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Ein gelungener Natureinsatz in den Ferien

Wer seine Ferien mal etwas anders gestalten möchte und sich gerne tatkräftig für die Natur einsetzt, dem bieten sich unzählige Möglichkeiten für Freiwilligeneinsätze – sei dies in der Schweiz oder irgendwo ganz weit weg. Doch worauf ist bei den Natureinsätzen besonders zu achten und welche Anbieter gibt es?

Man kann sich auf unterschiedlichste Weise für die Natur einsetzen: Im Alltag nachhaltig einkaufen, bei Umweltorganisationen spenden oder weniger oft in die Ferien fliegen. Oder man setzt sich während den Ferien gleich aktiv für die Natur ein. Beispielsweise beim Bau einer Trockenmauer in den Schweizer Alpen oder bei der Mitarbeit auf einer Permakultur in Indien, wo Häuser aus Bambus gebaut und im Garten zahlreiche Heilpflanzen angeflanzt werden. Es gibt weltweit unzählige Möglichkeiten, sich für die Umwelt einzusetzen und meist sind dafür keine Vorkenntnisse notwendig.

Für die meisten dieser Ferieneinsätze bezahlt man eine Anmeldegebühr, abgesehen davon sind sie jedoch kostenlos. Gearbeitet wird je nach Einsatz zwischen 4 – 8 Stunden am Tag, und im Austausch für die Mitarbeit wird für Kost und Logis gesorgt. Und die Freiwilligen erhalten noch viel mehr als Unterkunft und Mahlzeiten: Sie lernen in einem Projekt konkret über die Natur und einen nachhaltigen Umgang damit, begegnen den Menschen, die sich dafür einsetzen und erleben Schwierigkeiten und Erfolge hautnah mit.

Natureinsatz in der Heimat

In der Schweiz bieten verschiedene Organisationen bereits seit vielen Jahren Ferieneinsätze für die Natur an, beispielsweise Pro Natura und die Stiftung Umwelteinsatz. Typische Themen sind der Bau von Trockenmauern oder die Biotop-Pflege. Alle Einsätze finden an wunderschönen Standorten statt und dauern jeweils von Sonntag- bis Freitagabend. Die Gruppen mit 10 bis 12 Teilnehmenden werden von einer fachkundigen Leitung geführt. Die Arbeitstage dauern meist sieben bis acht Stunden und es gibt einen freien Tag in der Woche.

Auch das Bergwaldprojekt bietet Freiwilligeneinsätze mit einer Dauer von einer bis zu mehreren Wochen an. Wer der Name schon sagt, finden die Einsätze in Bergwäldern statt, hauptsächlich wird in Schutzwald- und Kulturlandschaftsprojekten gearbeitet. Auch diese Einsätze dauern von Sonntag bis Samstag. Es wird in Gruppen von 6 bis 20 Personen unter professioneller Anleitung gearbeitet. Es gibt sogar Möglichkeiten für Familieneinsätze, da gehören komfortable Unterkünfte sowie mehrere Ausflüge zur Auflockerung dazu – dafür kosten diese Einsätze auch etwas.

Wiederaufbau einer freistehenden Trockenmauer
Wiederaufbau einer freistehenden Trockenmauer in einer Pro Natura Ferienarbeitswoche in La Sagte im Kanton Neuenburg. © SUS

Lohnt sich ein Einsatz im Ausland auch für die Umwelt?

