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Selbstgemachtes mit Rosskastanien

Herbst bedeutet in der Schweiz auch immer Rosskastanienzeit. Sie liegen überall am Boden und gerne werden sie von Jung und Alt gesammelt. Die wirkungsvollen Inhaltsstoffe der Rosskastanien kennen aber nur wenige. Hier einige Tipps, wie Sie die versteckten Superkräfte der Kastanie wirkungsvoll einsetzen können.

Die weit verbreiteten Rosskastanien (Aesculus) sind zwar nicht wie die Edelkastanie essbar, trotzdem kann viel Nutzen aus dem Baum und vor allem auch aus den Kastanien selber gezogen werden. Diese sind nämlich nicht nur super zum Basteln für Kinder, sondern sie enthalten auch einige Wirkstoffgruppen, die dazu führen, dass aus Rosskastanien unter anderem Arzneimittel, Hygieneprodukte und Putzmittel hergestellt werden können.

Rosskastanien-Waschmittel selber machen

Weicht man aufgeschnittene Rosskastanien in Wasser ein, dann zeigen diese seifenartige Eigenschaften. Die Flüssigkeit wird zum Beispiel milchig und teilweise auch leicht schaumig. Grund dafür sind die sogenannten Saponine, also pflanzliche Seifenstoffe in der Kastanie. Deshalb eignen sich Kastanien auch als Waschmittel. Hier eine kurze Anleitung wie man dieses ökologische, biologische und kostenlose Waschmittel ganz einfach und schnell herstellen kann.

Zeitaufwand: 10 Minuten (ohne Kastanien Sammeln)
Material: 7 bis 10 Kastanien

Zuerst sammelt man draussen etwa 7 bis 10 Rosskastanien. Je heller die Kastanie, desto besser kann man sie später zerschneiden (da diese jünger sind). Die gesammelten Kastanien befreit man dann so gut wie möglich vom gröbsten Dreck und schon kann es losgehen:

  • Die Kastanien möglichst klein zerhacken. Tipp: die helle Seite der Kastanie legt man beim Zerhacken am besten nach unten, dies ist nämlich die härteste Stelle der ganzen Frucht
Gehackte Rosskastanien.
Je kleiner die Stücke gehackt sind, desto schneller gelangt der Wirkstoff ins Wasser. © Stefanie Wermelinger
  • Die Kastanienstücke in einem Wasserglas einlegen, am besten über die Nacht.
  • Nach mindesten 5 Stunden einweichen siebt man den Inhalt des Wasserglases, so dass am Schluss die weissliche, milchige Flüssigkeit zurückbleibt.
Sieben von den zerhackten Rosskastanien.
Nach dem Sieben bleibt eine milchige Flüssigkeit zurück – das Waschmittel. © Stefanie Wermelinger
  • Die milchige Flüssigkeit wird nun in das Spülfach der Waschmaschine gegeben und los geht das Waschen.

Das Resultat überzeugt. Die Wäsche riecht angenehm frisch und neutral, da in den Kastanien keine Duftstoffe enthalten sind (ist ein Duft erwünscht, dann können ein paar Tropfen ätherisches Öl zugegeben werden). Oberflächliche, kleine Schmutzflecken sind ebenfalls entfernt worden. Bei grösseren Schmutzflecken würde ich allerdings wieder auf herkömmliches Waschmittel zurückgreifen. Etwas schade ist, dass man das selber gemachte Waschmittel nicht lange aufbewahren kann: Nach etwa zwei Tagen beginnt es nämlich unangenehm zu riechen. Es muss also immer wieder frisch hergestellt werden. Alternativ kann man aber auch ein Pulver aus den Kastanien herstellen (so sind sie weniger anfällig auf Schimmel) und dieses einlagern. Eine Anleitung dazu finden Sie hier.

Dieselbe hergestellte Flüssigkeit lässt sich übrigens auch als natürliches Putzmittel für die Küche oder das Bad einsetzen. Fett- und Schmutzspuren werden durch die Saponine gut gelöst. Auch hier gilt: Will man zusätzlich einen Duft hinzufügen, können ein paar Tropen ätherisches Öl hinzugefügt werden.

Selbergemachtes Rosskastanien-Duschgel: Hilft gegen trockene Haut

Die Wirkstoffe in der Rosskastanie machen diese aber nicht nur als Putzmittel verwendbar. Im Lexikon der Heilkräuter wird die Kastanie nämlich auch als wichtige Heilpflanze beschrieben. Die Inhaltsstoffe der Kastanie wirken nicht nur fettlöslich, sondern auch durchblutungsfördernd und antibakteriell. Sie sind also auch in der Körperpflege verwendbar, gerade bei empfindlicher Haut. Perfekt für ein Duschgel. Auch diese Herstellung ist einfach, allerdings etwas zeitaufwendiger. Das Prinzip bleibt aber dasselbe wie bei dem Waschmittel: Mit Wasser werden die Wirkstoffe aus der Kastanie gelöst.

