In der Schweiz dürfen zwölf ganze Wolfsrudel abgeschossen werden. Das bewilligte das BAFU auf der Basis der neuen Jagdverordnung. fauna.vs kritisiert die Verordnung scharf und wirft dem Bundesrat mangelndes wissenschaftliches Vorgehen vor. Die Organisation fordert bei der Umsetzung der definitiven Verordnung wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen, um eine vernünftige Wolfspolitik zu ermöglichen.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Auslöschung von zwölf Wolfsrudeln und den Abschuss von zwei Drittel der Jungwölfe in sechs Rudeln. Damit eröffnet das BAFU die Jagd auf den Wolf. Die Grundlage für diesen Entscheid bildet die revidierte Jagdverordnung, welche die präventive Regulierung von Wolfsrudeln ermöglicht. Die Kantone Graubünden, Wallis, Waadt, St. Gallen und Tessin haben von dieser Änderung Gebrauch gemacht und beim BAFU Gesuche zur Regulierung von Wolfsrudeln eingereicht. Demnach wollen die Kantone 13 Rudel vollständig ausrotten und bei sechs weiteren Rudeln zwei Drittel der Welpen töten. Mit einer Ausnahme hat das BAFU all diese Gesuche gutgeheissen. Die Kantone können nun bis zum 31. Januar 2024 ihre Abschussverfügungen erlassen.
fauna.vs, die Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie, kritisiert das Vorgehen vom Bund in einer Medienmitteilung. Die Organisation schreibt, dass die vom Bundesrat angepasste Verordnung und die damit verbundenen Massnahmen zur Regulierung des Wolfs in keiner Weise auf wissenschaftlicher Evidenz basieren. fauna.vs schliesst daraus, dass die Entscheide rein politisch, wenn nicht gar psychologisch motiviert sind.
Realitätsferne Wachstumsprognosen von Bundesrat Rösti
Bundesrat Albert Rösti verbreitet das Schreckgespenst eines exponentiellen Wolfswachstums, obwohl kein biologisches Phänomen diesem Gesetz folgt, schon gar nicht die Entwicklung einer Tierpopulation. Es gilt nicht das exponentielle Modell, sondern das logistische Modell: Das Wachstum einer Population erfolgt anfangs sehr langsam, im mittleren Bereich findet ein schnelles Wachstum statt, gefolgt von einer ebenso raschen Stabilisierung, wenn der Gleichgewichtsbestand erreicht ist, der letztendlich von der Verfügbarkeit von Beutetieren bestimmt wird. Wenn man das von Herrn Rösti erwähnte Exponentialmodell weiterdenkt, würden im Jahr 2050 in der Schweiz fast eine halbe Million Wölfe leben. Das ist völlig realitätsfremd!
Auswirkungen der Regulierung können sich als kontraproduktiv erweisen
Was die Hypothese betrifft, dass Wölfe scheuer würden und dass unsere Sicherheit dadurch erhöht würde, wenn sie systematisch geschossen werden, gibt es dafür bislang keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege. Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass durch einen erhöhten Jagddruck die mutigeren Wölfe, die sich eher den Menschen nähern, zugunsten von scheueren Individuen eliminiert werden.
Darüber hinaus haben Untersuchungen gezeigt, dass die Akzeptanz des Wolfs in der Bevölkerung mit einer Liberalisierung von Abschüssen nicht unbedingt zunimmt. Vielmehr steigt die Intoleranz gegenüber dem Wolf noch. Wilderer werden sogar aktiver, wenn legale Abschüsse vorgenommen werden, da man ihnen das Signal gibt, dass sie etwas für die öffentliche Gesundheit tun würden.
Man stellt sich gerne vor, dass die Ausrottung einer ganzen Wolfspopulation jegliche Schäden an Nutztieren beenden würde. Diese extreme Massnahme ist jedoch unrealistisch, da eine solche Ausrottung technisch viel schwieriger ist als angenommen, denn der Wolf ist eine sehr intelligente Art, die viele Fallen, die man ihm stellt, umgehen kann. Darüber hinaus ist der Wolf eine demografisch sehr dynamische Art, wobei die jährliche Wachstumsrate einiger Populationen bis zu 40% betragen kann. Zudem würde eine vollständige Eliminierung gegen internationale Verpflichtungen verstossen.
Destabilisierung der sozialen und demografischen Strukturen
Wenn die Entnahmen nicht fein abgestimmt werden, besteht die Gefahr, dass auch Wölfe, die wenig oder keinen Schaden anrichten, geschossen werden. Dies würde dem angestrebten «erzieherischen» Effekt (so der Begriff des Bundesrates) eindeutig zuwiderlaufen. Die Destabilisierung der sozialen und demografischen Strukturen, die Abschüsse innerhalb eines Rudels mit sich bringen, führt häufig zu mehr statt weniger
Wölfen. In vielen Regionen weltweit ist zu beobachten, dass Wölfe, die nach der Regulierung ihres Rudels zu Einzelgängern wurden, verhältnismässig mehr Schaden anrichteten als Wölfe in etablierten Rudeln. Einzelwölfe, oft subadulte Streuner, konzentrieren sich auf leichter zu erbeutende Haustiere.
Eine Korrektur nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist notwendig
flora.vs erachtet die von Bundesrat Albert Rösti beschlossene Teilumsetzung der Jagdverordnung in vielerlei Hinsicht als katastrophal. Aus Gründen der Verantwortung und der Glaubwürdigkeit müsse der Bundesrat bei der definitiven Umsetzung der Jagdverordnung, die auf den 1. Februar 2025 geplant ist, unbedingt die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Wolf berücksichtigen, die für eine vernünftige Managementpolitik notwendig sind. Die Verordnung in ihrer jetzigen Form berücksichtige dies nicht. Zudem sei mit dem vorliegenden generellen Abschussplan die Chance vertan worden, die Wirksamkeit von Teil- oder Totalausrottungen von Rudeln wissenschaftlich zu evaluieren.
Der Abschuss vom Wolf hätte die Bewilligung dem Besitzer der Schadens gegeben werden sollen. So korrektur den Wölfe wo Schaden machen. Selbstregulierung ist ein Witz. Weil es es immer Landwirtschaftstiere zu fressen gibt und wen nicht ist es der Mensch.