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Emissionsgutschriften – nicht eingehaltene Versprechen

Schon mal eine Emissionsgutschrift für ein Flugticket gekauft? Oft werden diese Gutschriften von Projekten verkauft, die die Abholzung von Wäldern reduzieren. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass über 90 Prozent dieser Projektgutschriften die Treibhausgasemissionen nicht wirklich ausgleichen.

Weltweit gibt es ein wachsendes Interesse an Kompensationsmechanismen für den Klimaschutz. Emissionsgutschriften erreichten im Jahr 2022 einen Marktwert von insgesamt 2 Milliarden Dollar. Darüber hinaus wird die Übertragung von Emissionsgutschriften als handelbare finanzielle Einheiten, die Treibhausgasemissionen kompensieren, im Pariser Klima-Abkommen von 2015 gefördert. Ein internationales Forschungsteam der Vrije Universiteit Amsterdam, der Universität Bonn, der University of Cambridge und des European Forest Institutes untersuchte insgesamt 26 Projekte in Peru, Kolumbien, Kongo, Tansania, Sambia und Kambodscha. Die meisten dieser Schutzprojekte haben kaum zum Waldschutz beigetragen. Darüber hinaus waren die Treibhausgas-Reduktionen durch den Waldschutz geringer als angegeben.

Dr. Thales A. P. West vom Institut für Umweltstudien der Vrije Universiteit Amsterdam und seine Forscherkollegen bewerteten die Wirkung von freiwilligen REDD+-Projekten: Reducing Emissions from Deforestation and forest Degradation (Minderung von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) in Entwicklungsländern. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Klimaschutzinstrument, das es ermöglicht, Treibhausgasemissionen durch Waldschutz zu kompensieren.

Die Forschenden sammelten Daten über freiwillige REDD+-Projekte und Projektregionen, einschliesslich der historischen Entwaldung, um kontrafaktische Szenarien für die Projektgebiete zu erstellen: Szenarien darüber, was ohne das REDD+-Programm geschehen wäre. Anschliessend verglichen sie diese Referenzszenarien mit den Berechnungen der Projektentwickler. Für die meisten dieser Projekte fanden die Forscher:innen keine Belege dafür, dass sie die Entwaldung verringern. Sie schätzen, dass 90 Prozent der Gutschriften aus den REDD+-Projekten die Treibhausgasemissionen nicht tatsächlich ausgleichen. Die Projekte, die die Abholzung reduzieren, überschätzen ihre Auswirkungen. Das führt dazu, dass die Projekte mehr Kohlenstoffgutschriften ausstellen, als sie sollten.

Den Forschenden zufolge bedeutet dies, dass die von Einzelpersonen und Organisationen zur Reduzierung ihrer eigenen Emissionen gekauften Emissionsgutschriften grösstenteils «heisse Luft» sind und in Wirklichkeit nicht ausgleichen. «Wir machen uns selbst etwas vor, wenn wir diese Kompensationen kaufen», sagt Dr. Thales A. P. West. «Einzelpersonen und Organisationen geben Milliarden von Dollar für eine Strategie zur Eindämmung des Klimawandels aus, die nicht funktioniert, anstatt dieses Geld in etwas zu investieren, das tatsächlich etwas bewirken kann, zum Beispiel in saubere Energie.»

An der Studie ist auch Prof. Dr. Jan Börner vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik sowie vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn beteiligt. «Emissionsgutschriften aus dem REDD+-Programm können ein Weg zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstosss sein. Die Ergebnisse der Studie sehe ich als einen dringenden Aufruf dafür zu sorgen, dass die Methoden zur Verifizierung und Evaluierung der emittierten Zertifikate verbessert werden», sagt Börner.

Originalpublikation:

https://www.science.org/doi/10.1126/science.ade3535

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