Die gleiche Fläche gleichsam doppelstöckig nutzen: oben mit Bäumen oder Sträuchern, unten als Acker- oder Grünland: Das ist Agroforst – ein aktueller Trend in der Landwirtschaft. Mit dem neu lancierten «FLS-Fokus Agroforst» will der Fonds Landschaft Schweiz FLS darauf hinwirken, dass Agroforst künftig verstärkt auch zur ästhetischen und ökologischen Aufwertung der Kulturlandschaft beiträgt.
Hochstammobstgärten, Kastanienselven und Waldweiden werden oft als Beispiel für traditionelle Kulturlandschaften genannt. Gleichzeitig sind sie auch Vertreter von Agroforstsystemen – einer modernen Art, wie Land- und Forstwirtschaft kombiniert werden kann. Der Fonds Landschaft Schweiz FLS, ein verwaltungsunabhängiges Förderinstrument des Bundes, möchte nun einen neuen Fokus im Bereich Agroforst setzen, wie er mitteilt.
Dank Agroforst mehr bäumige Landschaften
«In nächster Zeit möchte der FLS gezielt dazu beitragen, dass der aktuelle Trend zu neuartigen Agroforst-Formen auch zu gefreuten Landschaftsbildern führt.» Das sagte FLS-Kommissionsmitglied Victor Egger bei der Lancierung des «FLS-Fokus Agroforst» am 30. Mai im friburgischen Wallenbuch, am Ort eines bereits vom FLS geförderten Agroforst-Projekts. Die FLS-Kommission unter dem Vorsitz der früheren Zürcher Ständerätin Verena Diener hatte im Rahmen ihrer Strategiediskussion beschlossen, den Sensibilisierungs- und Förderakzente auf Agroforst zu setzen, zunächst zwei Jahre
lang, 2022 und 2023. In der Folge hat eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Kommissionsmitgliedern und Mitarbeitenden der Geschäftsstelle, die Grundlagen für den nun lancierten «FLS-Fokus Agroforst» erarbeitet. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass neu angepflanzte Agroforst-Flächen gut sein können für das Landschaftsbild, die Klimaanpassung und die Biodiversität. Aber sie können auch eintönig wirken und als Fremdkörper in Natur und Landschaft erscheinen. Im Rahmen des «FLS-Fokus Agroforst» sollen nun landschaftsbezogene Kriterien propagiert, getestet und weiterentwickelt werden, damit Agroforst-Flächen künftig (noch) besser ins Zielbild naturnaher Kulturlandschaften passen. Gezielt gefördert werden sollen «bäumige» Projekte, die unsere Landschaft besonders harmonisch gestalten und ökologisch aufwerten.
Leitlinien für beispielhafte Projekte
Mit einem Faltblatt und vertiefenden Informationen auf der FLS-Website macht der FLS drei Leitmotive für die angestrebte landschaftsfreundliche Ausgestaltung von Agroforst-Flächen beliebt:
- Agroforst-Projekte sind inspiriert von lokal oder regional verankerten Traditionen und Praktiken, die beispielhaft aufzeigen, wie auf der gleichen Fläche Bäume/Sträucher mit Feldkulturen, Rebbau oder Tierhaltung kombiniert genutzt werden können. Sie integrieren vorhandene Strukturen und Formen im Gelände, und sie respektieren natürliche Gegebenheiten. Das schliesst Projekte in Gebieten aus, die naturgemäss keine Baumbestände aufweisen (z.B. Waldlichtungen, Alpweiden), ebenso Projekte in offenen Landschaften, die wichtig sind als Lebensräume von Bodenbrütern des Offenlandes (z.B. Feldlerche).
- Sie zielen ab: auf grosse (Bio-)Diversität bei der Auswahl von Arten, Sorten, Pflanzenhöhe und -formen, Unter- und Zwischenkulturen sowie auf Einbezug natürlicher Kleinstrukturen (wie Ast- und Steinhaufen).
- Sie streben Nachhaltigkeit an: durch kohärent konzipierte Ziele, durch möglichst ressourcenschonende Massnahmen bei Pflanzung, Unterhalt, Pflege und Bewirtschaftung sowie durch geeignete Verwertung und Vermarktung der Produkte.
Die Leitlinien sind anlässlich der Lancierung des «FLS-Fokus Agroforst» in Wallenbuch vorgestellt worden. Als Anschauungsobjekt für diente dabei das Projekt «Agroforst Wallenbuch», das vom FLS im vergangenen Jahr gefördert worden ist. Landwirt Valentin Birbaum und Armin Komposch von der IG Agroforst Wallenbuch waren eingeladen, über ihre Motivation für das Projekt, seine Realisierung und erste Erfahrungen zu berichten.