Kennen Sie die heimlichen Bewohner Ihres Gartens? Möchten Sie wissen, wer nachts in den Wildhecken raschelt oder feine Nagespuren an Nüssen hinterlässt? Mit einem selbst gebauten Spurentunnel lassen sich kleine, nachtaktive Säugetiere wie der Siebenschläfer oder die Haselmaus mit etwas Glück nachweisen. Wir liefern die Bauanleitung.
Kleine Säugetiere wie die Haselmaus oder der Siebenschläfer verschlafen einen Grossteil ihres Lebens. Sie sind lediglich von April (Haselmaus), respektive Mai (Siebenschläfer) bis Oktober aktiv. Während der Siebenschläfer ausschliesslich nachtaktiv ist, hat die Haselmaus manchmal kurze Aktivitätsphasen während des Tages. Den Grossteil des Lebens verbringen sie auf Bäumen, wobei die Haselmaus auch flink entlang dünner Äste auf Büschen klettert. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise bekommt man sie nur selten zu Gesicht. Mit einem Spurentunnel und etwas Glück lassen sie sich nachweisen.
Prinzip des Spurentunnels
Wie funktioniert ein Spurentunnel? Er besteht aus einem Gehäuse, in dessen Mitte ein Tintenkissen angebracht ist. Vor und hinter dem Tintenkissen befindet sich weisses Papier. Läuft ein kleines Säugetier wie die Haselmaus oder der Gartenschläfer durch den Tunnel über das Tintenkissen, hinterlässt es die Pfotenabdrücke auf dem Papier. Anhand dieser Spuren ist es möglich, einzelne Arten zu bestimmen.
Alles, was es für den Spurentunnel braucht, sind drei gereinigte Getränkekartons, ein ausrangierter Putzlappen, etwas Tinte und Büroutensilien. Los geht’s!
Material
- 3 Getränkekartons (gereinigt)
- Schere
- Klebstreifen
- Bostitch
- 4 Büroklammern
- Heissleim
- 1 Putzlappen, mindestens 10 x 10 cm
- 1 weisses A4-Papier
- Tinte
- Klarsichtmäppchen als Regendach (optional)
Bau des Gehäuses
- Schneiden Sie die Deckel bei zwei Getränkekartons ab. Idealerweise sind alle Kartons gleich gross.
2. Schneiden Sie auf derselben Seite, wo der Deckel entfernt wurde, ca. 2.5 cm tief entlang der vier Kanten. Achten Sie darauf, dass die Distanzen zwischen den Schnitten (von Kante zu Kante) gleich lang sind.
3. Schneiden Sie auf der gegenüberliegenden Seite beider Getränkekartons den Boden so auf, dass ein Deckel als Regendach entsteht.
4. Schieben Sie die beiden Getränkekartons ineinander, sodass beide Regendächer nach oben zeigen.
5. Dichten Sie die Verbindungsstellen in der Mitte der beiden Kartons mit Klebstreifen ab. Dadurch verhindern Sie eindringendes Regenwasser. Somit ist das Gehäuse des Spurentunnels fertig.
Konstruktion des Spurenblatts
Im nächsten Schritt wird die Halterung für das Spurenblatt erstellt. Hierfür benötigen Sie den dritten Getränkekarton.
- Schneiden Sie zuerst den Deckel unterhalb des Verschlusses ab.
2. Halbieren Sie anschliessend eine Seite des Kartons vom Deckel bis zum Boden. Machen Sie dasselbe auf der gegenüberliegenden Seite.
3. Schneiden Sie nun von der Mitte aus entlang des Bodens bis zu den beiden Kanten, sodass ein T-förmiger Schnitt entsteht. Wiederholen Sie es für die gegenüberliegende Seite.
4. Breiten Sie den Karton flach aus. So sollte das Resultat aussehen:
5. Heften Sie mit dem Bostitch alle vier abstehenden Flächen an die jeweilige Rückseite.
6. Ziehen Sie nun mit Heissleim ein Viereck entlang der Ränder des Kartonbodens. Damit wird das Gefäss für die Tinte hergestellt.
7. Schneiden Sie einen ausrangierten Putzlappen auf die Fläche des Tintengefässes zurecht. Der Putzlappen sollte innerhalb des Heissleim-Quadrats Platz haben.
8. Befestigen Sie den Putzlappen mit doppelseitigem Klebeband innerhalb des Quadrats aus Heissleim.
9. Schneiden Sie das A4-Blatt auf die Grösse der zwei Kartonflächen neben dem Tintenkissen zurecht und heften Sie die Blätter mit Büroklammern an.
10. Füllen Sie den Behälter mit Tinte, bis der gesamte Putzlappen eingefärbt ist.
11. Führen Sie das fertige Spurenblatt in das Gehäuse ein. Falls das Blatt länger ist als das Gehäuse, schneiden Sie es auf die geeignete Grösse zurecht. Fertig ist der Spurentunnel!
Positionierung des Spurentunnels
Der Spurentunnel kann an einem halbschattigen oder schattigen Standort am Boden positioniert werden. Falls Sie kleine Säugetiere nachweisen möchten, die gerne klettern oder auf Bäumen leben (z.B. Haselmaus oder Gartenschläfer), kann der Tunnel im Geäst montiert werden. Ideal ist eine Höhe von ein bis zwei Metern ab Boden. Der Tunnel sollte jeden zweiten Tag kontrolliert werden, um das Papier auszuwechseln oder die Tinte nachzufüllen.
Bestimmungshilfe für die Spuren
Die Bestimmung der Spuren ist nicht immer ganz einfach und erfordert Geduld. Mit etwas Übung können die verschiedenen Arten leichter erkannt werden. Das Naturmuseum Thurgau hat eine Bestimmungshilfe mit Fachleuten des Vereins Pro Bilche erstellt.
Quellen:
Naturmuseum Thurgau
Ineichen S., Klausnitzer B. & Ruckstuhl M. (2012). Stadtfauna – 600 Tierarten unserer Städte. Haupt Verlag, Bern, 434 S.