StartNewsGesellschaftWer verdient den Teufelsstein? Die Abstimmung läuft

Wer verdient den Teufelsstein? Die Abstimmung läuft

Muss das Hühnerfleisch für die Chicken Nuggets aus Brasilien anreisen? Das Wasser im Red Bull fast auf der ganzen Welt aus der Schweiz kommen? Und müssen Schweizer Hunde Hühnerbrust aus China fressen? Das Onlinevoting ist eröffnet, und nun kann die Öffentlichkeit entscheiden, wer mit dem Teufelsstein den Schmähpreis für Transportunsinn erhält. Auch für den Positivpreis Bergkristall sind drei Kandidaten im Rennen.

Der Verkehr ist einer der grössten Verursacher von Umwelt- und Klimaschäden. Bei weitem sind nicht alle Transporte nötig, berichtet die Alpen-Initiative in einer Medienmitteilung. Das Ziel der Alpen-Initiative ist es, mit der Vergabe des Teufelssteins Konsumentinnen und Konsumenten für unsinnige Transporte zu sensibilisieren. Vor allem aber will sie Unternehmen zu mehr Verantwortungsbewusstsein anregen. Denn mit der Produktions- und Angebotsgestaltung sowie der Wahl der Transportmittel können Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung des CO2-Fussabdrucks leisten.

Wer Transporte vermeidet und so die lokale Produktion stärkt, will die Alpen-Initiative belohnen. Sie verleiht daher auch dieses Jahr den Bergkristall, als positives Gegenstück zum Teufelsstein. Mit ihren Produkten oder Dienstleistungen tragen die nominierten Kandidaten zur Transportverminderung bei und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.

Noch bis Anfang September kann die Öffentlichkeit per Post oder online unter www.alpeninitiative.ch/vote  abstimmen und mitentscheiden, wer den Teufelsstein und den Bergkristall erhalten soll. Die Preise werden den Gewinnern am 3. Oktober 2023 offiziell überreicht.

Diese drei Kandidaten stehen für den Teufelsstein 2023 zur Auswahl

Aldi Suisse – Chicken Nuggets aus Brasilien
Das Hühnerfleisch der tiefgefrorenen «la finesse»-Chicken Nuggets des Detailhändlers Aldi kommt aus Brasilien. Der als grüne Lunge der Erde bezeichnete Amazonas-Regenwald ist leider immer weniger grün. Er wird für die landwirtschaftliche Nutzung wie eben die Hühnerzucht rücksichtslos abgeholzt. Aldi hat nicht auf unsere Anfragen reagiert. Wegen dieser Intransparenz können wir das genaue Ausmass des Transportunsinns leider nicht berechnen. Gemäss unserer Schätzung beträgt der CO2-Fussabdruck des Transports einer Packung Chicken Nuggets 254g und ist damit 18-mal höher als der von Schweizer Hühnerfleisch.

Red Bull – aus den Alpen nach Indien
Die Mehrheit der weltweit verkauften Red Bull Dosen wird in Widnau, im St. Galler-Rheintal, abgefüllt. Statt also lokal abzufüllen, wie dies viele andere Getränkehersteller tun, verschifft Red Bull unnötig tausende Tonnen Wasser rund um die Welt. Da Red Bull trotz mehrmaliger Aufforderung nur spärlich Informationen preisgab, haben wir exemplarisch den Weg einer 335-ml-Dose von Widnau nach New Delhi in Indien berechnet. Diese legt einen Transportweg von 14’120 km zurück und verursacht damit einen CO2-Ausstoss von rund 156g.

Migros – Hundesnack aus China
Als «natürlicher Snack» angepriesen reist das Hundefutter «Max XXL Hühnerbrust» unnatürlich weit. Die Hühnerbrust stammt nämlich aus China und stösst pro Packung zwischen 103 und 117g CO2 aus, bevor der Snack im Hundenapf landet. Zum Vergleich: Mit einem in der Schweiz gezüchteten Huhn würde der CO2-Ausstoss nur 8g betragen. Das chinesische Huhn wird per Lastwagen zum Hafen von Qingdao gefahren und gelangt dann per Schiff zu einen europäischen Hafen (Antwerpen, Rotterdam oder Genua je nach Verfügbarkeit), von wo aus es mit dem Zug in die Schweiz kommt. Das entspricht einem Transportweg von durchschnittlich 20’280 km.

Diese drei Kandidaten stehen für den Bergkristall zur Auswahl

fabas – radikal lokal
Pflanzliches Protein aus 100% lokalen Zutaten. «Wir müssen mehr pflanzliche Proteine in der Schweiz anbauen, um den Wandel unseres Ernährungssystems zu beschleunigen», erklärt fabas Gründerin Anik Thaler. Fünfzehn Schweizer Landwirtschaftsbetriebe bauen mittlerweile für fabas Kichererbsen, Ackerbohnen und Erbsen an. Aus diesen werden zwischen Zürich und Luzern verschiedene Hummus, Falafel und Bohnenburger hergestellt. Heute finden sich die Produkte in den Regalen von rund 100 kleinen Läden in der Schweiz.

Ocean Responsibility Switzerland
Die Schweiz soll Verantwortung für die Ozeane übernehmen
Die Schweiz ist einer der grössten Reedereistandorte. Auf See wird jeder sechste Container von einer und jede fünfte Tonne für eine Schweizer Firma transportiert. Die Schweiz ist daher mitverantwortlich, was auf den Meeren passiert. Das Netzwerk Ocean Responsiblity Switzerland will die Hochseeschifffahrt in die Klimapolitik einbinden, hinterfragt Lieferketten und fordert eine Schweizer Ozeanpolitik mit verbindlichen ökologischen und sozialen Zielen.

OVO Logistique Urbaine
Mit Cargo-Velos und Mikro-Depots die Stadt von Lastwagen entlasten
Das im Jahr 2020 gegründete Genfer Unternehmen OVO Logistique Urbaine fungiert als Bindeglied zwischen Läden, Ladenbesitzer:innen und Transporteuren. Die Ware wird in Mikro-Depots am Stadtrand deponiert, bevor sie mit Cargo-Velos zu den Geschäften gelangt. «Wir wollen Lösungen anbieten, um die Effizienz der Logistik auf der letzten Meile zu verbessern und die Belästigung und Verschmutzung in den Stadtzentren zu reduzieren», erklärt Co-Gründer Olivier Starkenmann.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte Kommentar eintragen
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein

Newsletter Anmeldung

Erhalten Sie die neusten Jobs und News.

Dank Ihrer Hilfe können wir spannende Artikel aufbereiten, den Veranstaltungskalender pflegen und die Job-Platform betreuen.

TOP-NEWS