Die im Vorsommer gebildeten Knospen helfen den Gehölzen, den Winter zu überstehen. Da die Knospen bei jeder Pflanze etwas anders aussehen, spielen sie als Erkennungsmerkmal eine wichtige Rolle. Wenn man diese Merkmale kennt, ist die Bestimmung der Gehölze im Winter gar nicht mehr so schwierig.
Die meisten der einheimischen Gehölze werfen im Winter ihre Blätter ab. So ist ein Grossteil unsere Bäume und Sträucher für rund ein halbes Jahr nur im laublosen Zustand anzutreffen. Auf den ersten Blick erscheint es schwierig, die Pflanzen ohne Frucht oder Blatt zu erkennen. Jedoch weist jedes Gehölz eine Vielzahl von charakteristischen Merkmalen auf, die es ermöglichen, Gehölze auch im Winter sicher zu erkennen. Hilfreiche Erkennungsmerkmale bieten dafür die Knospen.
Knospen geben zahlreiche Hinweise
Knospen sind verkürzte Sprossanlagen, die den Gehölzen ermöglichen, den Winter in einem Ruhestadium zu überdauern. In einem Längsschnitt wird erkennbar wie in winziger Form alle für das nächste Jahr benötigten Elemente (Spross, Blätter und Blütenstände) eingelagert sind. Gebildet werden diese Anlagen bereits im Vorsommer während der Wachstumsphase und weisen vielfältige Formen auf. So können die Knospen behaart, kahl, länglich, kugelig, eiförmig oder spitzig sein. Und auch in ihrer Farbe könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Die Knospen sind grün über rot, braun bis schwarz. Aber das sind nur zwei von vielen möglichen Ausprägungen.
Die Mehrheit von Knospen wird durch sogenannte Knospenschuppen umhüllt. Diese Schuppen dienen hauptsächlich als Transpirationsschutz – ein Schutz vor Wasserverlust durch Verdunstung und Licht- und Wärmestrahlen, um den frühzeitigen Austrieb zu verhindern. Es gibt ein-, zwei-, drei- oder vielschuppige Knospen, aber auch solche, die keine solchen Schuppen haben. Dann spricht man von einer «nackten» Knospe.
Auch die Anzahl Knospen kann als Bestimmunhsilfe beigezogen werden. Weist ein Gehölz gehäufte Knospen vor, so spricht man von Bouquetknospen – ein Beispiel dafür ist der Schwarzdorn. Wenn zusätzlich zur «Hauptknospe» noch eine oder mehrere, meist kleinere Knospen vorhanden sind, spricht man von Beiknospen. Seriale Beiknospen stehen über der Hauptknospe, kollaterale neben der Hauptknospe – ein Beispiel mit seriellen Beiknospen ist die Heckenkirsche.
Die Stellung der Knospen am Trieb kann ein weiteres hilfreiches Erkennungsmerkmal sein. Diese entspricht der Blattstellung im Sommer, da die Knospen während der Vegetationsperiode in den Achseln der Blätter gebildet werden. Grundsätzlich kann man zwischen gegenständig und wechselständig unterschieden. Da die Natur sehr vielfältig ist, gibt es zwischen dieser Unterteilungen noch weitere Stellungen wie wechselständig-spiralig oder wechselständig-zweizeilig. Die Stellung der einzelnen Knospen zum Trieb eignet sich ebenfalls gut als Erkennungsmerkmal. Knospen können dem Trieb anliegen oder ihm abstehen – ein Beispiel mit abstehenden Knospen ist die Heckenkirsche.
Fünf Gehölze an den Knospen erkennen
Ein typisches Beispiel für eine «nackte» Knospe weist der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) vor. Seine Knospen sind nackt und behaart. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die Blütenknospen, die oft am Triebende zu finden sind und an einen Asterixhelm mit zwei Flügeln erinnern.
Die Knospen der Roten Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) stehen wechselständig am Trieb und sind senkrecht abstehend. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die seriellen Beiknospen oberhalb der Hauptknospe.
Die Knospen vom Schwarzdorn (Prunus spinosa) sind sehr klein (1-2mm) und die Blütenknospen treten als Bouquetknospen auf.
Die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) fällt durch ihre mattschwarzen Knospen auf, die gegenständig am Trieb stehen.
Die Knospen vom Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia) sind dunkelbraun und an der Spitze weiss behaart. Ausserdem stehen die Seitenknospen anliegend am Trieb.
Dies sind nur fünf von vielen Gehölzen, die im Winter an ihren Knospen erkannt werden können. Lernen Sie weitere Pflanzen und ihre Knospen im unserem «Knospen-Quiz» kennen. Viel Erfolg!