Zeitaufwand: 40 Minuten (ohne Kastanien Sammeln)
Material: ca. 5 Kastanien, 1 Apfel, 1-2 EL Leinsamen

Der Apfel (am besten ein Bio-Apfel) wird benötigt, um den Feuchtigkeitsgehalt des Duschgels zu erhöhen. Durch das Quellen der Leinsamen wird die Flüssigkeit verdickt und wird so zu einem Gel. Je nach Vorliebe kann man hier bei der Menge variieren.

  • Die Kastanien zerschneiden, je kleiner desto besser.
  • Die Kastanienstücke in eine Pfanne geben und etwa 30 cl Wasser einfüllen.
  • Den Apfel zerstückeln und ebenfalls in die Pfanne geben. Das Ganze etwa 10 bis 20 Minuten vor sich hin köcheln lassen (je feiner geschnitten, desto weniger lang muss es gekocht werden).
Rosskastanien und Zutaten in einer Pfanne erhizen.
Das ganze mindestens 10 Minuten köcheln lassen. © Stefanie Wermelinger
  • Den Sud fein sieben und dann die Leinsamen dazugeben. Nochmals aufkochen, bis der Sud genügend verdickt ist.
Leinsamen in den Mix dazugeben.
Je weniger Leinsamen, desto flüssiger wird das Duschgel. © Stefanie Wermelinger
  • Ein letztes Mal sieben und fertig ist das Duschgel. Tipp: Keine Angst, wenn der Sud zu Beginn noch wässerig aussieht, beim Abkühlen verfestigt sich das Ganze noch etwas mehr.
Duschgel aus Rosskastianien: Natürllich und ökologisch ohne Fremdstoffe.
Nach dem Sieben bleibt das fertige Duschgel zurück. © Stefanie Wermelinger

Das Resultat erscheint nicht gerade appetitlich: es sieht etwas «glibrig» aus. Doch im Einsatz überzeugt das Duschgel durchaus. Es lässt sich gut auftragen und auch wieder abwaschen. Es riecht ganz leicht nach den Leinsamen und mit ein wenig Fantasie riecht man auch den Apfel heraus. Die Haut ist nach dem Abtrocknen angenehm weich und man merkt, dass das Gel feuchtigkeitsspendend ist. Leider ist es auch bei dem Duschgel so, dass es nach ein bis zwei Tage streng zu riechen beginnt. Im Kühlschrank lässt es sich immerhin etwas länger halten, bis knapp eine Woche. Allenfalls kann man das Gel auch pasteurisieren. So ist es dann mehrere Wochen haltbar.

Rosskastanien-Sofort-Creme gegen Krampfadern

Es wurde bereits angesprochen, dass die Rosskastanie auch eine wichtige Arzneipflanze ist. Sie regt die Durchblutung an und hat eine stärkende Wirkung auf die Venen. Laut dem Heilkräuter Lexikon hilft sie besonders gegen Krampfadern, geschwollene Füsse, Arteriosklerose, Hämorrhoiden und gegen vieles mehr.

Aus den frisch gesammelten Rosskastanien lässt sich eine selbergemachte Creme gegen Krampfadern herstellen, wie das Heilkräuter Lexikon erklärt.

Zeitaufwand: 1 Stunde 30 Minuten (ohne Kastanien Sammeln)
Material: ca. 5 Kastanien, 50 ml Öl, 4 g Bienenwachs, 25 g Lanolin anhydrid, 50 ml Doppelkorn, 10–20 Tropfen ätherisches Wachholderöl

In dem Video wird genau beschrieben, wie die Sofort-Creme hergestellt wird. © EvaMarbachVerlag, via youtube

Einige praktische, ökologische Verarbeitungen der Kastanie sind in diesem Artikel gezeigt, es gibt aber noch einige mehr. Denn auch Gesichtsmasken, Spritzmittel gegen Blattläuse und vieles mehr lässt sich mit dem biologischen Alleskönner herstellen. Wenn Sie Lust haben, noch weiter in der Welt der Rosskastanien-Verarbeitung herumzustöbern, kann ich Ihnen diesen Link empfehlen: www.gartenhaus.ch. Viel Spass beim weiteren Ausprobieren!

Erstveröffentlichung: Oktober 2018

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