gestochen und nicht im Topf gezogen. Dadurch werden soviele Wurzeln abgetrennt, dass der Baum mit grösster Wahrscheinlichkeint abstirbt.
    Anzufügen ist noch, dass importierte Bäume meistens mit wachstumshemmenden Hormonen behandelt wurden. Dies stellt ein Gesundheitsrisiko für Kinder und Frauen dar.
    Die Bäume von http://www.happy-tree.ch sind im Topf gezogen und werden im biologisch abbaubaren HAPPY TREE Naturfaser-Topf geliefert. Ergo no plastic. Dank unserem Knowhob beträgt die Überlebenschance unserer Weihnachtsbäume sensationelle 98 Prozent.

    Hinweis: für Topfkulturen ist aus regulatorischen Gründen gar kein FSC-Zertifikat möglich.

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