StartHintergrundWissenHaarsträubende Fakten zum Thema Trinkwasser und Pestizide

Haarsträubende Fakten zum Thema Trinkwasser und Pestizide

Schon gewusst, dass letzten Sommer mehrere Trinkwasserfassung vom Netz genommen wurden, weil ein potenziell krebserregendes Pestizid den Grenzwert überschritt? Oder, dass wir Hühnermist ins Ausland exportieren müssen, weil die Schweizer Böden bereits überdüngt sind? Besorgniserregende Fakten unterstreichen, warum die Initiative für sauberes Trinkwasser dringend notwendig ist.

Die Abstimmung am 13. Juni rückt näher und die Debatten um die Trinkwasserinitiative haben wohl ihren Höhepunkt erreicht. Doch nicht alle Fakten werden in der Öffentlichkeit ausreichend diskutiert und einige verdienen genauerer Betrachtung – denn unser Trinkwasser und die Landwirtschaft sind nicht so sauber, wie wir gerne glauben möchten.

Im Sommer 2020 mussten mehrere Trinkwasserfassungen vom Netz genommen werden, weil sie mit einem potenziell krebserregenden Pestizid kontaminiert waren.
In fast jedem zweiten Kanton wurden Überschreitungen des Grenzwerts von Chlorothalonil, einem Pflanzenschutzmittel gegen Pilzbefall, gemessen. Die Trinkwasserfassungen mussten vom Netz genommen oder mit Wasser aus unbedenklichen Quellen verdünnt werden. Während Chlorothalonil in der EU bereits vor zwei Jahren verboten wurde, dürfen einige Wirkstoffe des Pestizids in der Schweiz mittlerweile nicht mehr als «toxikologisch relevant» bezeichnet werden – und zwar, weil das rufschädigend für die Herstelllungsfirma Syngenta sein könnte.

Wir wissen gar nicht, nach welchen Wirkstoffen wir im Trinkwasser suchen müssen.
Zum Einen, weil wir noch nicht genügend wissenschaftliche Untersuchungen zu den Risiken vieler Pestizide haben – inbesondere für Auswirkungen einer Langzeitexposition – und zum Anderen, weil die Namen der Abbauprodukte vieler Pestizide gar nicht preisgegeben werden. Denn sie gelten als Geschäftsgeheimnis der Hersteller! Deshalb hat das Bundesamt für Landwirtschaft die Namen der Wirkstoffe für lange Zeit nicht einmal an die Kantone weitergegeben, so berichtete Kantonschemiker Kurt Seiler.

Wir importieren nicht nur massenhaft Kraftfutter, sondern exportieren sogar Gülle ins Ausland.
Wir sind also auf dem besten Weg in Richtung industrielle Tierproduktion! Dank den rund 1,4 Millionen Tonnen importiertem Futtermittel pro Jahr können wir in der Schweiz viel mehr Tiere halten, als von der Schweizer Landwirtschaftsfläche ernährt werden könnte. Die massiven Mengen von Gülle und Mist können jedoch von der Landwirtschaftsfläche nicht aufgenommen werden, daher muss der anfallende Mist umverteilt werden. Hühnermist wird deshalb ins Ausland exportiert, so berichtete SRF bereits im Juli 2016. Und da die Schweizer Pouletproduktion seither stark ausgebaut wurde, wird mittlerweile wohl noch mehr Hühnermist durch die Gegend gefahren.

Darmkrebs aus dem Wasserhahn:
Eine Studie aus Dänemark hat das Krebsrisiko von Nitrat im Trinkwasser genauer untersucht – und zeigt: bereits ab einer Nitrat-Belastung über 3.87mg/Liter Wasser ist das Risiko statistisch signifikant erhöht. Und bei einer Nitrat-Belastung über 16.75mg/Liter steigt das Krebsrisiko um 20%. Unser Grenzwert? Aktuell bei 25mg/Liter!

Herbizidboom auf den Alpen
Sogar auf den Alpen werden verschiedenste Herbizide eingesetzt um unerwünschte Kräuter abzutöten. Leider vergiften diese Wirkstoffe auch zahlreiche Farne, Steinhaufen, Brennesseln – Lebensräume für Insekten und andere Tiere. Verantwortlich dafür? Jahrzehntelange Misswirtschaft und erhöhte Direktzahlungen.

In Frankreich ist Parkinson bei Landwirt*innen bereits als Berufskrankheit erkannt.
Bereits seit 2012 ist dort der Zusammenhang zwischen Pestiziden in der Landwirtschaft und der Nervenkrankheit staatlich anerkannt. Denn verschiedene wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Zusammenhang signifikant ist. In der Schweiz wartet man noch… angeblich auf eine bessere Datengrundlage.

PS: Fundiert und unterhaltsam – Michael Elsener hat auch zum Thema recherchiert:

© Michael Elsener via Youtube

2 Kommentare

  1. Ein Hoch dem Michael Elsener, sein Video ist gut gemacht, sauber verarbeitet und. Interessant , kurzweilig und aufschlussreich gestaltet.Sobald ich weiss wie , werde ich ihm etwas überweisen. Wer das Video gesehen hat und immer noch NEIN stimmt, bei dem stimmt was nicht. Wem will denn der Bauer seine gespritzte Ware noch verkaufen, wenn alle Leute Krank werden oder verdursten ? Ausserdem hängt ja das Immunsystem vom Gesundheitszustand des Menschen ab und wenn das gestört ist, wird er anfällig gegenüber Krankheiten und Seuchen. Siehe Corona und die Zuckerkranken

  2. Liebes Naturschutz-Team

    Gemäss der Verordnung des EDI über Trinkwasser Nr. 817.022.11 (https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2017/153/de) ist der Höchstwert von Nitrat bei 40mg/l und nicht wie im Artikel beschrieben bei 25mg/l. Die EU-Grundwasserrichtlinie 2016/118/EG hat sogar einen noch höheren Grenzwert von 50mg/l festgelegt.

    Wenn Nitrat gemäss der Studie aus Dänemark bereits ab einem Wert von 16.75mg/Liter das Krebsrisiko um 20% steigert, warum wird nichts unternommen um den Grenzwert zu senken?
    Vielen Dank für Ihre Antwort.
    Liebe Grüsse

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