StartHintergrundMeinungCO2-Gesetz: Für welche Zukunft werden wir stimmen?

CO2-Gesetz: Für welche Zukunft werden wir stimmen?

Die Abstimmung über das CO2-Gesetz gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten der letzten Jahre. Denn wir entscheiden mit, wie sich unsere Zukunft entwickelt. Werden wir weitermachen wie bisher oder werden wir die notwendigen Massnahmen ergreifen, um die Klimakrise einzudämmen?

Stellen wir uns für einen Moment das Jahr 2050 vor. Abgesehen vom Pariser Klimaabkommen haben wir keine weiteren Massnahmen zur Eindämmung der Klimakrise ergriffen. Global sind Temperaturen im Durchschnitt um 3°C angestiegen – und in der Schweiz doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Der Sommer ist unglaublich heiss und die zweite Hitzewelle des Jahres ist bereits im Anmarsch. Die höheren Temperaturen machen vielen zu schaffen. Wer kann meidet die heissen Stunden des Tages und verbringt die meiste Zeit drinnen. Wir verzeichnen einen klaren Anstieg der hitzebedingten Krankheits- und Sterberaten. Auch Trockenperioden sind immer häufiger geworden. Die Hälfte der Gletscher sind bereits weggeschmolzen, und Skifahren im Winter wird immer seltener. Stattdessen können wir im Mittelland vermehrt Nahrungsmittel anpflanzen, welche zuvor exotisch waren. Viele Pflanzen leiden jedoch enorm unter dem globalen Temperaturanstieg, den vermehrten Hitzewellen und Dürreperioden.

Weltweit sind die Ausmasse der Klimakrise drastisch: Eine stabile Lebensmittelproduktion und Wasserversorgung zu gewährleisten ist für viele Regierungen zu einer grossen Herausforderung geworden. Küstenstädte wie Bangladesh und Mexiko haben brutale Infrastrukturzerstörung und extreme Überflutungen erlitten. Einige Küstenstädte wie Jakarta sind in weniger stark betroffene Regionen umgesiedelt. Aber viele Gebiete sind durch den globalen Temperaturanstieg unbewohnbar geworden, und mehrere Hundert Millionen Klimaflüchtlinge suchen Zuflucht in den verbleibenden bewohnbaren Regionen. So zumindest beschreiben die beiden Klimaexperten Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac, die beim Pariser Klimaabkommen Verhandlungen für die Vereinten Nationen geführt haben, die Welt im 2050 in ihrem Buch The Future We Choose: Surviving the Climate Crisis – falls wir im Klimaschutz nicht rechtzeitig handeln. Diese Zukunft wäre vorstellbar, falls die Reduktionsziele für das Jahr 2050 trotz jahrelanger Energie- und Klimapolitik nicht erreicht werden, falls wir zu lange warten und falls wir die Erdöllobby weiterhin unterstützen – auf Kosten der Erhaltung der Regenwälder, der Biodiversität, unserer Gesundheit und der Zukunft der nächsten Generationen.

Es ist noch nicht zu spät, um die Richtung zu ändern

Die Zukunft könnte natürlich auch ganz anders aussehen. Tauchen wir nocheinmal in die Welt im 2050 ein, diesmal jedoch mit dem Gedankenexperiment, dass wir angemessene Massnahmen ergriffen haben um den Klimawandel einzudämmen und den globalen Temperaturanstieg unter 1.5°C zu halten. Die Luft ist sauber, die Städte sind grün und auf den Strassen fahren Elektroautos und -busse. Wir haben die Nutzung von fossilen Energien komplett gestoppt und nutzen stattdessen erneuerbare Energien. Innovative und verursachergerechte Regelungen haben mitgeholfen, möglichst fair und effiziente Anpassungen vorzunehmen. Wir sehen uns wieder als Teil der Natur und ein umweltbewusster Lebensstil ist zur Norm geworden. Wir produzieren einen Grossteil unserer Nahrungsmittel regional, kaufen beim Bauern und in kleinen Gemeinschaftsläden statt in grossen Einkaufszentren ein. Vegetarismus ist weitverbreitet. Den Klimawandel konnten wir natürlich trotzdem nicht komplett eindämmen. Global verzeichnen wir einen Temperaturanstieg von knapp 1.5°C und weltweit treffen Extremereignisse wie Stürme, heftige Niederschläge und Dürreperioden die wachsende Bevölkerung mit zunehmender Wucht. Die Lebensmittelversorgung für über 9 Milliarden Menschen ist eine grosse Herausforderung, denn die Landwirtschaft leidet enorm unter den vermehrten Hitze- und Trockenheitsperioden. Der Klimawandel ist noch immer eine der grössten Herausforderungen für Regierungen, Industrie und Wissenschaft – und für die Gesellschaft. Aber durch angemessene Massnahmen haben wir die negativen Auswirkungen so weit wie möglich eingedämmt und uns darauf vorbereitet, mit den Konsequenzen umzugehen.

Natürlich ist die Zukunft ungeschrieben. Niemand weiss, wie die Welt im 2050 aussehen wird. Die beiden Gedankenexperimente kontrastieren lediglich zwei mögliche Szenarien. Klar ist jedoch: Mit jeder Entscheidung, die wir heute treffen, formen wir unsere Zukunft. Und mit einem JA für das neue CO2-Gesetz am 13. Juni können wir einen wegweisende Entscheidung für eine nachhaltigere Zukunft treffen.

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