Seepferdchen sind im Tierreich wahrlich aussergewöhnlich: Die «pferdeähnlichen» Fische sind die einzige Tiergattung, bei der das Männchen den ungeborenen Nachwuchs in sich trägt. Und auch die anschliessende Geburt ist ein einzigartiges Spektakel, wie das folgende Video beweist:
© The Deep, youtube
Über 1’800 Junge pro Wurf
In nur wenigen Minuten schwirren rund 1’800 Miniatur-Seepferdchen durch das Aquarium. Der Nachwuchs scheint geradezu aus der Bruttasche des Männchens „herauszusprudeln“. Doch der kurzen, schwallartigen Geburt gehen, ähnlich wie bei uns Menschen, Wehen voraus, die das Männchen auf die Geburt vorbereiten. Zudem kündigt sich die Geburt bei dieser Art – es handelt sich im Video um ein Gepunktetes Seepferd (Hippocampus kuda) – durch eine äussere Verwandlung an: Innert vier Sekunden wechselt die Hautfarbe des Männchens von einem beinah kompletten Schwarz zu einem Weiss, auf dem die dunklen Punkte deutlich zur Geltung kommen. Die Strapazen der Geburt verlangen dem Männchen offensichtlich nicht allzu viel ab, denn bereits einen halben Tag später kann es theoretisch den nächsten Wurf in seiner Bruttasche tragen.
Rollentausch
Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die Bruttasche des männlichen Seepferdchens, die Brutstätte der Jungtiere. Das Weibchen deponiert ihre Eier in die Bruttasche, wo sie durch das Sperma des Männchens befruchtet werden. Während rund zehn Tagen bis mehreren Wochen hütet und bebrütet das Männchen die Eier. Am Ende der Brutzeit schlüpfen die jungen Seepferdchen und verlassen die wohlbehütete männliche Bruttasche.
Nur 0.5 Prozent der Jungen überleben
Mit dem Zeitpunkt der Geburt sind die kleinen Seepferdchen auf sich alleine gestellt: Sie müssen sich selbstständig auf Nahrungssuche – in der Regel essen sie kleine Krebstiere – begeben. Ohne die elterliche Fürsorge steigt jedoch das Risiko, selbst zur Beute zu werden. Hinzu kommt, dass die Jungtiere ihrer geringen Grösse wegen den Meeresströmungen komplett ausgesetzt sind und im schlimmsten Fall zu nahrungsarmen, ungeeigneten Lebensräume abtreiben. Aufgrund dieser Tatsachen dürfte sich die verschwindend kleine Überlebensrate der Neugeborenen von nur 0.5 Prozent erklären.

Populationen schwinden
Seepferdchen trifft man weltweit in seichten und gemässigten Gewässern an – es werden jedoch je länger je weniger. Der Abwärtstrend der Seepferdchen-Populationen hat mehrere Ursachen. Allen voran macht der fortwährende Verlust der Korallenriffe den Seepferdchen zu schaffen. Ebenfalls geraten sie – zum einen als Beifang bei der Schleppnetzfischerei, zum anderen gezielt für den Aquarienhandel oder die traditionelle chinesische Medizin – in die Netze der Fischer. Denn in China und Südostasien verspricht man sich vom Verzehr der Seepferdchen eine gesundheits- sowie potenzsteigernde Wirkung.
