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Tierversuche: Alternativmethoden gefordert

Über eine halbe Million Tiere wurden hierzulande im Jahr 2019 in Tierversuchen eingesetzt. Ein Blick auf die letzten zwanzig Jahre zeigt, dass die Versuchszahlen kaum sinken und mittel- und schwerbelastende Tierversuche zunehmen. Der Zürcher Tierschutz fordert mehr Ressourcen für Alternativmethoden statt für Tierversuche.

Ende Juli erschien die Medienmitteilung des Bundes mit dem Titel «Tierversuche 2019: Anzahl Versuchstiere nimmt weiter ab». Die Anzahl Versuchstiere sank zwar in den letzten vier Jahren. Der Blick auf die letzten zwanzig Jahre zeigt aber ein anderes Bild, nämlich dass die Versuchszahlen kaum abnehmen. Der Zürcher Tierschutz kritisiert, dass die Zahlen beschönigt würden. Treffender wäre, die Stagnation seit zwei Jahrzehnten hervorzuheben.

Grundlagenforschung fördert Tierverschleiss

Eine Analyse zeigt, dass die Zahl der Versuchstiere im Bereich Toxikologie (Giftigkeitstests von Chemikalien) in den letzten zwanzig Jahren auf einen Fünftel (rund 13’000 Tiere) gesunken ist. In der Grundlagenforschung, die zu 88% an Hochschulen und nur zu 10% in der Pharmaindustrie stattfindet, hat sich hingegen der Tierverschleiss seit 2001 fast verdoppelt auf über 340’000 Tiere. Offenbar haben gewisse Hochschulkreise den Einstieg in die tierfreie Forschung verpasst oder es fehlt der wirtschaftliche Druck, solange die kostenintensiven Tierversuche mehrheitlich durch Steuergelder berappt werden.

Hohe Schweregrade: starke Schmerzen und anhaltendes Leiden

Seit zehn Jahren nehmen die belastenden Tierversuche laufend zu, fast ein Drittel der Versuchstiere leiden stark (Stufe 2, 158’124 Tiere) oder sehr stark (Stufe 3=höchste Stufe, 18’290 Tiere). Mäuse und Ratten sind am häufigsten betroffen. Tierversuchsexpertin Bea Roth vom Zürcher Tierschutz fordert klar: «Viele hochbelastende Versuche bringen kaum Erkenntnisgewinn und gehören verboten!»

Enge Laborhaltungen – an der Grenze zur Tierquälerei

Zusätzlich zu den Eingriffen leiden die Versuchstiere ihr ganzes Leben lang unter artwidrigen Haltungsbedingungen. Am extremsten ist es bei Mäusen, den häufigsten Labortieren (389’052 im Jahr 2019): Sie dürfen auf 9x kleinerer Fläche gehalten werden als Mäuse in privater Heimtierhaltung – das entspricht zwei Dritteln einer Postkarte. Auch punkto Einrichtung und Beschäftigung sind die Vorgaben für Labortiere weit unter den üblichen Gesetzesvorgaben. Dies zeigt: Versuchstiere gelten als minderwertig und dienen als Mittel zum Zweck. Bea Roth bringt es auf den Punkt: «Tierversuche beinhalten eine staatliche Lizenz zum Quälen!»

Tierfreie Methoden: Zeitpunkt zum Umdenken und Handeln ist da

Die Coronakrise bringt der Forschung Aufwind und könnte als Chance dienen. Da Alternativmethoden wie Zellkulturen oder Computermodelle schneller, billiger und aussagekräftiger sind, ist es höchste Zeit für eine Abkehr vom Tierversuch! Einzelne Forschungsgruppen, so auch an den Zürcher Hochschulen, haben das realisiert und arbeiten mit tierfreien Methoden. Bei Covid-19-Forschung ist dies umso wichtiger, weil die Zeit drängt. Doch schweizweit fliesst nur ein Bruchteil der Forschungsgelder in die Entwicklung von Alternativen.

Der Zürcher Tierschutz fordert daher eine Umverteilung der Bundesbeiträge hin zur Erforschung und Verbreitung tierfreier Methoden und unterstützt die entsprechende Petition von Animalfree Research (AfR). Bea Roth ist überzeugt: «Eine Welt ohne Tierversuche ist möglich, wenn wir darauf hinarbeiten.»

Hier finden Sie die Medienmitteilung des Bundes.

2 Kommentare

  1. Schrecklich was in den Laboren mit den Tieren passiert! Wann merkt es der hinterst und letzte, dass Resultate aus Tierversuchen eben nicht auf den Menschen übertragen werden können. Jedes Medikament muss nachher trotzdem noch am Menschen getestet werden! Zudem kann man heute alles zuverlässiger und ohne Tierleid am Computer testen. Und, es gäbe es so viele natürliche Mittel für fast jede Krankheit. Man sagt doch, Gott hat für jede Krankheit ein Kräutlein wachsen lassen!

  2. Wenn ich mit Studenten auf einer Exkursion einen Tierversuch fange, dann gilt das als Tierversuch. Weil der Frosch beim Fang Angst hat, gilt das sogar als belastender Tierversuch.

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