StartHintergrundWer singt denn da? – Lernen Sie fünf Vogelstimmen

Wer singt denn da? – Lernen Sie fünf Vogelstimmen

Noch vor den ersten Sonnenstrahlen flötet, zwitschert, trillert und jauchzt es aus allen Ecken. Doch zu welchem Schnabel gehört welcher Gesang? Lernen Sie die Stimmen von fünf der häufigsten Gartenvögel der Schweiz kennen.

Unsere gefiederten Gartenbewohner sitzen meist gut getarnt in Sträuchern und Hecken. Um sie aufzuspüren, sperren Vogelkundler deshalb ihre Ohren weit auf: An ihren Stimmen lassen sich die Arten gut identifizieren und unterscheiden. Oftmals viel besser als von Auge.

Für das ungeübte Gehör ist das allerdings gar nicht so einfach. Als Einstieg stellen wir Ihnen deshalb fünf der häufigsten Vertreter der Garten-Avifauna zum Anhören vor. Nach Absolvieren dieses kleinen Lehrgangs sollten Sie in der Lage sein, eine Auswahl der kleinen Sänger vor Ihrer Haustür bestimmen zu können.

In den folgenden Beispielen gehen wir vor allem auf den Gesang der Männchen ein. Alle Arten verfügen aber auch über eine reichhaltige Bandbreite von weiteren Tönen, um den Partner zu rufen, einen lästigen Gegner abzuwehren oder vor einem Feind zu warnen. Alarmlaute sind oft artübergreifend verständlich für die Tiere.

Die Amsel

Der im Frühjahr weithin hörbare Reviergesang der Amselmännchen ist vielen Menschen vertraut. Die Amsel gilt als besonders kreativ beim Erfinden, Kombinieren und Variieren von Motiven. Die Strophen klingen melodiös und flötend und enden in einem «Anhängsel», das die Amsel mit geschlossenem Schnabel erzeugt. Viele Gesangselemente übernehmen Amseln vom Vater und von anderen Männchen. Sie imitieren aber auch Lautäusserungen anderer Vogelarten oder sogar Zivilisationsgeräusche wie Sirenensignale von Rettungsfahrzeugen. Oft hört man ein Männchen singen und dann ein zweites in ähnlicher Melodie und Strophenlänge antworten.

Amsel mit Wurm im Schnabel.
Die Amsel gilt als besonders kreativ beim Erfinden, Kombinieren und Variieren von Melodien. © Kathy2408, via pixabay

Der Buchfink

Der Buchfink ist unser häufigster Brutvogel. Zu Beginn der Fortpflanzungszeit kennzeichnet der männliche Buchfink sein Brutrevier durch intensiven Gesang. Laut und durchdringend singt er ab März etwa wie «zizizizjazjazoritiu-zip» oder «zipzipzip».

Buchfink.
Der Buchfink ist unser häufigster Brutvogel. © moritz320, via pixabay

Die Kohlmeise

Der Reviergesang der Meise mit dem kohlenschwarzen Köpfchen ist eine Reihe metallisch reiner, hoher und lauter Motive aus typischerweise zwei, manchmal aber bis zu vier Silben verschiedener Tonhöhe. Die Motive werden jeweils bis zu zehn mal wiederholt. Forscher haben herausgefunden, dass Männchen mit grossem Gesangsrepertoire durchschnittlich dominanter und erfolgreicher sind. Ob ihr Werben erfolgreich ist, hängt aber noch von anderen Faktoren ab: So suchen sich Weibchen meist Partner, deren Gesang dem des Vaters am wenigsten ähnelt.

