StartHintergrundWissenTotholz, von wegen tot!

Totholz, von wegen tot!

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

Totholz ist Grundlage für neues Leben und dient verschiedensten Tieren als Versteck, Brutstätte oder Nistplatz, Winterquartier, Nahrung, Nest- und Baumaterial. Es sollte schon deshalb nicht, dem Ordnungssinn gehorchend, aus unseren Gärten verbannt werden. Totholz ist zudem schön anzufassen und anzusehen. Schon als Kinder sammelten wir an der Thur Schwemmholz und sahen darin allerlei Figuren und Wesen, die wir im Garten aufstellen durften.

Totholz ist nicht gleich Totholz. Mit Lacken und Lasuren behandeltes Holz ist für die Natur wertlos, und natürlich sollten wir Holz einheimischer Bäume zu Beigen und Haufen schichten, denn in exotischen Hölzern wird sich kein Käfer entwickeln können.

In meinem kleinen Garten hat es Platz für Totholzhaufen, gemischt mit Steinen, Reisighaufen, Holzbeigen, aufgestellte morsche Äste und kleinere Stämme oder Scheitstöcke. Und überall Holzbretter, Latten und Stäbe zur Stütze, Einfassung oder Abdeckung. Zum Beispiel beim Kompost.

Eine Wolfsspinne im Totholz.
© Christine Dobler Gross

Willkommen geheissen werden alle Wildtiere im Garten, aber das Totholzangebot steht insbesondere bereit für Igel, Spitzmäuse, Regenwürmer, Asseln, Spinnen, Insekten wie Ohrwürmer, Florfliegen, Ameisen, Käfer, Libellen, Wespen, Wildbienen, Glühwürmchen, Häuschenschnecken, aber auch Vögel, Blindschleichen, Molche, Feuersalamander, Erdkröten, Eidechsen… wobei, leider hat es keine Eidechsen im Quartier.

Die Wolfsspinne mit ihrem Eicocon sonnt sich gerne auf dem Holzstück, bei Gefahr kann sie blitzschnell unter der Borke verschwinden.

Eine Grabwespe, Pemphredon spec. im Totholz.
© Christine Dobler Gross

Die Grabwespe (Pemphredon spec.) nutzt im Holzstamm einen Käferfrassgang, um ihre Beute (Blattläuse) eintragen zu können. Hier guckt sie aus dem Loch.

Eine Grabwespe (Ectemnius spec.) nagt ein Loch ins Totholz.
© Christine Dobler Gross

Eine andere Grabwespe (Ectemnius spec.) nagt sich das Nest selber ins morsche Holz. Ihre Beutetiere sind Fliegen, die sie in ihr Nest bringt und ihre Eier darauf ablegt.

Eine Grosse Schlupfwespe am Totholz.
© Christine Dobler Gross

Auf und im Totholz liegen meine spannendsten Entdeckungsorte von Tiervorkommen im Garten. Die Grosse Holzschlupfwespe legt hier gerade ihr Ei in eine lebende Larve eines anderen Insektes im Scheit der Holzbeige.

Eine Libelle, Blaugrüne Mosaikjungfer, auf Totholz.
© Christine Dobler Gross

Die Libelle (Blaugrüne Mosaikjungfer) legt ihre Eier unter einen modernden Holzast am Ufer des Teiches.

Eine Hornisse raspelt Holz für ihr Nest.
© Christine Dobler Gross

Hornissen und Wespen raspeln Holz, welches sie für ihren Nestbau benötigen.

Besonders reizvoll wäre ein grosser, alternder Baum im Garten, der von zuoberst bis zuunterst verschiedene Lebensräume bieten und ständig Totholz abwerfen würde.

Kreative Leute werden Totholz auch als Kunst im Garten einsetzen.

Es gibt ein wunderbares Buch, das uns das Totholz näher bringt und uns die Augen für seine Schönheit und Nützlichkeit öffnet: Es heisst Lebensraum Totholz: Gestaltung und Naturschutz im Garten von Werner David und ist 2010 im Pala Verlag erschienen.

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