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Kleidung für die Biotonne

Zuerst reist unsere Kleidung um den halben Erdball, nur um nach begrenzter Lebensdauer in der Altkleidersammlung zu landen. Dank einer nachhaltig und in Europa produzierten Modelinie aus biologisch abbaubaren Materialien soll sich dies ändern.

Wenn wir neuen Platz in unserem Kleiderschrank schaffen müssen und uns schweren Herzens von ausgedienten Lieblingsstücken trennen, packen wir sie in der Regel in einen Sack und entsorgen diesen in der nächsten Altkleidersammlung. Doch es gibt Kleidung, die Sie stattdessen einfach auf dem Kompost entsorgen können und die zusammen mit Ihren Rüstabfällen verrottet.

Lastwagenplanen waren erst der Anfang

Die Hersteller der «Kompost»-Kleidung wurden durch ihre kultigen Taschen und Portemonnaies aus ausrangierten Lastwagenplanen bekannt. Ihr Verkaufsgeschäft in Zürich-West ragt ein Container auf dem nächsten in schwindelerregende Höhen. Die Rede ist vom Mode- und Designlabel FREITAG, das wohl jedem Schweizer ein Begriff ist.

Taschen des Labels Freitag.
Die Kult-Taschen machten das Modelabel FREITAG berühmt. © Peter Würmli, Freitag

Die Taschenproduktion war den beiden Freitag Brüdern – die Gründer und Namensgeber des Kult-Labels – aber noch nicht genug. Sie strebten nach mehr: nach Kleidung, die uns nicht alle überdauert und mehrmals um die Welt geschifft wird, sondern aus «Made in Europe»-Material besteht, das innert weniger Monate auf dem Kompost dahinschwindet. Um diese Idee umzusetzen, haben sie während fünf Jahren an verschiedenen Stoffen getestet und getüftelt und nach Anbauern und Textilfabriken in Europa gesucht.

Aus Flachs, Hanf und Buchenholz

Das Endprodukt des langwierigen Entwicklungsprozesses sind Textilien aus Bastfasern und Modal. Die Bastfasern werden aus Flachs und Hanf gewonnen, die in Europa – unter weit geringerem Wasserverbrauch als Baumwolle – angebaut werden. Modal wird aus Zellulose, die in diesem Fall aus Buchenholz gewonnen wird, hergestellt. In Polen und Portugal werden die produzierten Stoffe zu Shirts, Hosen und Jacken vernäht. Dass das dazu verwendete Garn ebenfalls biologisch abbaubar ist, versteht sich von selbst.

Ein Flachsfeld wird für die Herstellung von Kleidern benutzt.
Für die Herstellung der Kleidung werden unter andrem Fasern aus Flachs gewonnen (bekannt als Leinen). © FREITAG

In drei Monaten zersetzt

Und so kommt es, dass die Kleidung von FREITAG, inklusive der Hemdknöpfe, kompostierbar ist. Im Gegensatz zu Polyesterkleidung, die sich erst nach über hundert Jahren auflöst, und obendrein verschiedenste chemische Stoffe enthält, die unsere Böden und Gewässer verschmutzen, wird aus dieser Kleidung bereits nach drei Monaten schadstoff-unbelastete Komposterde. Baumwolle wird ebenfalls innert absehbarer Zeit, nämlich nach rund sechs Monaten, vollständig abgebaut. Deren Anbau ist aber sehr wasser- und oft auch pestizidintensiv und findet hauptsächlich in China, Indien und den USA – sprich Zigtausende Kilometer von uns entfernt – statt.

Nur Hosenknopf bleibt ewig erhalten

Einzig der Hosenknopf, für welchen man selbst nach langer Suche kein optimales, biologisch abbaubares Material gefunden hat, muss vor dem Kompostieren entfernt werden. Man hat sich in der Folge entschieden, den gegenteiligen Weg einzuschlagen: Es wurde ein Hosenknopf aus Metall entwickelt, der «ewig» hält und dank eines Schraubverschlusses einfach entfernt und wiederverwendet werden kann.

Taschen des Labels Freitag.
Der Stoff, das Nähgarn als auch die Hemdenknöpfe sind biologisch abbaubar. Lediglich die Hosenknöpfe müssen vor dem Kompostieren entfernt werden. © Oliver Nanzig, FREITAG

Nur sollten Sie wahrscheinlich vermeiden, die kompostierbare Kleidung nach einem Ausflug an den Fluss versehentlich auf der Wiese liegen zu lassen. Denn wenn Sie das nächste Mal wiederkommen, wird wohl nicht mehr viel davon übrig geblieben sein 😉

Weitere Informationen zur kompostierbaren Kleidung von FREITAG finden Sie auf deren Website, wo zugleich die Möglichkeit besteht, die Kleidungsstücke zu bestellen.

2 Kommentare

  1. Hallo ihr Kreativköpfe mit grossem Umweltbewusstsein, auch diese Erfindung ist wieder grossartig. Nur –am Strand sollte man die Kleidung nicht liegen lassen– heisst das das die Kleidung nicht gewaschen werden kann?? Da ist 120.- für ein T-shirt für mich einfach eindeutig zu viel. Schade, oder habe ich was verpasst?
    Freundliche Grüsse Agnes

    • Natürlich zersetzt sich die Kleidung in der Waschmaschine nicht. Dazu braucht es die nötigen Mikroorganismen, die lediglich im Kompost enthalten sind. Die Aussage war absichtlich mit einem 😉 versetzt und dementsprechend nicht ernst gemeint.

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