Espresso, Lungo, Latte macchiato. Über die beste Kaffeespezialität lässt sich wohl streiten. Unbestritten ist leider, dass das Lieblings-Heissgetränk der Schweizer keinen Preis für die Nachhaltigkeit gewinnt. Doch man kann optimieren. Wir zeigen, wie’s geht!
Kaffee ist für die meisten kaum aus dem Alltag wegzudenken – immerhin trinken Herr und Frau Schweizer im Schnitt rund drei Tassen pro Tag. Was nun die beste Zubereitung ist, darüber wird wohl jeder seine eigene Meinung haben. Sei es ein starker Espresso aus der Bialetti oder ein klassischer Cappuccino mit feinem Milchschaum aus dem Vollautomaten. Dass Kaffee selbst aufgrund seiner Produktion nicht das nachhaltigste Getränk ist, sollte den meisten bewusst sein. Doch auch die Zubereitungsart kann sich stark auf den ökologischen Fussabdruck auswirken.
Grundsätzlich kann die Ökobilanz einer Tasse Kaffee in drei Kategorien aufgeteilt werden: Kaffeeproduktion/-anbau, Herstellung der Maschine sowie Abfall, Strom- und Wasserverbrauch der Kaffeemaschine beim Brühen des Kaffees. Der Transport macht vergleichsweise einen kleinen Teil aus. Die gute Nachricht: Man hat einen grossen Einfluss auf den Fussabdruck!
Auf Bio und Fairtrade achten
Kaffeeanbau findet hauptsächlich um den Äquator statt, in Gebieten, wo viele Menschen in bitterer Armut leben. Der Kaffeeanbau kann helfen, Perspektiven zu schaffen, doch häufig werden die Kaffeebauern gnadenlos ausgenutzt. Hier hilft der Griff zum Fairtrade-Label, das unter anderem dafür sorgt, dass Bauern einen Mindestpreis pro Kilo erhalten.
Kaffee wird häufig in Monokulturen unter hohem Dünger- und Pestizid-Einsatz angebaut. Dazu kommt der hohe Wasserverbrauch: Pro Tasse Kaffee werden im Anbau circa 150 Liter Wasser benötigt. Kaffeeanbau in Mischkulturen hilft, all diesen Problemen entgegenzuwirken. Ein Bio-Label auf der Kaffeepackung garantiert, dass mindestens 95% der Bohnen aus biologischem Anbau stammen. Das bedeutet unter anderem, dass keine chemischen Spritzmittel und nur natürliche Dünger eingesetzt werden. Zudem sind Monokulturen verboten. So lassen sich, laut Stiftung Warentest, bis zu zwei Drittel der Umweltschäden in der Ökobilanz vermeiden.

Wie viel Kaffee ist in meiner Tasse?
Nun hat man sich für einen Fairtrade-, Bio-Kaffee entschieden. Aber welche Art der Kaffeezubereitung ist denn eigentlich die Nachhaltigste? Kurz: Es ist kompliziert, denn verschiedene Faktoren spielen eine Rolle.
Grundsätzlich gilt: Je weniger Kaffee verbraucht wird, desto besser. In dieser Hinsicht haben Kapsel- oder Kaffeepad-Maschinen die Nase vorn, denn sie kommen mit vorportionierten Portionen. Auch Vollautomaten sind vorprogrammiert (beziehungsweise lassen sich einstellen), entsprechend wird auch da immer die gleiche Menge verwendet. Diese liegt allerdings im Schnitt höher als beim Pad- oder Kapselsystem. Bei den anderen Systemen ist eine genaue Einschätzung schwierig, da die Menge Kaffee vom Benutzer abhängt.
- Kapsel: ca. 6g pro Kapsel
- Pad: ca. 7g pro Pad
- Vollautomat: Meist 10 – 12g pro Tasse (einstellbar, bzw. variabel je nach Marke)
- Siebträger: 7 – 10g (Espresso)
- Filterkaffee: 12g pro 200ml Tasse (Empfehlung 60g pro Liter)
- French Press: 12g pro 200ml Tasse (Empfehlung 60g pro Liter)
- Bialetti: 7 – 8g pro Espresso (22g für ca. 3 Espresso Tassen)
*Das genaue Gewicht hängt je nach System vom Hersteller / Verbraucher ab.
Vollautomat lohnt sich nur bei hohem Kaffeekonsum
Doch die Menge an Kaffee ist nicht das einzige Kriterium, auch Aspekte wie Abfall sowie Wasser- und Stromverbrauch sind relevant. Verschiedene Studien kommen hier zu unterschiedlichen Ergebnissen, weshalb eine absolute Rangfolge schwierig ist. Sowohl in einer Studie der Empa (naturschutz.ch berichtete) als auch bei Stiftung Warentest schneidet die Filtermaschine besser ab als ein Kapselsystem mit Plastik- oder Aluminiumkapseln. Der Nachteil der Filtermaschine: Nur eine Tasse Kaffee zuzubereiten gestaltet sich oft als schwierig und wenn man etwas vermeiden sollte, dann Kaffee wegzukippen. Ausserdem wird gerade beim Filtersystem der Kaffee häufig überdosiert.
