Das Forschungsprojekt «MyGardenOfTrees» der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft verspricht ein Instrument, das bei der Auswahl der optimalen Saatgutquellen für klimaresistente Wälder helfen wird. Förster:innen und Waldbesitzende aus ganz Europa sind eingeladen, am Experiment teilzunehmen.
Autorinnen: Mirjam Kurz, Nicole Ponta und Katalin Csilléry
Die Initiatorin vom Projekt «MyGardenOfTrees», Dr. Katalin Csilléry, hat einen grossen Traum: In hunderten von kleinen Versuchsgärten, die von freiwilligen Förster:innen und Waldbesitzer:innen betreut werden, sollen bald Rotbuchen und Weisstannen aus ganz Europa aus der Erde spriessen. Hinter dieser Idee steckt eine fundamentale Frage, die Förster:innen weltweit beschäftigt: Welche Bäume sollen wo gepflanzt werden, damit Wälder dem Klimawandel gewachsen sind? Das geplante Projekt versucht der Beantwortung dieser Frage einen wichtigen Schritt näher zu kommen, indem das Überlebens- und Wachstumspotenzial bestimmter Waldbaumpopulationen – mit ihrem einzigartigen Satz von Genen – unter verschiedensten Umweltbedingungen getestet wird.
In sieben europäischen Ländern laufen die Experimente bereits. Rotbuchen und Weisstannensamen von 20 verschiedenen Herkünften wurden bisher in 25 sogenannten Mikrogärten gesät. Noch dieses Jahr soll der Versuch auf ganz Europa ausgeweitet werden. Lokale Koordinator:innen suchen nun nach bis zu 500 engagierten Teilnehmenden. Die Projektleiterin Dr. Csilléry ist optimistisch: «Die Forstleute sorgen sich um die Zukunft ihrer Wälder und sind begeisterungsfähig für Experimente. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen können».
Was Sie bei einer Teilnahme erwartet
Das Team von «MyGardenOfTrees» lädt alle Förster:innen und/oder Waldbesitzende ein, an Europas erstem «verteilten Herkunftsversuch» teilzunehmen. Herkunftsversuche werden in der Forstwirtschaft schon lange gemacht. Dabei wird die Qualität und Leistungsfähigkeit von Baumarten unterschiedlicher Herkünfte, untereinander auf verschiedenen Standorten verglichen. So können die anpassungsfähigsten Herkünfte selektiert werden. Dieser Aspekt spielt gerade in Anbetracht der Klimaerwärmung eine zunehmend wichtige Rolle. Für die Teilnahme am Projekt einzig erforderlich ist eine geeignete Waldfläche eines Nadel- oder Laubwaldes zu haben, sowie die Bereitschaft, einen Mikrogarten über fünf Jahre zu bewirtschaften. Idealerweise ist die Waldfläche zudem von einem Wildschutzzaun umgeben. Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, ihren eigenen Mikrogarten mit Samen verschiedener Herkunftsorte anzulegen und die Keimung, das Überleben und das Wachstum der Pflanzen zu beobachten. Ihre Beobachtungen übermitteln sie per Smartphone via einer speziell entwickelten App, die sie durch die mühelose Datenerfassung führt. Mit ihren Fähigkeiten, ihrer Zeit und ihrem Wissen tragen die Teilnehmenden viel zu diesem Projekt bei. Csilléry meint deshalb: «Ich möchte sie für ihre Beteiligung entschädigen, indem ich ein Prognoseinstrument entwickle, mit dem Forstleute optimale Saatgutquellen auswählen können, um ihre Wälder für das erwartete zukünftige Klima fit zu machen.» Das Instrument wird Förster:innen warnen, wenn die derzeit wachsende Bäume einer bestimmten Herkunft durch den Klimawandel gefährdet sind, und sie bei der Auswahl optimaler Saatgutquellen für ihren lokalen Wald unterstützen.
Herkunftsversuche der nächsten Generation
Ein solches Instrument zu erarbeiten, ist nur dank des Engagements der Teilnehmenden und des einmaligen Versuchsaufbaus möglich. In traditionellen Herkunftsversuchen werden Herkünfte nämlich oft nur von einigen wenigen aber grossen Versuchsstandorten unter spezifischen (oft idealen) Bedingungen getestet. Bei «MyGardenOfTrees» sollen die Herkünfte nun unter zahlreichen Umweltbedingungen getestet werden. Da jede Herkunft einen anderen Satz von Genen besitzt, die eine unterschiedliche Reaktion der Pflanze auf bestimmte Bedingungen ermöglicht, ist es wichtig, so viele Kombinationen von Herkünften und Umweltbedingungen wie möglich zu testen.
Eine weitere Besonderheit des Projektes ist es, dass die Samen nicht wie bisher in Pflanzschulen herangezogen werden. Stattdessen erhalten die Freiwilligen Saatgut das von mehreren Teams von Baumkletternden in ganz Europa gesammelt wird. Das Saatgut wird anschliessend direkt in den unbearbeiteten Waldboden gesät. Dies ist die einzige Möglichkeit, mehr zur natürlichen Verjüngung von Waldbäumen zu lernen. Die Forschenden sind sich aber bewusst, dass das Saatgut von Tieren gefressen und transportiert werden könnte. Deshalb hat Frau Dr. Nicole Ponta, Projektkoordinatorin von «MyGardenOfTrees», spezielle Metallkörbe entwickeln lassen. «Sie schützen nicht nur das Saatgut und die Setzlinge, sondern auch den umliegenden Wald vor einer möglichen genetischen Kontamination durch fremdes Saatgut», meint sie.
Mitmachen!
Werden auch Sie heute noch Teil einer Gemeinschaft von Menschen, die sich um die Zukunft ihrer Wälder sorgt! Weitere Informationen und die Registrationsdokumente sind auf der Website www.mygardenoftrees.eu zu finden. Bei Fragen zur Teilnahme kontaktieren Sie Mirjam Kurz via mirjam.kurz@wsl.ch.