StartNewsNaturLeben unter der Strasse – die Tunnelfledermäuse von Spreitenbach

Leben unter der Strasse – die Tunnelfledermäuse von Spreitenbach

Raymond Witter staunte nicht schlecht, als ihm bei der Arbeit Fledermäuse entgegenflogen, als ein Dolendeckel geöffnet wurde. Denn über 100 Wasserfledermäuse nutzen den Hohlraum unter diesem Dolendeckel als Tagesschlafversteck und fliegen jede Nacht 1.4 km durch das Kanalsystem zur Limmat, um dort zu jagen.

Artikel von Elias Bader, Stiftung Fledermausschutz, Originalveröffentlichung bei Stiftung Fledermausschutz

Um uns das Leben zu vereinfachen, teilen wir Menschen gerne in Kategorien ein. Davon sind auch Fledermausschützer nicht ausgenommen. Diese Art frisst das, jene braucht solche Quartiere und diese ist von dann bis dann im Winterschlaf. Dieses Kategorisieren ist nützlich und wichtig. Dass es sich dabei aber um künstliche Unterteilungen handelt und sich die Natur nicht immer an diese Kategorien hält, wurde uns kürzlich einmal mehr vor Augen geführt.

So erreichte uns eine Filmaufnahme von Raymond Witter der Firma Graf AG, Zufikon. Als die Mitarbeiter der Firma Ende Juni an einem Strassenrand in Spreitenbach einen Dolendeckel öffneten, kamen ihnen plötzlich Fledermäuse entgegen. Umgehend wurden die Arbeiten eingestellt und der Bauleiter kontaktierte den Kantonalen Fledermausschutz-Beauftragten des Kantons Aargau, Andres Beck.
Bei einem Augenschein vor Ort fand dieser über 100 Wasserfledermäuse, welche das Kanalisationsnetz als Rückzugsort und Wochenstube für die Jungenaufzucht benutzen. Der Schacht, in dem die Tiere angetroffen wurden, endet gut 1.4 km weiter, direkt an der Limmat. Diese Strecke müssen die Fledermäuse also jeden Tag unterirdisch durch Röhren mit 1.2 m Durchmesser zurücklegen, um in ihre Jagdgebiete zu gelangen.

Dass Wasserfledermäuse verschiedenste Quartiere nutzen wie Baumhöhlen, Dachstöcke oder Brückenspalten, ist bereits seit langem bekannt, dass sie aber derart weit ins künstliche Höhlensystem des Kanalisationsnetzes eindringen, um von der Wärme unter den Dolendeckeln zu profitieren, hat selbst die Stiftung Fledermausschutz überrascht. Bei einem ähnlichen Fund im Sommer 2017 in Deutschland, bei welchem rund 20 Wasserfledermausweibchen in einem ähnlichen Quartier gefunden wurden, betrug die Distanz bis zur Mündung in den Flussregen nur gerade 120 m.

Die Tunnelfledermäuse von Spreitenbach © Raymond Witter

1 Kommentar

  1. Das ist gang und gäbe bei uns in Kroatien. Ich habe z.B. beobachten können wie Fledermäuse aus Gullis herausflatterten unter Laternenschein am Abend. Gruss an Monika, Sie war auch damals dabei. Da verstehe jemand die Evolution. Gruss

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