Schlagen Ihnen die Wüsten rund ums Haus auch aufs Gemüt, sobald der alles verzuckernde Schnee wieder geschmolzen ist? Dann ziehen Sie los, um Ihre Umgebung fotografisch zu dokumentieren. Fangen Sie Gegensatzpaare von tristen und lebendigen Orten ein und machen Sie eine Augen öffnende Ausstellung in Ihrer Gemeinde! Erhellende Beispiele gibt es überall.
An jeder Ecke entstehen sie neu: Öde Geröllflächen, die nicht einmal für Trockenheit liebende Pflanzen und Tiere etwas hergeben. Die Begründung dafür ist immer die ordentlich aussehende Pflegeleichtigkeit. Diese ist allerdings ein Trugschluss: Nach einigen Jahren sind im Gestein genügend Nährstoffe hängen geblieben, dass anspruchslose Kleinkräuter gedeihen. Oder das untergelegte Vlies wird undicht, und es brechen Winden durch. Sobald solches Leben die vermeintliche Ordnung stört, könnten die aufgeschreckten Gestaltungsmuffel dazu neigen, ihr Traumziel mit Gift wieder herzustellen.
Deshalb sollten wir unermüdlich vermitteln, dass es eine langfristig funktionierende Lösung gibt, die Augenweide, Lebensraum und leichte Pflege in einem bietet: eine Kiesfläche mit der Flora natürlicher Magerwiesen. Das bringt farbige Blüten vom Frühling bis in den Herbst, Pollen und Unterschlupf für allerlei Insekten und im Winter Samen für die Vögel. Nur einmal im Frühling braucht es einen Schnitt. Der Mensch bekommt das Erlebnis der Jahreszeiten zurück und Nahrung für die Seele im Alltagsumfeld.
Nackte Steine sind auch beliebt zum Füllen ungenutzter Kleinflächen zwischen Gebäuden, Strassen und Wegen. Selbst keimende Kräuter beenden aber irgendwann die Illusion einer sauberen Gestaltung. Und schon bald lädt die – gemäss dem allgemeinen Verständnis – verunkrautete Fläche dazu ein, den Hund kacken und Unrat fallen zu lassen.
Von Beginn weg schön und dauerhafter lassen sich Restflächen gestalten, indem man mageren Boden einbringt und eine passende Blumenmischung ansät. Das bringt doppelte Freude: Für den Unterhaltsdienst der Gemeinde, der nur einmal im Jahr mähen muss, und für die Menschen, die hier vorbei gehen.
Knapp 40 Prozent des schweizerischen Siedlungsraums sind nicht überbaut, sondern bestehen aus unversiegelten Flächen. Damit stünden über hunderttausend Hektaren Land zur Verfügung, um die Natur ins Quartier zu lassen. Doch noch epidemischer als Steine dehnt sich der Rasen. Damit er grün und blumenfrei spriesst, wird er von Rasenfetischisten mit Dünger versorgt und Herbiziden behandelt. Hausbesitzer stossen viele lärmige Wochenendstunden lang ihre Motorrasenmäher herum, um das Grün zu trimmen. Facility Manager fahren unter der Woche auf Mähmonstern ebenso lärmige Runden um Mehrfamilienhäuser. In trockenen Sommern kommen Wassersprenger zum Einsatz. Ein riesiger Materialaufwand für fast nichts. Denn solcher Rasen hat nur auf stark genutzten Flächen einen Nutzen.
Manchmal reicht es, Rasen nicht mehr so häufig zu mähen. Bald kehren kriechender Günsel, Massliebchen und Ehrenpreis zurück. Wenn es in der Umgebung Blumenwiesen hat, keimen eventuell auch Margerite, Witwenblume und Lichtnelke. Wer Blumenrasen sät und ihn nach Bedarf selektiv mäht, hat alles: Rasen zum Begehen und Wiese mit Blumen. Allerdings sollte man offen sein für das, was der Ort erlaubt: Nicht jeder Standort bringt dieselbe Blumengarnitur hervor. Das gilt auch, wenn man eine klassische Wiese anlegen möchte und eine Blumenwiesen-Mischung sät.
Früher mussten Gärten vor Wildtieren geschützt werden. Heute sperren dichte Zäune oder Betonmauern harmlose Tiere aus. Zum Beispiel den Igel. Grenzhecken aus Thuja, Kirschlorbeer oder Hagebuche sind etwas durchlässiger, aber als Monokulturen ästhetisch eintönig und teils ökologisch fragwürdig. Kirschlorbeer macht sich als invasiver Neophyt in Wäldern breit.
Dabei könnten Umfriedungen ihren Zweck erfüllen und gleichzeitig ein wertvolles Stück Natur sein. So erfreut eine vielfältige Hecke aus frei wachsenden einheimischen Büschen das menschliche Auge mit Blüten oder Beeren und bietet Nahrung sowie Unterschlupf für vielerlei Tiere. Für engere Verhältnisse gibt es auch kleine Wildbüsche.
Trostlose Beispiele findet man leider viele:
Die Beispiele stammen aus einer Ausstellung von Beatrix Mühlethaler für die Gemeinde Illnau-Effretikon. Wer die Ausstellung übernehmen und selber in der eigenen Gemeinde ausstellen möchte, kann sich an Beatrix Mühlethaler wenden: E-Mail schreiben.
Gut erzählte Reportage. Der gefasste Blick auf die Fratze des Facility Managements. Warum lassen Menschen sich das bieten?
Menschen sind bequem, gleichgültig, fad, gedankenlos, geduldig, leben vermehrt virtuell … sind bisweilen kreativ und liebenswürdig. Wer sind wir? Wohin treiben wir auf den Wellen der Zeit? Es braucht initiative Optimisten wie dich!
Gute Idee! Das ist eine tragische Realität in unsere Land. Leider wie sehr oft in der Natur- und Umweltschutz sind den Bilder/Fotos nicht genug schön, um wirklich Emotionen zu schaffen… Man sollte vielleicht im Voraus dem Projekt besser planen, damit eine Person mit einigen Fotografieerfahrungen dabei ist… Bilder/Fotos schaffen Emotionen bei den Betrachter, man sollte also nur Top-Bilder auswählen um etwas zu bewegen, dass sollte man nie vergessen…
Ich habe die Ausstellung gesehen: dort kommen die Bilder noch viel besser zur Geltung: gross und als gegensätzliche Bildpaare wirken sie enorm stark! Aber auch für sich alleine halte ich diese Bilder für sehr aussagekräftig. Man kann übrigens die Bilder anklicken zum Vergrössern.
Danke Frau Mühlethaler für ihre eindrückliche Dokumentation. Um unsere Häuser in einer Genossenschaftssiedlung blüht es prächtig. Selbst im Winter findet man etwas blühendes und mit Geduld kann man eine niedliche Rötelmaus von einem Loch zum nächsten flitzen sehen.