Klaus Ewald’s Faszination für die Natur zieht sich durch sein gesamtes Leben hindurch – als Professor für Natur- und Landschaftsschutz, Autor, Umweltschützer und passionierter Hobby-Gärtner. Im Interview verrät der emeritierte ETH-Professor, wofür seiner Meinung nach mehr Ressourcen im Umweltschutz zur Verfügung stehen sollten und was seine letzte Umweltsünde war.
Wenige wissen wohl so viel über die Landschaftsgeschichte der Schweiz wie Klaus Ewald. Er war 13 Jahre lang Professor für Natur- und Landschaftsschutz an der ETH Zürich, Er baute die Forschungsrichtung «Landschaftsforschung» in der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft auf, und sein Buch «Die ausgewechselte Landschaft» dokumentiert auf eindrückliche Weise die Entwicklung der Schweizer Landschaft während der letzten zwei Jahrhunderte. Seit seiner Pensionierung widmet sich Klaus Ewald seiner Leidenschaft zum Gärtnern; über 700 Stunden pro Jahr verbringt er in seinem Garten. Naturschutz.ch möchte wissen, welche gute Tat der Wissenschaftler und Gärtner zuletzt für die Umwelt getan hat, und was sein ganz persönlicher Umwelttipp ist.
Wann oder wo geniessen Sie die Natur am meisten?
Während des Sommers im Garten, da ich als Hobby-Gärtner den Grossteil des Sommers mit der dortigen Natur verbringe.
Welches ist das faszinierendste Tier, welches Sie in der Schweiz je beobachten konnten?
Bienenfresser im Aargauer Jura.
Und welche Tierart nervt Sie am häufigsten?
Katzen, welche in meinem Garten Eidechsen, junge Schlangen, Spitzmäuse und Vögel töten und zudem den Garten voll kacken.
Wie viele Vogelarten erkennen Sie an der Stimme?
Etwa 40.
Wann haben Sie das letzte Mal unter freiem Himmel geschlafen und wie kam es dazu?
1973 in Arizona unter einem 360° Sternenhimmel ohne jede Lichtverschmutzung, und zwar als ich mit einem Camping-VW-Bus auf einer langen Reise quer durch die USA und Kanada unterwegs war.
Was war Ihre letzte Umweltsünde?
Im strombeheizten Haus zusätzlich einen Handtuchwärmer installiert.
Und welche gute Tat haben Sie zuletzt für die Umwelt getan?
In der bitteren Kälte im Januar habe ich mittels zwei Futterhäuschen und zwei Futtersäulen sehr viele Singvögel gefüttert.
Wenn Sie – für einen nachhaltigeren Lebensstil – die Wahl haben, entweder auf Fleisch oder Flugreisen zu verzichten, wie würden Sie sich entscheiden?
Verzicht auf Flugreisen, wie nun bereits seit 6 Jahren.
Wofür sollten im Umwelt- und Naturschutz mehr Ressourcen zur Verfügung stehen?
Für eine Biodiversitäts-konforme Ausbildung der Bauern in allen Ausbildungs- und Weiterbildungs-Institutionen.
Was ist Ihr ganz persönlicher Umwelttipp an unsere Leserschaft?
Bei allen Anschaffungen überlegen, ob wir sie wirklich benötigen zum Leben!
Herzlichen Dank, Herr Ewald, für das Interview!
- Geboren 1941 in Basel
- Promotion und Habilitation in Geographie an der Univerität Basel
- Er arbeitete unmittelbar nach dem Studium fünf Jahre lang beim Schweizerischen Bund für Naturschutz (SBN)
- Mit seiner Studie (in einer westschweizer Zeitung als «bombe de Birmensdorf» apostrophiert) «Der Landschaftswandel – zur Veränderung schweizerischer Kulturlandschaft im 20. Jahrhundert « (1978) habilitierte er sich im Fach Geographie an der Universität Basel
- Er etablierte bis 1987 die Landschaftsforschung an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft ( heute:WSL)
- Von 1987 bis 1993 war er ordentlicher Professor für Landespflege an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau
- 1988-1990 Dekan der Forstwissenschaftlichen Fakultät der Uni Freiburg
- Von 1993 bis 2006 war er ordentlicher Professor für «Natur-und Landschaftsschutz» an der ETH Zürich
- Als Emeritus schrieb er gemeinsam mit Gregor Klaus das 751-seitige Werk: «Die ausgewechselte Landschaft – vom Umgang der Schweiz mit ihrer wichtigsten natürlichen Ressource» (2009), welches nach sechs Monaten vergriffen war.
- 2019 veröffentlicht er sein Buch «Weisheiten aus meinem nicht digitalen Garten» mit Kurzgeschichten zu Fragen wie Kann ich von meinem Garten leben? und Wo sind nur all die Singvögel geblieben?
Das Coole daran ist, dass wir, wenn wir dort ankommen, verstehen, dass wir hier einfach ein bisschen winzig
Tier sind.