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Fische leiden unter zu warmem Frühling

Der viel zu warme Frühling hat bereits zu ersten trockenen Bächen und zu knappen Wasserbeständen geführt. Bäche und Flüsse mit zu wenig Wasser bedrohen den Lebensraum der Fische und anderer Wasserlebewesen.

Text von Philipp Sicher, Artikel aus der «Schweizerischen Fischerei-Zeitung» (N°6, 2020)

Trockenheit und abnehmende Wassermengen im Gewässer haben in ökologischer Hinsicht zwei Hauptauswirkungen:

  • Abnahme der Wasserqualität durch verminderte Verdünnung der Abwässer aus Kläranlagen
  • Erhöhte Wassertemperaturen und dadurch verminderte Sauerstoffkonzentration

Die meisten Wasserlebewesen, besonders Fische, benötigen zum Leben gelösten Sauerstoff im Wasser. Je wärmer aber das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff kann darin gelöst werden. Zusätzlich nehmen die kritischen Substanzen (Verunreinigungen, Salze und gelöste Gase) im Wasser zu, sie reduzieren den Sauerstoffgehalt ebenfalls. Auch Krankheitserreger finden in wärmerem Wasser eine stärkere Verbreitung. Ein Beispiel dafür ist die Nierenkrankheit PKD, welche ab einer Temperatur von 15 °C ausbricht und vor allem Bachforellen befällt.

Wassertemperatur ist ganz wichtig

Die meisten Organismen, auch die Fische, haben eine genetisch festgelegte Temperaturspanne, die ihnen Leben und Überleben gestattet. Deswegen ist die Temperatur des Gewässers einer der wichtigsten Faktoren für das Vorkommen und die Fortpflanzung bestimmter Arten. Sie beeinflusst bei Fischen insbesondere:

  • Atmung, Nahrungsaufnahme und Verdauung
  • Wachstum und Fortpflanzung
  • Entwicklung der Eier und der Jungfischlarven
  • Örtliches und zeitliches Auftreten von Fischarten
  • Wanderverhalten wie die Abwanderung von Lachssmolts (Junglachse bis etwa 2-jährig) ins Meer oder die Laichwanderung der Meerforellen

Eine besonders temperatursensible Phase im Lebenszyklus der verschiedenen Fischarten ist die Frühentwicklung. Eine spezielle Bedeutung hat hier die Embryonal- und Larvalphase im Entwicklungszyklus. In diesem frühen Entwicklungsstadium reagieren die Fische im Allgemeinen viel empfindlicher auf Temperaturveränderungen als im späteren Lebenszyklus.

Warum so schlimm für Fische?

Hohe Wassertemperaturen bewirken eine erhöhte Aktivität der Fische, auch die Nahrung wird rascher verdaut. Oberhalb einer gewissen Temperatur (abhängig von der Fischart) arbeitet der Stoffwechsel so schnell, dass die Fische nicht mehr genügend Nahrung finden können und daher beginnen, ihre Fettreserven aufzuzehren, um den Körper mit Energie zu versorgen. Die erhöhte Stoffwechselaktivität führt auch zu einem höheren Sauerstoffverbrauch. Das wird aber problematisch, da im wärmeren Wasser weniger Sauerstoff vorhanden ist. Die erhöhte Aktivität mit dem zusätzlichen Energieverbrauch können die Tiere nur eine begrenzte Zeitdauer überleben (siehe Abbildung).

Hohe Wassertemperaturen bewirken erhoehte Aktivitaet von Fischen
Es gilt das Naturgesetz, dass sich mit jeder Zunahme der Temperatur um 10 °C die Aktivität von Lebewesen im Wasser verdoppelt. So bewirken hohe Wassertemperaturen allgemein eine erhöhte Aktivität der Fische. © Philipp Sicher

… regungslos auf dem Rücken

Steigt die Temperatur noch weiter, verändert der Fisch sowohl seine Farbe als auch sein Verhalten: Ausbrüche von Aktivität wechseln ab mit Phasen, in denen der Fisch regungslos auf der Seite oder auf dem Rücken liegt. Als erstes versagt die Schwimmmuskulatur, deren Funktion ebenfalls stark von der Temperatur abhängt, gefolgt vom Atmungsapparat und dem Herzen. Das Versagen ist auf den Zusammenbruch des Nervensystems zurückzuführen, welches am sensibelsten auf hohe Temperaturen reagiert.

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