Ökologische Naturmaterialien statt umweltschädlichen Chemikalien, faire Produktion statt menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, langlebige Lieblingsstücke statt billiger Massenware, Tauschen statt Trashen. Wir haben die Wahl – und um diese richtig zu treffen, geben wir hier die wichtigsten Tipps.
Um es gleich zu Beginn vorweg zu nehmen: Je weniger wir kaufen, desto nachhaltiger ist unser Konsumverhalten. Durchschnittlich haben wir SchweizerInnen nämlich mehr als 100 Kleidungsstücke im Schrank, somit sind wir im weltweiten Durchschnitt ganz vorne mit dabei (Schätzen Sie einmal, wie viele Kleidungsstücke Sie echt besitzen!). Und der Grossteil dieser Kleider wird nicht einmal getragen. Um diesem Fast Fashion Trend Einhalt zu gebieten ist es essentiell, sich vor jedem Kauf zu fragen «Brauche ich das WIRKLICH?». Denn auch wenn wir möglichst nachhaltlig einkaufen, so geht jeder Einkauf immer noch einher mit Ressourcenverbrauch, Arbeitsaufwand und Transportwegen. Das soll sich ja wenigstens lohnen. Falls die Antwort auf die obige Frage Ja ist, dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Könnte man das benötigte Kleidungsstück in einem Secondhandladen oder bei einer Kleidertauschbörse finden? Oder, wenn es ein Neukauf sein sollte: Wo findet man ökologisch und sozial hergestellte Kleider?
Tauschen statt neu kaufen
Eine internationale Studie zeigt, dass in der Schweiz durchschnittlich 80% der Kleider im Kleiderschrank während 12 Monaten nicht getragen werden. In Anbetracht der verbrauchten Ressourcen und investierten Arbeitszeit ist das eine Schande! Deshalb sind Kleidertauschbörsen eine geniale Erfindung. Sie sind gratis oder sehr günstig und verhelfen den Kleidungsstücken zu einem längeren Leben. Kleiderschrank ausmisten und Fehleinkäufe oder Kleider, die nicht mehr passen, einem neuen Besitzer weiterschenken. Und vielleicht kommt man sogar auch selbst mit einem neuen Lieblingsstück nach Hause. Immer mehr Modefans kommen auf den Geschmack und das Angebot an Kleidertauschbörsen wächst. Schweizweit gibt es zahlreiche Veranstaltungen, beispielsweise bei Walk-in Closet Schweiz oder Fashion Revolution – und coronabedingt gibt es auch immer mehr online Tauschbörsen, beispielweise Kleiderkorb.ch. Ausserdem macht es auch grossen Spass, selber eine kleine Kleidertauschbörse im engen Freundeskreis zu organisieren!
Kleider für spezielle Anlässe kann man übrigens auch zu tollen Preisen mieten, beispielweise hier, hier oder hier.
Modelabels mit fairen und ökologischen Standards
Um möglichst nachhaltig neue Kleider zu kaufen, kann man sich folgende Fragen stellen: Wo wurde es produziert? Was für Materialien wurden verwendet? Können die Hersteller faire Arbeitsbedingungen garantieren? Ähnlich wie beim Fleischkonsum kann man auch hier davon ausgehen, dass Produkte ohne diese Informationsangaben aus fragwürdiger Produktion stammen – und lieber die Finger davon lassen. Mit der wachsenden Gegenbewegung zu Fast Fashion nimmt auch die Anzahl von Modelabels, die auf Nachhaltigkeit setzen, zu. Nachhaltigkeit wird dabei unterschiedlich interpretiert und die Labels setzen meist einen Schwerpunkt auf einen bestimmten Bereich, beispielsweise faire Arbeitsbedingungen, naturnahe biologische Materialien ohne Chemikalien oder vegane Kleidung. Einen tollen Überblick findet man im Markenbewertungssystem von Good On You, das die wichtigsten sozialen und ökologischen Probleme der Modebranche berücksichtigt, um die Auswirkungen einer Marke auf Menschen, den Planeten und Tiere zu bewerten. Auf der Webseite kann man von tausenden Kleidermarken die Bewertung einsehen, oder nach Kategorie diejenigen Kleidermarken filtern, die besonders gut abschneiden.
Zu den europäischen Modelabels mit den besten Bewertungen auf Good On You gehören (unter vielen anderen) Armedangels, Bleed, Mila.Vert und Honest Basics. Bekannte Marken wie Zara, Topshop, Pull&Bear, TALLY WEiJL und Acne Studios hingegen sind gemäss dieser umfassenden Bewertung nicht gut genug – wir raten dazu, Einkäufe bei diesen zu meiden.
Und natürlich gibt es auch coole Schweizer Unternehmen, die sich für eine nachhaltige Kleiderproduktion einsetzen! Eines der ältesten und bekanntesten Schweizer Labels für faire und nachhaltige Mode ist wohl Freitag, die seit einiger Zeit zusätzlich zu den Taschen und Rucksäcke aus recycelten LWK Planen auch kompostierbare Kleider aus Naturmaterialien verkaufen. Ein weiteres – noch relativ junges – Schweizer Label ist Nikin, das Kleider aus biologisch hergestellten Naturmaterialien oder recycltem PET, hergestellt in Europa verkauft, und zudem für jedes verkaufte Kleidungsstück einen Baum pflanzen lässt. Nachhaltige Kleider findet man übrigens nicht nur online, sondern auch in sogenannten Eco-Concept Stores in der Schweiz, beispielsweise bei RRREVOLVE in Zürich, glore in Luzern und Zürich, Circle in Bern und Zürich.
Wer noch mehr zum Thema Fast Fashion und nachhaltige Mode erfahren möchte, dem empfehlen wir diesen eindrücklichen Dokumentarfilm (aus dem Jahr 2015 – aber leider immer noch hochaktuell):