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Auf der Suche nach dem Biber am Greifensee

Die Riede am oberen und unteren Ende des Greifensees gehören zu den grössten zusammenhängenden Riedflächen des Kanton Zürichs. Ein Besuch in die Naturschutzgebiete und die Naturstation Silberweide lohnt sich für jeden Natur-Enthusiasten, denn man findet eine beeindruckende Flora und Fauna. Nur den Biber bekommt man eher selten zu Gesicht. 

Dass der Biber sich mittlerweile auch im Zürcher Oberland eingenistet hat, ist schon längst keine Neuheit mehr. Auch am Greifensee gefällt es dem Nager. Bereits seit 2007 leben dort wieder Biber, unter anderem auch in der Naturstation Silberweide.

Das letzte Mal habe ich die Naturstation als Kind besucht, ich habe zumindest noch vage Erinnerungen daran, dort Grashüpfer gefangen zu haben. Also habe ich mir meine Eltern und meine Kamera geschnappt und gemeinsam sind wir von Uster in Richtung Riedikon losgelaufen. 

Faszinierende Pflanzen- und Tierwelt

Der Weg zur Naturstation führt uns zunächst durch das Riediker-Rälliker Ried. Bereits am Anfang des Moores erspähen wir ein Storchennest auf einem Haus, in dem sich zwei Jungvögel befinden. In dem Ried finden nicht nur verschiedenste Tierarten Schutz, auch die Pflanzenwelt kann sich sehen lassen. Während unserem Ausflug Mitte Juni kommen wir an unzähligen blühenden Wiesen vorbei. Dort finden wir unter anderem Margeriten, Hornklee, Zittergras und Blutweiderich, aber auch Orchideenarten wie das Kleine Knabenkraut. Gerade der Blutweiderich ist fast nicht zu übersehen mit seiner typischen pinken Farbe, die aus dem grünen Schilf hervorsticht. 

Als wir bei den Flachteichen ankommen, empfängt uns ein lautes Gequake. Die Frösche buhlen gemeinsam mit den vorbeifliegenden Störchen um unsere Aufmerksamkeit. Etwas zurückhaltender ist der Graureiher, der im Schilf auf einen geeigneten Frosch wartet. Man kann sich fast nicht satt sehen an der Tier- und Pflanzenwelt, die einem hier geboten wird.

An den Teichen vorbei besteigen wir zunächst den Aussichtsturm. Von oben kann man einen Blick über grosse Teile des Rieds werfen und hat eine wunderbare Aussicht auf den Greifensee. Häufig sind hier Störche, die durch die Moorlandschaft staksen zu sehen, doch heute scheinen sie beschäftigt mit Flugübungen oder der Brutpflege. Links von uns befindet sich der Aabach, in dem neben dem Biber auch Eisvögel ihr Zuhause gefunden haben. 

Der Greifensee ist ein Paradies für Wasservögel

Bevor wir uns endgültig in die Naturstation begeben, machen wir noch einen kleinen Umweg über den Aaspitz in der Hoffnung, Spuren des Bibers zu finden. Diese sehen wir zwar nicht, stattdessen begrüsst uns eine ganze Kolonie von Kormoranen, die sich es sich in den Ästen gemütlich gemacht haben. Sie empfangen uns mit lautem Krächzen, während im See die Blässhühner baden.

Da die Seeufer des Greifensees unter Naturschutz stehen, nicht verbaut und nur an wenigen Stellen zugänglich sind, hat sich der See und seine Ufer als wichtiger Rückzugsort für die Vogelwelt etabliert. Er ist eines von 25 Wasser- und Zugvogelgebieten von nationaler Bedeutung. Viele Kormorane machen hier auf dem Weg Richtung Süden Halt. Einigen gefällt es hier so gut, dass sie hier sesshaft geworden sind. Die ersten Brutpaare wurden 2007 gesichtet.

Lehrpfad im Zeichen des Glühwürmchens

Nun begeben wir uns aber endlich zur Naturstation Silberweide. Wie ich das auch aus meiner Kindheit kenne, ist der Aabach mal wieder über die Ufer getreten. Entsprechend ist die Unterführung gesperrt — da überflutet — und wir nehmen den Weg über die Strasse. Beim Empfang befindet sich so gleich die ausgestopfte Version des Tieres, auf dessen Spuren wir uns befinden. Im kleinen Bistro beim Empfang gibt es die Möglichkeit, sich mit regionalen Kleinigkeiten oder einem Glace zu stärken, bevor es auf den Lehrpfad geht.

Der Lehrpfad steht seit diesem Jahr ganz im Zeichen des Glühwürmchens. Während die Anlage durchquert durchquert wird, werden den Besuchern die verschiedenen Lebensräume der Glühwürmchen näher gebracht und es wird aufgeklärt, wie der eigenen Garten Glühwürmchen freundlicher gestaltet werden kann. Ich bin mir sicher, würde man am Abend hier sein, könnte man einige der kleinen Leuchtkäfer finden.

