In einem Stadtpark in Genf findet ein Trüffelhund seit 2012 regelmässig die wertvollen Weissen Trüffel. Möglicherweise breitet sich die Art mit dem Klimawandel nach Norden aus.
2012 hat der Trüffelhund Giano einen spektakulären Fund gemacht: In einem Stadtpark in Genf hat er eine Weisse oder Alba Trüffel ausgebuddelt – die erste, die je auf der Alpennordseite gefunden wurde. Die weisse ist die aromatischste und wertvollste Trüffelart, von der das Kilogramm bis zu 10‘000 Franken kosten kann. Nun berichtet ein Forschungsteam um Ulf Büntgen von der Universität Cambridge und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, dass die unterirdischen Pilzknollen tatsächlich regelmässig an diesem Standort wachsen.
Zwischen Oktober 2012 und November 2018 hat Giano unter einer Buche in besagtem Park insgesamt 15 Trüffelknollen ausgegraben. Sie wogen zwischen 5 und 50 Gramm und gehören zur Art Tuber magnatum Pico, wie die DNA-Analyse ergab. Über den ersten wissenschaftlich überprüften Nachweis der Art nördlich der Alpen berichten die Forschenden nun im Fachjournal «Frontiers in Ecology and the Environment».
Wachstum auf Alpennordseite möglich
«Der Fund beweist, dass heute die Weisse Trüffel nördlich der Alpen wachsen und Fruchtkörper bilden kann», sagt Mitautor Simon Egli von der WSL, der selbst einen Trüffelhund besitzt. Er erwartet in Zukunft weitere Funde auf der Alpennordseite. Angesichts der beträchtlichen Zahl von Trüffelsuchern in der Schweiz sei es unwahrscheinlich, dass sich die Art auf der Alpennordseite schon länger unbemerkt ausgebreitet hat.
Wie die teure Knolle ausgerechnet in jenen Genfer Stadtpark gelangt ist, bleibt rätselhaft. Mögliche Gründe könnten sein, dass die vor mehr als 100 Jahren angepflanzte Buche aus dem Verbreitungsgebiet des Weissen Trüffels (Piemont, Umbrien oder Balkan) stammt. Womöglich befand sich der Pilz die ganze Zeit über im Wurzelwerk, kann aber erst dank den heutigen wärmeren Temperaturen Fruchtkörper bilden. Auch der Hund Giano, der öfter in Italien auf Trüffelsuche war, hätte die Pilzsporen im Darmtrakt transportieren und im Park deponieren können. Durch Menschen geimpft wurde der Pilz jedoch sicher nicht, meint Egli: «Das ist bei der Weissen Trüffel, im Gegensatz zu anderen Trüffelarten, bisher noch nie gelungen.»
Die Ausbeute an Weissen Trüffeln in den ursprünglichen Herkunftsgebieten sinkt in besonders heissen Jahren. Da diese mit dem Klimawandel häufiger werden, gerät die Delikatesse unter Druck. Von der Schwarzen oder Périgord-Trüffel ist bekannt, dass sie ihr Verbreitungsgebiet nordwärts verschiebt und so die Verluste im Ursprungsgebiet kompensiert. Über die Ökologie der Weissen Trüffel ist zu wenig bekannt, um abzuschätzen, ob das bei dieser Art auch geschieht.