Bei ausländischen Einsätzen sollte man sich gut überlegen, welche Organisation man unterstützen möchte. Denn es gibt in so ziemlich jedem Land der Welt zahlreiche Möglichkeiten. Internationale Organisationen bieten weltweit Freiwilligeneinsätze von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten an. Dabei sind diese Einsätze ganz unterschiedlich organisiert – und verfolgen unterschiedliche Ziele. Während es viele Umweltschutzorganisationen gibt, die solche Einsätze anbietet, findet man bei einer Google Suche auch viele Anbieter, die nicht im Umweltschutz zuhause sind. Je nach Organisation bezahlt man nur eine Anmeldegebühr von 20 – 70 Fr., oder bis zu 900 Fr. pro Woche. Gerade bei denjenigen Organisationen, bei denen die Einsätze einiges kosten, sollte man gut überlegen, was der Sinn der Organisation ist. Handelt es sich um eine Umweltschutzorganisation, welche die finanziellen Mittel direkt für die Projekte einsetzt? Oder handelt es sich um eine Firma, die Erlebnisferien mit Freiwilligenarbeit kombiniert und dabei auch etwas verdienen möchte? Wie wirkungsvoll ist der Freiwilligeneinsatz?

Gerade im Tierschutz sind Freiwilligeneinsätze ein sehr heikles Thema. Das Paradebeispiel sind Projekte, die mit Angeboten wie beispielsweise «Löwenbabies aufpäppeln» werben. Hinter diesen Projekten stecken oft skrupellose Organisationen, die überhaupt nichts mit Umwelt- und Naturschutz zu tun haben – sondern im krassen Gegenteil dazu stehen. Bei Einsätzen, in denen Freiwilligen ohne Ausbildung und Erfahrung während kurzer Zeit wahnsinnig spektakuläre Arbeit machen können, geht es viel mehr um ökonomischen Gewinn und tolle Ferienerlebnisse als um Umweltschutz. Im schlimmsten Fall leidet die Umwelt sogar noch darunter. Wer sich für einen Freiwilligeneinsatz zugunsten der Umwelt entscheidet, soll sich also bewusst sein, dass es dabei eher um anstrengende und vielleicht sogar eintönige körperliche Arbeit geht, und nicht darum mit Löwenbabies zu kuscheln oder Meeresschildkröten zurück ins Meer zu tragen. Grundsätzlich ist eine positive Wirkung des Einsatzes daher bei einer Umweltorganisation am wahrscheinlichsten. Dies kann ein Einsatz bei einer bekannten Organisation wie WWF oder Greenpeace sein, der auch etwas kostet. Oder auch in einem kleinen, familiären Projekt, das international nicht so bekannt ist.

Bei der Auswahl der Organisation gibt es einen Strauss an weiteren Fragen, die man sich stellen sollte. Wieviel wird an einem Tag gearbeitet? Wieviel kann man von der Arbeit lernen? Arbeitet man in grossen Gruppen oder in einem kleinen Team? Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein? Lebt man mit einer Familie oder mit anderen Freiwilligen zusammen? Und: wie viel Zeit hat man für den Einsatz? Bei einem Freiwilligeneinsatz in einem fernen Land ist nicht nur der weite Flug, sondern auch die grosse kulturelle Differenz einen Gedanken wert. Denn es braucht Zeit, in einem fremden Land anzukommen. Und ob es gut für die Umwelt ist, für zwei Wochen nach Südamerika zu fliegen und in einem Umweltprojekt zu helfen, ist natürlich ebenfalls fragwürdig.