Beim Vollautomaten fallen vor allem der hohe Stromverbrauch sowie die aufwändige Herstellung und Wartung der Maschine ins Gewicht. Eine Anschaffung lohnt sich daher nur, wenn viel Kaffee getrunken wird (beispielsweise in einer Bürogemeinschaft). Siebträgermaschinen haben grundsätzlich eine etwas bessere Ökobilanz als Vollautomaten, da aufgrund der einfacheren Technik weniger Material und Energie bei der Herstellung benötigt wird. Allerdings wird oft mehr Kaffee verwendet als beim Vollautomaten, bei dem die Menge fest eingestellt ist.
Recycling ist ein Muss
Am nachhaltigsten ist, laut Stiftung Warentest, überraschenderweise dann doch die Kapselmaschine — aber nur, wenn wiederbefüllbare Kapseln verwendet werden. Auch die Kaffeepad-Maschine schneidet nicht schlecht ab, da vergleichsweise wenig Kaffee verwendet wird und — im Gegensatz zur geläufigen Kapselmaschine — die Pads in den Bioabfall kommen. Bei der French Press wird meistens eher mehr als das empfohlene Kaffeepulver verwendet, dafür braucht man ausser heissem Wasser keine weiteren Ressourcen. Wer also konsequent darauf achtet, die richtige Menge Kaffeepulver zu verwenden und nicht zu viel Wasser aufkocht, für den kann die French Press eine gute Lösung sein.
In vielen Studien wird übrigens davon ausgegangen, dass die Kapseln aus Aluminium im Müll landen und nicht rezykliert werden. Doch gerade Aluminium lässt sich eigentlich super wiederverwenden und bei Produkten aus rezykliertem Aluminium reduziert sich der Energieeinsatz bei der Produktion um bis zu 95%. Zudem fällt der umweltschädliche Abbau weg. Aluminium Kapseln sollten also auf jeden Fall rezykliert werden (für die ganz Bequemen bietet Nespresso zusammen mit der Schweizer Post an, die Kapseln kostenlos abzuholen). Plastik-Kapseln sind auch keine bessere Wahl, da sie nur weggeschmissen werden können. Am besten benutzt man entweder wiederbefüllbare oder kompostierbare Kapseln.

Stromfresser Standby-Modus
Auch beim Thema Stromverbrauch gibt es Optimierungspotential, denn die meisten Kaffeemaschinen verbrauchen den Grossteil des Stroms gar nicht im aktiven Betrieb. Was sich hingegen summiert, ist der Standby- oder «Schein-Aus»-Betrieb. Seit 2014 werden in der EU zwar keine Maschinen ohne Abschaltautomatik mehr verkauft, doch einerseits geht es selbst dann noch bis zu 30 Minuten, bis sich die Maschine komplett ausschaltet und andererseits stehen noch genügend Maschinen in den Küchen, die den ganzen Tag still und heimlich Strom saugen. Also: Konsequent ausschalten.
Fazit
Es wird also deutlich, dass es nicht so einfach ist, eine Zubereitungsart als «die Nachhaltigste» zu bezeichnen. Komplett nachhaltig wird die Kaffeepause wohl nicht werden, doch als Kaffeetrinker:in kann man zumindest folgende Punkte beachten:
- Beim Kaffeekauf auf Bio- und Fairtrade-Siegel achten
- Immer nur so viel Kaffee brühen, wie man trinkt
- Die Maschine nach Gebrauch ausschalten
- Kaffeesysteme mit viel Abfall meiden und den Abfall fachgerecht entsorgen
Wer doch einmal zu viel Kaffee produziert hat, kann diesen später wunderbar zu Eiskaffee verwandeln. Und vielleicht greift man das eine oder andere Mal dann doch zum Tee.
Quellen:
https://coffeeannan.ch/blogs/blog/nachhaltiger-kaffee
https://www.empa.ch/de/web/s604/auf-den-kaffee-kommt-es-an
https://greenpeace.at/uploads/2022/07/greenpeacemarktcheck_factsheet_kaffee_feb2021.pdf
https://www.test.de/Oekobilanz-und-Preisvergleich-Kaffeezubereitung-6093120-0/
https://utopia.de/ratgeber/ueberraschendes-ergebnis-diese-kaffeemaschine-hat-die-beste-oekobilanz-kaffee-kochen-stiftung-warentest/