StartNewsGesellschaftSchweizer Finanzsektor befeuert weiterhin die Klimakrise

Schweizer Finanzsektor befeuert weiterhin die Klimakrise

Erstmals hat sich der gesamte Schweizer Finanzmarkt auf Klimaverträglichkeit testen lassen. Die Resultate des repräsentativen Tests zeigen, dass die Anstrengungen des Finanzsektors trotz einzelner Fortschritte bei Weitem nicht ausreichen um die Klimakrise zu bewältigen. Es wird nach wie vor zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung investiert. Schweizer Naturschutzverbände zeigen sich schockiert über diese Ergebnisse und betonen, dass Finanzakteure und Politik dringend dafür sorgen müssen, dass die Schweizer Finanzflüsse eine zukunftsfähige Wirtschaft gestalten.

Vor drei Jahren luden das BAFU und das SIF die Schweizer Pensionskassen und Versicherungen zum ersten Mal ein, die Klimaverträglichkeit ihrer Portfolien testen zu lassen. Mit diesem Test wurde klar, dass ihre Investitionen eine dramatische Erderhitzung um vier bis sechs Grad Celsius unterstützen. Für die Finanzakteure hätte dies ein Weckruf sein sollen, so berichtet der WWF Schweiz in einer Medienmitteilung. Im neuen Klimaverträglichkeitstest haben 179 Finanzinstitute teilgenommen, erstmals auch Banken und Vermögensverwaltungen. So sind die Ergebnisse nun representativ für den gesamten Schweizer Finanzmarkt. Doch der neue Bericht zeigt: Die Finanzinstitute schlafen weiter. Sie investerien weiterhin stark in die Förderung von Öl und Gas sowie in den Kohleabbau.

Das BAFU berichtet in einer Medienmitteilung, dass der Schweizer Finanzplatz heute viermal mehr Mittel in Firmen investiert, die Strom aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas erzeugen, als sie in Produzenten von erneuerbarem Strom investiert. 80 Prozent der Teilnehmenden halten Firmen in ihren Portfolien, die Kohle abbauen. Dabei unterstützt der Schweizer Finanzplatz im Schnitt einen zusätzlichen Ausbau der internationalen Kohle- und Erdölförderung. Dies läuft dem Klimaziel zuwider. Investitionen in fossile Energien können auch finanzielle Risiken für Kapitalgeber bergen, wenn solche Energieträger aufgrund klimapolitischer Massnahmen künftig weniger attraktiv werden. Es gibt aber auch Fortschritte zu verzeichnen: Verschiedene Finanzinstitute halten vermehrt Firmen in ihren Portfolien, die erneuerbare Energien und Elektromobilität ausbauen.

Die Lösungen sind da

Die Ergebnisse sind eine solide Grundlage für erforderliche Schritte.Im Bericht «Leading the way to a green and resilient economy», der im September veröffentlicht wurde, listet der WWF zusammen mit PwC über 40 konkrete Massnahmen auf, wie die Finanzakteure eine zukunftsfähige Wirtschaft mitgestalten können. So sollen die Finanzakteure messbare Klimastrategien mit CO2-Absenkpfaden und verbindlichen Zwischenzielen definieren und umsetzen. Und aufzeigen, wie sie innert kürzester Frist aus der Finanzierung von Kohle-, Gas- und Erdölunternehmen aussteigen. Gleichzeitig ist es zentral, dass die einzelnen Finanzinstitute ihre Testresultate transparent offenlegen.

Appell an die Politik

Neben den Finanzakteuren ist auch die Politik gefordert: Möglichst rasch ist eine politische Einordnung der Testresultate vorzunehmen und sind die nötigen Massnahmen zu treffen, damit der Schweizer Finanzsektor auf den Pfad der Klimaneutralität einschwenkt. Und somit eine führende Rolle in der Lösung der Klimakrise übernimmt. Stephan Kellenberger, Experte für nachhaltige Finanzwirtschaft beim WWF Schweiz meint: «Die Schweiz kann sich schlicht nicht mehr leisten, dass ihr Finanzsektor in zwei Jahren immer noch so stark in fossile Energien wie Kohle oder Erdöl investiert ist – sie kann und soll in der nachhaltigen Finanzwirtschaft eine führende Rolle übernehmen.»

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