Gärten voller Blüten erfreuen hungrige Insekten und unser Auge gleichermassen. Besonders wenn im Juni die Mähmaschinen die Wiesen leergeräumt haben, verlagert sich das Insektenleben in blütenreiche Naturgärten. Deshalb lohnt sich hier eine sommerliche Fotosafari!
Text und Bild von Beatrix Mühlethaler, Bloggerin «Hotspot Naturgarten»
Mohnblüten im Garten ziehen viele Insekten magisch an, insbesondere Bienen, Schwebfliegen und Hummeln. Mohn keimt nur auf offenen Flächen und hat deshalb in einem betagten Naturgarten, wo mehrjährige Pflanzen den Boden weitgehend erobert haben, einen schweren Stand. Im Gemüsegarten aber feiert er ein Fest: Wo der üppige Mohnbestand des Vorjahrs seine Samen hat fallen lassen, wachsen viele Rosetten auf den abgeernteten Beeten. Da auch noch Gemüse Platz finden soll, bleiben dem Mohn die Randbereiche vorbehalten. So bereichern sie den Pflanzplätz ungemein.
An zwei südlich ausgerichteten Böschungen sorge ich durch Hacken und Jäten ebenfalls für etwas freien Raum, sodass Ein- und Zweijährige ihre Chance nutzen können.
Im Ziergarten, wo einige Gärtnereipflanzen von Wildpflanzen umrahmt werden, gewinnt der Baldrian immer stärker an Boden. Er bereichert diese Ecke lange Zeit, zuerst mit seinen Blüten, dann mit seinen Samenständen, die über der niedrigeren Flora schweben.
Bis in den Spätsommer öffnen nach und nach Dutzende von Wildpflanzen ihre Blütenkelche und bringen mal hier, mal dort Farbe und tierische Besucher in den Garten.
Leider fehlt im Garten seit wenigen Jahren der prächtig gelb blühende gemeine Gilbweiderich. Ein Schädling oder eine Krankheit hat ihn dahingerafft. Ihn neu zu etablieren, erweist sich als schwierig. Dabei hat der Gilbweiderich eine besondere Eigenschaft, die für eine Wildbienenart, die Schenkelbiene, unverzichtbar ist: Er liefert statt Nektar ein – energiereicheres – Öl. Dieses bringt die Schenkelbiene, mit Pollen vermischt, für ihren Nachwuchs in die Niströhren im Boden ein. Zum Glück findet sie als Ersatz im Schattenbereich den punktierten Gilbweiderich, eine Zierpflanze aus Osteuropa. Ob auch das niederwachsende Pfennigkraut eine entsprechende Alternative darstellt, ist mir nicht bekannt. Ein hübscher Bodendecker ist es allemal.
Dass Blüten hungrige Gäste anlocken, ist ja nur logisch. Aber dieses Jahr gab es doch eine freudige Überraschung: So viele Schmetterlinge wie heuer habe ich in den 23 Jahren, seit dieser Garten existiert, noch nie gesehen. Und zwar gilt dies sowohl für die Artenzahl wie für die Anzahl Individuen.
Da fliegen neben den immer häufigen Kohlweisslingen über längere Zeit gleichzeitig 3 bis 4 Paare des Zitronenfalters. Zahlreich vertreten sind auch der Braune Waldvogel und das Ochsenauge, gerne am Wilden Majoran saugend. Das Waldbrettspiel fliegt im schattigeren Teil des Gartens, wobei es nicht wie die anderen der Blüten wegen hier weilt. Es saugt bevorzugt Säfte von Bäumen und Obst.
Der Mauerfuchs zeigt sich dieses Jahr ebenfalls häufiger als sonst im Garten, und das Landkärtchen bemerke ich zum ersten Mal – in mehreren Individuen. Sogar ein Kaisermantel lässt sich immer wieder blicken. Der Schwalbenschwanz fliegt täglich herum, öfter auch zu zweit. Admiral, Distelfalter und Pfauenauge erweitern den Reigen. Ein Dickkopffalter und zwei Arten des Bläulings vertreten die kleineren Tagfalter.
Besonders angetan hat es den Schmetterlingen ein kleines blühendes Garteneck vor dem Haus mit Karthäusernelke, Wildem Majoran, Hornklee, Labkraut und Betonie:
Die Legenden zu den Schmetterlingsbildern machen klar: Neben den Blüten, die den Insekten Nahrung bieten, braucht es im Garten möglichst auch ihre Raupenpflanzen.
Denn sonst ist unser Garten für sie kein vollkommener Lebensraum, sondern ausschliesslich ein Wirtshaus für die Erwachsenen. Andererseits ist auch klar: Gärten allein können unsere Schmetterlingspopulationen nicht erhalten. Dazu braucht es gute Strukturen und eine reiche Flora in der ganzen Landschaft.
Liebe Beatrix, einen wunderbaren Einblick in deinen vielfältigen und belebten Naturgarten mit tollen Bildern gewährst du uns hiermit, herzlichen Dank! Immer wieder offene Bodenstellen schaffen, ja, das bringt vieles – deine Breitsamen (ich bin ganz neidisch, es ist eine tolle Pflanze!) und dein Mohn lehren mich das. Eine grössere Vielfalt und Fülle an Schmetterlingen kann ich hier in meinem Garten in Zürich nicht beobachten. Sicher hat das einen Zusammenhang mit der Diversität der Stauden im Garten. So ist der Malvendickkopffalter nicht mehr hier, weil auch die Malven fast verschwunden sind. Der Gemeine Gilbweiderich hat auch bei bei mir seit ein paar Jahren ein Problem. Eine Botanikerin hat herausgefunden, dass es Milbenbefall ist: die Blätter beginnen zu kräuseln und die Pflanze kommt nicht zum Blühen. Vielleicht ists bei dir dasselbe?
Interessante Beobachtungen und tolle Fotos. Schade, dass die Namen der Schmetterlinge nicht auch auf Latein sind. Ich spreche Italienisch und habe Probleme mit deutschen Namen.
Liebe Beatrix
Danke für den tollen Artikel. Ich teile deine Beobachtung, dass es dieses Jahr besonders viele Schmetterlinge gibt. Ich hatte 6 Schwalbenschwanzraupen am Fenchel. Die ersten im Juli und die letzten im August. Auch Dickkopffalter,Aurorafalter, Kaisermantel, Ochsenauge, Tagpfauenauge, C-Falter, Faulbaumbläulinge, erstaunlich viele Zitronenfalter und viele Kohlweisslinge konnte ich bei mir sehen. Vielleicht liegt es daran, dass im nahen Friedhof immer mehr naturnah gearbeitet wird und ein Neubaukomplex neben meinem Garten mit naturnahem Umschwung bestückt wurde. Das ist ganz toll zu beobachten.