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Corona begünstigt Jagd auf Turteltauben in Malta

Als einziges EU-Land setzt Malta jedes Jahr Ausnahmeregelungen für eine Jagd auf Zugvögel im Frühjahr durch. Die Hobbyjäger der Mittelmeerinsel haben es dabei besonders auf die Turteltaube abgesehen, Deutschlands Vogel des Jahres 2020. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen es legalen und illegalen Jägern jetzt noch leichter, die Tiere zu schiessen.

«Die Jagd auf die Turteltaube muss endlich gestoppt werden. Ihr Bestand ist stark bedroht, trotzdem darf sie in zehn EU-Staaten ganz legal bejagt werden – das ist völliger Irrsinn», sagt Leif Miller, Geschäftsführer des Naturschutzbundes in Deutschland (NABU). Die Bestände der Art sind in Deutschland seit 1980 um fast 90 Prozent eingebrochen. Auch hierzulande nahmen die Bestände gemäss Zahlen der Schweizerischen Vogelwarte Sempach seit den Neunzigerjahren um rund 40 Prozent ab. In der Schweiz gibt es nur noch ca. 150 bis 400 Paare. Hauptursache für den Rückgang ist der Verlust hochwertiger Lebensräume, insbesondere aufgrund der industrialisierten Landwirtschaft.

Jagdsaison fällt mit Hauptdurchzugszeit zusammen

Für Malta gilt seit 2017 eigentlich ein Moratorium für seine Ausnahmegenehmigung zur Jagd auf Turteltauben. Um die über 6’000 Vogeljäger des Inselstaats zufriedenzustellen, genehmigte der zuständige Minister Clint Camilleri – selbst ein Jäger – eine dreiwöchige Frühjahrsjagdsaison auf Wachteln. Sie wurde in diesem Jahr so ausgedehnt, dass sie mit der Hauptdurchzugszeit der Turteltauben zusammenfällt. Die kleine Taube überwintert südlich der Sahara und kehrt gerade in ihre Brutgebiete zurück.

Auch in Malta dürfen die Menschen wegen der Corona-Pandemie nur für notwendige Erledigungen aus dem Haus. «Von unseren Partnern vor Ort wissen wir, dass die Jagd für die maltesische Regierung absurderweise dazu zu gehören scheint. Zudem ist die Polizeieinheit, die die Jagd kontrolliert, derzeit mit Aufgaben zur Covid-19-Eindämmung stark ausgelastet. Kontrollen der Jäger im Gelände werden daher gar nicht oder völlig unzureichend durchführt», so NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling. Daher geht der Partnerverband BirdLife Malta davon aus, dass in diesem Frühjahr unter dem Deckmantel einer Wachteljagd tausende Turteltauben auf dem Zug in ihre Brutgebiete illegal geschossen werden. Und auch viele andere geschützte Zugvögel, wie Schwarzstörche, Triele, Rohrweihen und andere Greifvögel, Pirole oder Bienenfresser, werden wohl ihr Leben auf Malta lassen.

Internationale Zusammenarbeit erforderlich

BirdLife Schweiz beteiligte sich mit BirdLife International, nationalen BirdLife-Organisationen und zahlreichen Partnern an der Erarbeitung eines Aktionsplans für die Turteltaube, der im Oktober 2018 im Rahmen der Bonner Konvention offiziell verabschiedet wurde.

Der NABU stattet seit 2016 Turteltauben mit Sendern aus, um mehr über die Zugwege und -zeiten zu erfahren. «Wir müssen derzeit leider befürchten, dass nicht alle vom NABU besenderten Turteltauben überleben», so Neuling. «Wir hoffen, dass unsere Petition, bei der sich über 77’000 Menschen gegen die Turteltaubenjagd ausgesprochen haben, endlich dazu beiträgt, den Abschüssen in der EU ein Ende zu machen. Nur so kann der internationalen Aktionsplan zum Schutz der Turteltaube auch Erfolge bringen.»

Das BirdLife-Netzwerk engagiert sich im Kampf gegen die Wilderei im Mittelmeerraum und ist auf Ihre Unterstützung angewiesen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Quellen: Naturschutzbund Deutschland, BirdLife Schweiz

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