Der Bericht zum alpenüberquerendem Güterverkehr 2018 zeigt: Die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Schweizer Alpen ist weiter am sinken. Die Schlechte Nachricht: Die gesetzlich festgelegte, maximale Anzahl pro Jahr wurde nicht erreicht.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat den Bericht zum alpenüberquerendem Güterverkehr 2018 veröffentlicht. Die Zahlen zeigen, dass immer noch zu viele Lastwagen jährlich die Alpen überqueren. Obwohl das Ziel nicht erreicht wurde, will der Bund nun unterstützende Massnahmen abbauen. Für die Alpen-Initiative ist dieser Entscheid nicht zulässig. Sie fordern im Gegenteil mehr greifende Massnahmen, damit das Verlagerungsziel möglichst schnell erreicht werden kann.
Neuer Güterverkehr-Rekord
Im Jahr 2018 durchquerten rund 941’000 Lastwagen die Schweizer Alpen. Das sind rund 33 Prozent weniger als noch im Jahr 2000. Dieser Rückgang konnte erreicht werden, obwohl insgesamt mehr Güter durch die Alpen transportiert wurden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass dieser Wachstum vor allem auf den Schienen stattgefunden hat. Laut BAV sind 2018 rund 19 Millionen Tonnen Güter auf den Schienen durch die Alpen transportiert worden – ein neuer Rekord.
Das klingt nach einer guten Nachricht, sowohl für die Wirtschaft als auch für den Alpenraum. Für Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, ist klar: «Betrachtet man die Entwicklung in den anderen Alpenländern, dann ist die Schweizer Verlagerungspolitik ein Erfolgsmodell – und zwar dank der Alpen-Initiative.» In der Schweiz werden heute 70 Prozent des alpenquerenden Güterverkehrs auf der Bahn transportiert. Im Vergleich dazu sind es in Österreich gerade mal 30 Prozent, berichtet die Alpen-Initiative.
«Jeder dritte Lastwagen dürfte nicht unterwegs sein»
Trotzdem hinterlässt der Bericht des BAV einen schalen Nachgeschmack. Zwar fuhren weniger Lastwagen über die Alpen, aber das gesetzliche festgelegte Ziel von 650’000 Lastwagen pro Jahr wurde nicht erreicht. «Gemäss Gesetz dürfte jeder dritte Lastwagen, der durch die Schweizer Alpen fährt, gar nicht unterwegs sein. Wir befinden uns momentan quasi in einem illegalen Zustand: Das Verlagerungsziel darf nicht einfach so nach Gutdünken auf die lange Bank geschoben werden», meint Jon Pult, in einer Mitteilung der Alpen-Initiative.
Das Nichterreichen des Verlagerungsziels wird unterschiedlich begründet. Ein genannter Grund ist, dass es in den Nachbarländern an politischer Akzeptanz für eine Alpentransitbörse fehlt. Oder dass andere Kontingent-Systeme für Lastwagenfahrten die Verlagerung auf die Schiene erschwert.
Nicht weniger, sondern mehr Massnahmen
Wenig Verständnis hat die Alpen-Initiative für den vom Bundesrat geplanten Abbau der unterstützenden Massnahmen. «Es geht nicht an, unterstützende Massnahmen für den Kombinierten Verkehr auslaufen zu lassen, bevor das Verlagerungsziel erreicht ist», sagt Jon Pult. «Im Gegenteil, jetzt braucht es umso mehr griffige Massnahmen.
Ein Beispiel für eine solche griffige Massnahme wäre die Einführung einer Alpentransitbörse. Eine solche Börse gilt als effizientes Mittel im Kampf gegen die Lastwagenflut im Alpenraum. Als Sofortmassnahme verlangt die Alpen-Initiative, dass die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auf die im Landverkehrsabkommen mit der EU vereinbarte Höhe erhöht und mit einer CO2-Komponente ergänzt wird.