Idylle und Entdecken statt Netflix und Chill

Die ganze Anlage lädt zum Entdecken ein. Sei es auf dem Abenteuerspielplatz für die jüngeren Gäste, dem Barfussweg oder auf dem Lehrpfad. Das Ziel ist es, die Lebensräume des Greifensees den Gästen näher zu bringen. Da die Ufer rund um den Greifensee grösstenteils Naturschutzgebiet und für Besucher unzugänglich sind, bietet dies eine schöne Möglichkeit, diese Lebensräume und ihre Bewohner kennenzulernen.

Auf strategisch platzierten Steinen lassen sich Eidechsen entdecken, in den Teichen tummeln sich die Frösche. Auch die selten gewordenen Laubfrösche haben ein Zuhause in der Naturstation Silberweide gefunden, auch wenn sie von Besuchern nur selten entdeckt werden können. Und wenn man die Augen offenhält, findet man auch den Biberdamm, den der Nager in der Naturstation erbaut hat.

Eisvogel statt Biber

Im hinteren Teil der Anlage befindet sich der Steg mit Plattform, von wo aus man die Bewohner des Teichs genauer beobachten kann. Ich zähle sechs Frösche und unzählige Libellen. Dahinter liegt ein weiterer Teich mit einer Beobachtungshütte. Von da aus kann man optimal die Vögel des Teichs beobachten, ohne selbst von den Vögeln entdeckt zu werden. Gerade als ich dazu stosse, das Highlight unseres Ausflugs: Der Eisvogel ist am Jagen. Nur wenige Minuten später fliegt er nach einem erfolgreichen Tauchgang mit Fisch im Schnabel davon.

Während ich zwar im Winter an der Ustermer Aa schon mehrmals Eisvögel beobachten konnte, hatte ich noch nie genügend Glück, einen vor die Linse zu bekommen. Die Freude ist also riesig, auch wenn der Vogel auf dem Bild trotz Teleobjektiv nur aus wenigen Pixeln besteht und etwas verwackelt ist. In der Naturstation Silberweide hat es mehrere Eisvögel, die regelmässig in den Teichen auf Futtersuche gehen. Sie brüten in den natürlichen und künstlichen Bruthöhlen am Aabach. Mit etwas Geduld und Glück hat man also gute Chancen, hier einen Eisvogel zu beobachten, vor allem in den Morgenstunden.

Zum Abschluss unseres Besuchs in der Naturstation entdecken wir dann doch noch einen Nager: eine Maus auf Nahrungssuche. Nicht genau der, den wir gesucht haben, aber wir beklagen uns nicht. Natürlich hätten wir gerne auch den echten Biber anstatt des Präparats beim Eingang gesehen, doch dazu hätten wir eine gehörige Portion Glück benötigt und wohl deutlich früher aufstehen müssen. Laut Nathalie Séchaud, Leiterin der Naturstation Silberweide, hat man als regulärer Besucher während der Öffnungszeiten nur kleine Chancen, den dämmerungsaktiven Nager zu sehen. Führungen durch die Anlage können jedoch auch ausserhalb der Öffnungszeiten gebucht werden. Zudem finden immer wieder öffentliche «Biber-Touren» statt, auf denen der Biber bis jetzt fast immer beobachtet werden konnte. Und auch die Störche, die wir schon auf dem Hinweg gesehen haben, verabschieden sich von uns, als wir das Gebiet des Riediker-Rälliker Rieds verlassen. Insgesamt ein gelungener Ausflug, auch wenn sich der Biber nicht zeigen wollte.

Überblick Naturstation Silberweide

Anfahrt mit Bus: Bus 842 von Uster Bahnhof beziehungsweise Oetwil und Esslingen bis Haltestelle Chis/Naturstation. Von da 10 Minuten zu Fuss auf direktem Weg. Alternativ bietet sich von der Haltestelle ein Umweg durch das Riediker-Rälliker Ried an.
Anreise zu Fuss / Velo: Verschiedenste Routen, beispielsweise vom Uster Bahnhof am See entlang ca. 1h 20 min zu Fuss (5 km). Mehr Routen finden sich über SchweizMobil.
Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag – Sonntag 10 bis 18 Uhr von März bis Oktober. Ausserhalb der Öffnungszeiten und in der Wintersaison sind Führungen möglich.
Eintritt: 7 CHF für Erwachsene; 3 CHF für Kinder bis 16 Jahre, IV, Legi, Kulturlegi; Gratis für Kinder bis 6 Jahre
Verpflegung: Bistro mit regionalen Kleinigkeiten sowie Grill- und Picknickplatz mit Feuerholz.

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