Das Ende des Vorfrühlings mit der prachtvollen Obstblüte kam plötzlich: Zwei frostige Nächte haben genügt, um die Aussicht auf sommerliche Obst- und Beerengenüsse zu schmälern. Frustrierend, ja. Im Naturgarten aber triumphiert schon wieder das Leben.
Als am Tag nach der zweiten Frostnacht die Sonne strahlend am blauen Himmel stand, war die Freude getrübt: Obstblüten schwarz verfärbt, Beeren farblos und schrumpelig, Kiwi- und Traubentriebe schwarz, Glyzinienspalier grau und schlapp, Blütenpflanzen mit hängenden Köpfen.
Vor allem Kulturpflanzen und Mittelmeergewächse, die von der ungewöhnlichen Märzwärme früh geweckt worden waren, litten schwer unter dem plötzlichen Kälteeinbruch. Andere waren härter im Nehmen. So richteten die Tulpen ihre Köpfe im Lauf des Tages wieder auf. Vor allem die einheimischen Gewächse zeigten aber ihre Stärke.
Die wilde Mondviole beispielsweise, deren Stängel am Morgen völlig durchgebogen waren, stand am Nachmittag wieder frisch und aufrecht da. Vielen weiteren Wildpflanzen sah man den Stress überhaupt nicht an.
Auch die Insekten liessen sich blicken, wie wenn nichts geschehen wäre. So sonnte sich nach den Frostnächten die frühe Adonislibelle als erste frisch geschlüpfte Libelle des Jahres auf Pflanzenstängeln. Nur die Winterlibelle, die als Imago überwintert, war schon früher zu sehen.
Weitere schöne Beobachtungen minderten die Trauer über den Verlust der erhofften sommerlichen Gaumenfreuden. Schliesslich ist eine verdorbene Ernte für eine Hobbygärtnerin und Geniesserin der selbst gezogenen Früchte – anders als für die Bauern – nicht existentiell.
Es ist immer wieder tröstlich, wie im Naturgarten auch bei launischem Wetter das Leben weiter gedeiht: Die Ackerhummel geniesst wie jeden Frühling die Blüten des kriechenden Günsels.
Auf Blättern sitzend tanken winzige Heuschreckenlarven Sonnenwärme.
Und unter dem Makroobjektiv entpuppt sich eine winzige Blattwespe als grünäugige Schönheit.
Auch der Schnee dieser Tage wird das Leben im Naturgarten nur vorübergehend bremsen. Mit Opfern ist allerdings bei solchen Wetterkapriolen leider doch zu rechnen
Genau das habe ich auch fasziniert wahrgenommen und mal wieder darüber nachgedacht, ob unsere «klassischen» Obstbäume und -sträucher überhaupt echt einheimische «indigene» sind oder eben Kultur-Mitbringsel aus dem Mittelmeerraum. Komisch nur, dass die Blutbuche auch Blattschäden an den fertigen, noch weichen Blättern zeigt.
Meine Bibernellrose blüht jedenfalls immer noch 1a, obwohl der Schnee sie blühend zur Erde gedrückt hatte. Und kein einziges braunes Blütenblatt ist daran. Furchenbiene und Langhornbiene sind auch immer noch da. Genial!