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Gänsegeier erobern die Schweiz

Früher war die Sichtung eines Gänsegeiers in der Schweiz aussergewöhnlich, doch seit rund zehn Jahren kreisen sie wieder regelmässig bei uns am Himmel. Die Rückkehr des Gänsegeiers in Europa ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes.

Zwar wurden schon immer Gänsegeier bei uns beobachtet, aber die Beobachtungen waren sehr spärlich. In den 1960er Jahren war der Gänsegeier nämlich aus Westeuropa praktisch verschwunden und kam nur noch in Spanien vor. Jetzt werden die Beobachtungen in der Schweiz aber rasch mehr, wie die Schweizerische Vogelwarte in einer Mitteilung schreibt. Grund dafür ist ein Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich. Seit den 1980er Jahren nahm der Bestand dort zu, so dass aktuell wieder über 3000 Paare in Frankreich brüten. Mittlerweile dürften einige Hundert Gänsegeier den Sommer in unseren Bergen verbringen. Da es sich aber hauptsächlich um Jungvögel handelt, gibt es aber keine Bruten in der Schweiz. Auch historisch ist der Gänsegeier bei uns nicht als Brutvogel bekannt.

Die Reise zu uns stellt für die begnadeten Flieger keine Herausforderung dar: Ausgerüstet mit einer gewaltigen Flügelspannweite von über 2,5 Metern kann ein Gänsegeier in der Thermik segelnd mehrere Hundert Kilometer an einem Tag zurücklegen! Diese Eigenschaft ist eine Anpassung an sein Nahrungsverhalten. Als Aasfresser muss der Gänsegeier oft weite Strecken fliegen, bis er einen Kadaver findet. Bei der Nahrungssuche helfen ihm auch seine scharfen Augen: Der Gänsegeier ist in der Lage, ein 30 cm grosses Nahrungsstück noch aus über 3,5 Kilometer Entfernung zu erkennen. Trotz dieser Sehkraft finden Gänsegeier bei weitem nicht täglich Nahrung. Dank grosser Fettdepots kann ein ausgewachsener Gänsegeier jedoch ohne Weiteres zwei bis drei Wochen ohne Nahrung überleben.

Trotz dieser faszinierenden Eigenschaften geniessen Geier nicht den besten Ruf. Sie gelten als todbringend und schmutzig. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Durch die rasche Kadaverwertung sorgen Geier dafür, dass verwesendes Fleisch schnell beseitigt wird und sich krankheitserregende Mikroorganismen nicht ausbreiten. Sie erfüllen damit eine wichtige ökologische Funktion.

Der Rückgang verschiedener Geierarten in Afrika und Asien, etwa durch Abschüsse und Vergiftungen, ist daher besorgniserregend. Umso mehr sollten wir uns bei dieser Erfolgsgeschichte des Naturschutzes darüber freuen, dass nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen nun auch der Gänsegeier regelmässig bei uns zu beobachten ist.

www.vogelwarte.ch

1 Kommentar

  1. Sehr guter Artikel! Wie die Polemik um die 20 toten Schafe auf der Alp Nüschlete oberhalb Boltigen beweist, ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.

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