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Nationalrat will Biodiversitätsförderung auf Ackerflächen abschaffen

Der Nationalrat will doch keine Biodiversitätsförderung auf Ackerflächen. Dies hat er letzte Woche entschieden und macht damit eine Kehrtwende. Die Biodiversitätsmassnahmen in den intensiv genutzten Ackerflächen wurden einst im inoffiziellen Gegenvorschlag zu den Pestizid-Initiativen versprochen.

Mit einer knappen Mehrheit aus SVP, Mitte und Teilen der FDP wirft der Nationalrat die im Dezember beschlossene Einführung von 3.5 % Biodiversitätsförderflächen im Ackerland wieder über den Haufen. Geplant war, dass im intensiv genutzten Ackerland mit breiter Saat, Blühstreifen und anderen Massnahmen die stark gefährdete Artenvielfalt dieses Lebensraum gefördert wird. Profitiert hätten unter anderem Feldhasen und Feldlerchen, aber auch Wildbienen- und Käferarten oder seltene Pflanzenarten des Kulturlandes. BirdLife Schweiz bezeichnet den Entscheid deshalb als «politische Kehrtwende ohne jegliche Faktengrundlage». Besonders stossend sei, dass gleichzeitig eine Vernehmlassung mit konkreten Vorschlägen zur «Verbesserung» dieser Massnahme läuft. Letzteres forderte das Parlament vom Bundesrat im Dezember 2023 mit Annahme der Motion Friedli.

Die Schweizer Landwirtschaft engagiert sich zwar mit Biodiversitätsförderflächen, allerdings sind diese Flächen qualitativ und quantitativ noch nicht genügend oder liegen an wenig geeigneten Standorten. Besonders gravierend ist die Situation auf den Ackerflächen. Während die Wissenschaft aufzeigt, dass es für den Erhalt der Biodiversität mindestens 5% Biodiversitätsförderflächen auf Ackerland braucht, ist in der Praxis nicht einmal die Hälfte davon erreicht. Dabei profitieren erwiesenermassen nicht nur Flora und Fauna, sondern auch die Landwirtschaft von entsprechenden Massnahmen. So erhöhen klug verteilte artenreiche Biodiversitätsförderflächen die Bestäubungsleistungen und reduzieren den Schädlingsdruck in benachbarten Kulturen.

«Aus fachlicher Sicht ist klar, dass die bisherigen Biodiversitätsförderflächen im Ackerland bei Weitem nicht ausreichen, um die typischen Pflanzen- und Tierarten und die langfristige Funktionsfähigkeit der Agrarökosysteme zu bewahren», sagt Jonas Schälle, Projektleiter Landwirtschaft von BirdLife Schweiz. «Die 3.5 % BFF auf Ackerfläche sind ein Kompromiss, den wir zugunsten einer mehrheitsfähigen Lösung mitgetragen haben.», so Schälle weiter. Tatsächlich haben sich viele Bäuerinnen und Bauern auf die neue Situation bereits vorbereitet. Doch dann wurde die Einführung der 3.5% zweimal um ein Jahr verschoben. «Dass nun die 3.5% ganz auf dem Spiel stehen, ist unverständlich und verstösst gegen Treu und Glauben», erklärt Schälle.

BirdLife Schweiz setze sich gemeinsam mit progressiven Kräften der Land- und Ernährungswirtschaft dafür ein, dass das Parlament sein Versprechen für einen besseren Schutz der Artenvielfalt hält. Dieses Versprechen ist Teil des Gesamtpakets, welches von Parlament und Bundesrat als inoffizieller Gegenvorschlag zu den Pestizid-Initiativen geschnürt wurde. Das Geschäft geht nun in der nächsten Runde in den Ständerat. BirdLife Schweiz hofft, dass dieser sich an das Versprechen gegenüber der Bevölkerung erinnert und beschliesst, die 3.5% BFF auf Ackerfläche nach den langen Verzögerungen nun endlich einzuführen.

2 Kommentare

  1. Einfach unverständlich, man bleibt mit einem Kopfschütteln zurück. Hatte da der Bauernverband wieder seine dreckigen Lobbyfinger im Spiel…?

  2. Bin immer wieder aufs neue von der Mitte enttäuscht. Geht es um Umwelt- und Naturschutz steht sie immer wieder auf der Seite der Verhinderer.

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