In kleinen Projekten mithelfen

Mit Organisationen wie WWOOF oder workaway gibt es auch zahlreiche Einsätze bei kleinen, familiären Projekten – übrigens auch in der Schweiz. WWOOF steht für worldwide opportunities on organic farms. Das Ziel der Organisation ist es, Freiwillige und Biobauern und -bäuerinnen durch die Zusammenarbeit zu vernetzen und so zum Aufbau einer nachhaltigen globalen Gemeinschaft beizutragen. Während es bei WWOOF konkret um einen nachhaltigen Umgang mit der Natur geht, bietet workaway auch viele andere Möglichkeiten an. Die Plattform richtet sich an Reisende, die «die Welt aufrichtig sehen und gleichzeitig einen Beitrag an der Ort leisten möchten, den sie besuchen». Mit den richtigen Stichworten finden sich auch hier tolle Umweltschutzprojekte. Die Freiwilligeneinsätze sind, abgesehen von der üblichen Anmeldegebühr, kostenlos – im Vergleich zu vielen ähnlichen Organisationen wie beispielsweise Volunteerworld. Die Projekte sind oft im landwirtschaftlichen Bereich oder im Tourismus angesiedelt. Man arbeitet meist zwischen vier bis sechs Stunden pro Tag und lebt nahe mit den anderen Menschen im Projekt, kocht und isst zusammen, tauscht sich aus und lernt vielleicht ein paar Wörter einer neuen Sprache. Und man lernt das Leben auf einem Biobauernhof kennen, was eine Permakultur ist, wie man Häuser aus Bambus oder einen Lehmofen baut oder wie viele Kaffeebohnen man für eine Tasse Kaffee plücken muss.

Während des wwoofing-Einsatzes einen Lehmofen bauen.
Während eines Wwoof-Einsatzes in Grossbritanninen haben wir einen Blumengarten für Insekten angepflanzt und einen Lehmofen gebaut. © Manda Brookman

Lust auf mehr? Hier ein paar Organisationen, die solche Ferieneinsätze anbieten. In der Schweiz:

  • Pro Natura: https://www.pronatura.ch/de/taxonomy/term/15
  • Stiftung Umwelteinsatz: https://www.umwelteinsatz.ch/de/angebot/erwachsene-freiwillige_0/ferienarbeitswochen/programm-12.html
  • Bergwaldprojekt: https://bergwaldprojekt.ch/aktiv-werden/einzelpersonen/
  • Freiwilligenportal des WWF Schweiz: https://www.wwf.ch/de/aktiv-werden/freiwilliges-engagement-fuer-den-wwf

und weltweit:

  • Wwoof: https://wwoof.net
  • Workaway: https://www.workaway.info

Man gibt viel – und erlebt viel

Wer sich für einen solchen Einsatz anmelden möchte, sollte sich jedoch im Vorherein bewusst sein, dass diese Einsätze anstrengend sein können. Gerade wer einen physisch intensiven Arbeitsalltag hat und sich während den Ferien davon erholen muss, sollte sich gut überlegen, ob es der richtige Zeitpunkt für einen Freiwilligeneinsatz ist. Auch für Langschläfer ist eine solche Ferienbeschäftigung ziemlich herausfordernd. Beim Bergwaldprojekte gibt es beispielsweise schon um 6.30 Uhr Frühstück.

Ausserdem sollte insbesondere bei einem längeren Einsatz und bei Einsätzen bei kleinen, familiären Projekten, das Zusammenleben mit der Gruppe nicht unterschätzt werden. So spannend es auch ist, das Eintauchen in eine andere Welt mit unterschiedlichen Idealen und Werten kann zu Spannungen und Unstimmigkeiten führen. Es ist deshalb immer ratsam, die Berichte von anderen Freiwilligen durchzulesen und sich auf Unterschiede in Kultur und Lebensstil gefasst zu machen.

Aus meinen eigenen Erfahrungen lohnen sich solche Einsätze aber allemal. Für mich sind sie die wunderbarsten Reiseerlebnisse. Durch die gemeinsame Arbeit bilden sich Freundschaften über Kulturen hinweg, man begegnet sich auf ganz andere Weise, lernt voneinander und von der Natur. Man erlebt eine andere Kultur hautnah mit und taucht in den Alltag der dort lebenden Menschen ein. Man ist nicht bloss Gast an einem anderen Ort, sondern gestaltet aktiv mit.

Bauen mit natürlichen Materialien
Bei einem Einsatz im Norden von Thailand haben wir viel über die Prinzipien der Permakultur gelernt – ganz konkret. Das Bauen mit natürlichen Materialien wie hier für den offenen Duschbereich gehört dazu. © Ennia Bosshard

Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. September 2019 und wurde aktualisiert.

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