Die Zugzeit neigt sich dem Ende zu und die Beringungsstation der Vogelwarte auf dem Walliser Col de Bretolet schliesst ihre Netze. In diesem Jahr wurden dort so viele Fichtenkreuzschnäbel beringt wie noch nie zuvor.
Die Beringungsstation auf dem Col de Bretolet wird seit 1958 von der Schweizerischen Vogelwarte betrieben. Sie fängt, beringt und vermisst Zugvögel, die über den Pass in ihre weiter südlich gelegenen Winterquartiere fliegen. So sammelt sie wertvolle Informationen über den Vogelzug, etwa das durchschnittliche Durchzugsdatum, die Anzahl der durchziehenden Individuen und die körperliche Verfassung der Zugvögel, schreibt die Vogelwarte in einer Medienmitteilung.
In diesem Jahr wurden dort zwischen August und Oktober mehr als 2500 Fichtenkreuzschnäbel beringt – ein Rekord! Der nomadische Finkenvogel ist gerne in kleinen Schwärmen unterwegs und frisst vor allem Samen von Nadelbäumen, insbesondere Fichten. Die Verfügbarkeit von Fichtensamen hat deshalb grossen Einfluss auf seine Zugbewegungen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Trupps auf der Suche nach Nahrung sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen und dabei mehrere hundert oder sogar tausende Kilometer zurücklegen. Auch das Brutgeschäft richtet sich nach der Verfügbarkeit von Fichtensamen, und bei genügend Nahrung kann der Fichtenkreuzschnabel selbst mitten im Winter brüten.
Mit seiner kräftigen Färbung, die zwischen rot (Männchen) und gelbgrün (Weibchen) variiert, und dem grossen Schnabel erinnert der Fichtenkreuzschnabel an einen Papagei. Der spezielle Schnabel ist an das Öffnen von Fichtenzapfen angepasst. Man unterscheidet zwischen «rechts-» oder «linksschnäbligen» Vögeln, je nachdem, wie die Schnabelspitzen gekreuzt sind.