Das Füttern von Vögeln im Winter ist eine sehr beliebte Möglichkeit etwas für die Natur zu tun. Doch Vogelarten, die den Winter in der Schweiz verbringen, sind eigentlich gut an die Verhältnisse in unseren Breitengraden angepasst. So stellt sich immer wieder die Frage, ob dieser Eingriff in die Natur aus naturschützerischer Sicht überhaupt sinnvoll ist. Einige Punkte sollten allerdings auf jeden Fall beachtet werden.
Vögel haben mit 38 bis 42 Grad eine leicht höhere Körpertemperatur wie wir Menschen. Diese müssen sie auch im Winter halten, um aktiv sein zu können. Da heizen viel Energie verbraucht, müssen die Vögel auch im Winter genügend fressen. Viele Arten sind eigentlich Insektenfresser, doch da diese im Winter Mangelware sind, steigen sie auf fettreiche Samen, Nüsse und Körner um. Auch verschiedene Beeren und Hülsenfrüchte stehen noch längere Zeit zur Verfügung. Einige Arten wie der Eichelhäher legen auch gezielt Vorräte an, welche sie im Winter wieder ausgraben.
Wegen des grossen «Energieverschleiss» kann man annehmen, dass den Vögeln einen hilfreichen Dienst erwiesen wird, wenn man ihnen diese fettreiche Nahrung zu Verfügung stellt. Doch die Fütterung bringt auch Gefahren für die Vögel mit sich: Viele Tiere auf kleinstem Raum, was das Risiko von Einschleppen und Übertragen von Krankheiten erhöht. Laut der Vogelwarte Sempach ist die Winterfütterung biologisch gesehen nicht nötig ist, aber wenn richtig, massvoll durchgeführt, auch nicht schädlich. So kann man sich immer noch mit gutem Gewissen am Vogelbesuch beim Futterhäuschen erfreuen. Wenn über längere Zeit eine geschlossene Schneedecke liegt, Eisregen oder Bodenfrost herrscht, kann die Winterfütterung für manche Individuen durchaus eine Überlebenshilfe sein.
Ein paar wichtige Tipps zur Winterfütterung zusammengefasst:
- Zum Schutz vor Feinden sollte das Futterhaus so platziert werden, dass im Umkreis von 2 bis 5 Metern keine Strukturen vorhanden sind. Nahe gelegene Rückzugsmöglichkeiten (Bäume, Sträucher) sind allerdings von Vorteil.
- Das Futter sollte möglichst der natürlichen Nahrung der Vögel entsprechen. Für Körnerfresser wie Finken, Sperlinge und Meisen empfehlen sich Mischungen aus Sonnenblumenkernen und Hanfsamen. Weichfresser wie Amsel und Rotkehlchen nehmen Äpfel, Baumnüsse, Haferflocken oder Weinbeeren. Mischungen mit Ambrosia-Samen sind zu vermeiden.
- Das Futter sollte täglich frisch angeboten werden, am besten abends rund zwei Stunden vor der Dämmerung und so viel, dass es für 24 Stunden reicht.
- Um Krankheiten vorzubeugen, sollte Vogelkot nicht in Kontakt mit dem Futter kommen. Es empfehlen sich daher Futterhäuser mit schmalen Krippen oder säulenförmige Futterautomaten. Das Gemisch aus Futterresten und Kot, welches unter Futterhäusern anfällt, sollte regelmässig weggeräumt werden.
Weil die Winterfütterung in der nächsten Umgebung von Häusern stattfindet, profitieren vor allem Vögel, die sich mit der Anwesenheit des Menschen arrangiert haben. Entscheidend für den ganzjährigen Schutz einer artenreichen Vogelwelt ist die Erhaltung vielfältiger und gesunder Lebensräume. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, leistet ganzjährig einen wichtigen Beitrag für die natürliche Vielfalt vor der eigenen Tür.
Viele weitere hilfreiche Informationen über eine korrekte Winterfütterung und andere interessante Themen wurden vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife und der Schweizerischen Vogelwarte in Form von Merkblättern bereitgestellt:
- Ratgeber der Schweizerischen Vogelwarte
- Merkblatt zur Fütterung von Kleinvögeln
- Eine Zusammenstellung der häufigsten Gäste an der Futterstelle
Dieser Artikel wurde am 22. Dezember 2018 erstmals auf naturschutz.ch publiziert und wurde mittlerweile überarbeitet.