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Neue wildlebende Säugetierart entdeckt

Die Schweiz ist um eine Säugetierart reicher. Eine Forschungszusammenarbeit zwischen dem Naturmuseum St.Gallen und dem Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève hat gezeigt, dass sich die Haselmäuse der Ostschweiz und der Westschweiz so stark genetisch unterscheiden, dass diese neu als zwei verschiedene Arten gelten. Mit dieser Erkenntnis ist die Zahl der wildlebenden Säugetierarten in der Schweiz in den dreistelligen Bereich übergegangen.

Haselmäuse führen ein zurückgezogenes Leben, berichtet das Naturmuseum St. Gallen in einer Medienmitteilung. Sie halten sich bevorzugt an dicht mit Brombeer- und Haselnusssträuchern bewachsenen Waldrändern auf, wo sie Nahrung, Unterkunft und eine geeignete Kinderstube vorfinden. Bisher galt der unauffällige Nager mit den grossen schwarzen Knopfaugen in der Schweiz als eine Art. Forschende des Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève und dem Naturmuseum St.Gallen konnten nun bei einer genetischen Untersuchung der Schweizer Haselmäuse feststellen, dass es sich bei Haselmäusen aus der Ost- und der Westschweiz um zwei verschiedene Arten handelt: die Westliche Haselmaus (Muscardinus speciosus) und die Östliche Haselmaus (Muscardinus avellanarius). Die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu wurden im «Hystrix – Italian Journal of Mammalogy» publiziert.

Weitere Forschung zum Verbreitungsgebiet nötig

Bei der untersuchten DNA-Probe aus der Ostschweiz handelt es sich um einen Totfund der Östlichen Haselmaus aus dem Churfirsten-Gebiet. Die Verbreitungsgebiete der beiden Arten scheinen sich nach bisherigen Erkenntnissen kaum zu überschneiden. Um den Grenzverlauf der Verbreitungsgebiete innerhalb der Schweiz genauer festzulegen, ist weitere Forschung nötig. Aktuell liegt ein weiterer Totfund aus dem Weisstannental vor, der nun genetisch untersucht wird. Das Naturmuseum St.Gallen nimmt auch künftig Totfunde von Kleinsäugern aus dem Kanton St.Gallen entgegen, um weitere Erkenntnisse zum Verbreitungsgebiet der beiden Haselmausarten zu erhalten.

Haselmäuse ohne Haselsträucher?

Neben Totfunden setzt Lorenzo Vinciguerra, Kurator für Wirbeltiere des Naturmuseum St.Gallen, auch Fotofallen für Nachweise von Kleinsäugern ein. Dabei kommt die von ihm entwickelte MiniMammalCamBox zum Einsatz, welche von Kleinsäugern gerne als Unterschlupf genutzt wird. Die Platzierung dieser Fotofalle auf dem Hohen Kasten – in einem Gebiet oberhalb der Baumgrenze und ohne landwirtschaftlichen Einfluss – hat eine weitere Erkenntnis zur Östlichen Haselmaus hervorgebracht. «Die Auswertung der Fotofalle hat eindeutig ergeben, dass Östliche Haselmäuse auch oberhalb der Baumgrenze anzutreffen sind», so Lorenzo Vinciguerra. Bestätigt wird dieser Fotofallen- Nachweis durch den Totfund im Weisstannental, der auf 2200 Metern über Meer erfolgte. Der Kurator für Wirbeltiere führt weiter aus: «Dies deutet darauf hin, dass diese Art nicht nur an Waldrändern mit Brombeer- und Haselnussbewuchs vorkommt, sondern dass auch der Vegetationsstreifen oberhalb der Baumgrenze zum Lebensraum der Östlichen Haselmaus gehört».

Die vom Naturmuseum St.Gallen entwickelte MiniMammalCamBox im Einsatz: dank ihrer kleinen Grösse und der offenen Rückseite erstellt sie naturnahe Fotos der Kleinsäuger. Foto: Lorenzo Vinciguerra

Um seine Erkenntnisse zum Vorkommen von Kleinsäugern oberhalb der Baumgrenze weiter zu stützen, nimmt Lorenzo Vinciguerra nun Bestandesaufnahmen in ähnlichen Gebieten des Kantons St.Gallen und beider Appenzell vor. So ist ihm im Pizolgebiet auf 2300 Meter über Meer mit der MiniMammalCamBox bereits ein weiterer Erst-Höchstnachweis eines anderen Kleinsäugers gelungen: es handelt sich um eine Zwergspitzmaus (Sorex minutus). Die aussagekräftigen Aufnahmen der MiniMammalCamBox haben im Naturmuseum St.Gallen bereits 40 Bestellungen der neuen Fotofallenbox zur Folge gehabt, darunter auch eine des Nationalparkzentrums Zernez.

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