Pflanzen, Tiere und Pilze sterben nicht nur im Regenwald aus, sondern auch bei uns. In der jetzt erschienenen Ausgabe des Magazins HOTSPOT «Auf den Spuren des Artensterbens» wird das Ausmass und die Mechanismen des Aussterbens in der Schweiz sichtbar.
In weiten Teilen Deutschlands ist die Zahl der Insekten massiv zurückgegangen. Dies zeigte eine wissenschaftliche Studie, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Forscher konnten in einer Langzeitstudie über die letzten 30 Jahre feststellen, dass 75% der gesamten Biomasse der Fluginsekten verschwunden ist. Im Hochsommer hat es sogar 80% weniger Fluginsekten als vor 30 Jahren.
Einerseits ist es erschreckend, wie viel Fluginsekten wir innerhalb der letzten Jahre verloren haben. Andererseits ist noch viel beunruhigender, dass die gesammelten Daten aus Naturschutzgebieten stammen, nicht etwa aus städtischen Gebieten. Die Forscher des Krefelder Entomologischen Vereins verfolgten seit 1989 die Entwicklung der Biomasse von Fluginsekten in 63 Schutzgebieten in Deutschland. Dafür verwendeten Dutzende von Amateur-Entomologen ein standarisiertes Verfahren, um die Biomasse an Fluginsekten zu ermitteln.
Alarmstufe Rot
Solche massiven Bestandseinbrüche sind ein Warnsignal: Sie deuten darauf hin, dass ein umfangreiches Aussterben im Gange ist. Aussterben passiert nicht von heute auf morgen; vielmehr bahnt es sich langsam an. Zuerst gibt es immer weniger Individuen einer Art, dann verschwinden einzelne Populationen, das Verbreitungsgebiet wird löchriger – und irgendwann geht die Art endgültig verloren.
Pflanzen, Tiere und Pilze sterben nicht nur im tropischen Regenwald, in Korallenriffen oder den Savannen Afrikas aus, sondern auch bei uns. Mit jedem Aussterben endet ein einzigartiger Zweig des in Milliarden Jahren entstandenen Baums des Lebens – was damit verloren geht, ist irreversibel und lässt sich auch mit neusten technischen Methoden nicht wiederherstellen.
Insekten als Fundament der Ökosysteme
Insekten bilden die artenreichste Tiergruppe weltweit. Viele von ihnen sind spezialisiert auf eine ganz bestimmte Pflanze und haben sich zusammen mit ihr entwickelt. Andere sind Generalisten und decken ein breiteres Spektrum ab. Zusammen bilden sie das Fundament eines gesunden Ökosystems. Sie sind nicht nur die wichtigsten Pflanzenbestäuber, sondern auch Nahrungsquelle für zahlreiche andere Tierarten wie Frösche, Fische, Fledermäuse und Vögel. Fällt eine Insektenart weg, kann dies bereits gravierende Folgen für eine Art nach sich ziehen, die auf die Insektenart angewiesen ist. Nimmt jedoch die Gesamtsumme der Insekten so gravierend wie durch die Studie belegt ab, kann dies sehr weitreichende, katastrophale Folgen haben. Das ganze Ökosystem droht aus den Fugen zu geraten, weil ökologische Funktionen wie Bestäubung, Samenverbreitung oder der Nutzen als Nahrungsquelle für andere Tierarten nicht mehr erfüllt werden können. Als Folge davon kommt es zum sekundären Aussterben von etlichen anderen Arten, die auf Insekten in irgendeiner Form angewiesen sind.
Auf den Spuren des Artensterbens
Im neusten HOTSPOT «Auf den Spuren des Artensterbens» präsentieren WissenschaftlerInnen und Biodiversitätsfachleute die neusten Erkenntnisse zum Ausmass und zu den Mechanismen des Aussterbens in der Schweiz. Das Magazin steht kostenlos zum Download auf der Website «Forum Biodiversität Schweiz» bereit.
Eigentlich müsste es dank milderem Klima den meisten Insektenarten besser gehen, tut es aber nicht. Ein Grund ist die Verinselung: Diese Populationen überleben auf kleinen «Hot-Spots». Naturschutzgebieten. Meistens sind sie für eine Art zu klein. Die Populationen überleben noch eine Weile, erlöschen in ungünstigen Jahren. Neu zuwandern ist danach selten möglich. So zeigt unsere Sicht auf die Artenvielfalt in Europa ein viel zu optimistisches Bild. Das grosse Aussterben bei uns beginnt erst.
all die siloballen, die laubbläser und nätürlich die unheimlichen spritzmittel (auch bio zugelassene töten) tragen bestimmt enorm dazu bei, zu diesem insektenschwund. es soll ja alles möglichst ‚aufgeräumt‘ und ausgeräumt sein. das natürliche durcheinander ängstigt leider viele, doch genau das wäre nötig, als unterschlupf für larven, raupen usw. aus denen dann insekten werden.