Kohlmeise
Die Kohlmeisen-Männchen mit grossem Gesangsrepertoire sind durchschnittlich dominanter und erfolgreicher. © Kathy2408, via pixabay

Der Haussperling/«Spatz»

Den Spatz kennen wir wohl alle – und auch er verfügt als geselliger Vogel über eine Vielzahl unterschiedlicher Lautäusserungen. So gibt er beispielsweise unterschiedliche Töne von sich, je nachdem ob sich ein Feind vom Boden oder aus der Luft annähert. Der Reviergesang der Männchen besteht aus einem monotonen, relativ lauten, rhythmischen «Tschilpen». Was erstmal simpel klingt, ist beim näheren Hinhören faszinierend: Analysen haben ergeben, dass diese Lautäusserungen komplex komponiert sind und sowohl individuelle Merkmale als auch Stimmungen darin codiert sein können.

Ein Spatz oder Sperrling sitzt auf einem Stein.
Auch der Spatz singt, aber sein Gesang ist eher einfach. © marcelkessler, via pixabay

Die Blaumeise

Der typische Reviergesang der Blaumeise beginnt mit zwei bis drei hohen, sehr ähnlichen Lauten: einem «zizi» oder «zizizi». Dem folgt ein Triller in etwas tieferer Tonlage, der aus 5 bis 15 kürzeren Elementen besteht. Damit halten es aber nicht alle Blaumeisen gleich: Der typische Triller am Ende der Strophe kommt bei den Vögeln im Mittelmeerraum seltener vor. Dies hängt damit zusammen, dass dort keine so starke Konkurrenz mit der Kohlmeise besteht. Bei den nördlicheren Blaumeisen ist der Triller erforderlich, damit keine Verwechslungen mit dem schwarzköpfigen Cousin passieren. Denn experimentell konnte gezeigt werden, dass Kohlmeisen auf Blaumeisengesang ohne Triller gleich stark reagieren wie auf arteigenen Gesang.

Blaumeisen pfeiffen unterschiedlich.
Das Trillern der Blaumeise kann sich je nach Verbreitungsraum unterscheiden. © Oldiefan, via pixabay.

Die eingefügten Aufnahmen stammen aus der Vogelstimmen-Sammlung Xeno-Canto.

Weitere Stimmaufnahmen und detaillierte Porträts der fünf Vögel finden Sie auch bei der Vogelwarte Sempach.

(Erstveröffentlichung 2020)

9 Kommentare

  1. Danke, Danke für diese herrlichen Vogelkonzerte. Ich frage mich oft wer singt und zwitschert denn da so vielseitig frühmorgens und auch abends 🙂

  2. Könnt ihr meine Gedanken lesen; )? Genau das frage ich mich seit sich der Frühling angekündigt hat…! Vielen Dank!

  3. Gibts da eine Fortsetzung,denn die fünf waren mir schonbekannt.Tu mir schwer mit den»Waldbewohner,Kreuzschnabel, Fitis,Kernbeisser, … Die kann ich im Sommer nie zuordnen!
    Unsere Dauerbewohner kennt manja meist.
    Danke für di3 tolle Idee!

  4. Vielen Dank für diesen schönen Beitrag,
    herzerwärmend, diese gefiederten Geschöpfe!
    Ich werde es noch mit meinem Enkel anhören.

  5. Herzerwärmend….aber nicht, wenn ein Buchfink 16h am Tag von 4 Uhr morgens bis 22 Uhr abends einen mit seinem Gekrächze quält, und das stundenlang, PAUSENLOS. Unmöglich! Ich hör mir alles an, Amseln singen wunderbar, Blaumeisen usw, alles schön. Aber Buchfinken sind einfach nur lästiges Ungeziefer…wären die nicht geschützt, würde ich einen nachm anderen abmurksen…
    Aber irgendne Möglichkeit find ich schon, die zu vertreiben. Lästiges Gesocks

  6. Bei mir sitzt jeden Vormittag ein Vogel, etwas länger als ein Star hoch im Baum und stößt ein langgezogenes „Tschiiiiiiiip“ aus. Ich kann ihn schlecht erkennen weil ich gegen die Sonne gucken muss. Was kann das für ein Vogel sein?

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