Zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse sollen im Wald künftig zahlreiche neue Biozide eingesetzt werden dürfen, die für Mensch und Umwelt stark toxisch sind. Die Naturschutzorganisationen WWF und Pro Natura warnen vor unkalkulierbaren Risiken für Biodiversität, Gesundheit und Trinkwasser.
Die Wälder bedecken etwa ein Drittel der Fläche der Schweiz und erfüllen überlebenswichtige Funktionen. Sie sind Lebensraum unzähliger Arten, schützen vor Naturkatastrophen, filtern Wasser, speichern CO2 und sind der wichtigste Erholungsraum für die Schweizer Bevölkerung.
Der Einsatz von Pestiziden im Wald ist hierzulande seit langem grundsätzlich verboten. Und dies aus gutem Grund: Denn Wälder sind besonders sensible Lebensräume für zahlreiche gefährdete Arten wie Wildbienen, Schmetterlinge und Insekten. Viele noch unbelastete Trinkwasserquellen befinden sich in Waldgebieten und nicht zuletzt kann sich der Wald nur dank einem intakten Bodenleben regenerieren.
Im Zuge der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina) sowie anderer invasiver Arthropoden schlägt der Bundesrat eine Revision der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) vor, welche die Verwendung von Biozidprodukten im Wald in Ausnahmefällen zulassen würde. Gemäss einer Medienmitteilung des Bundesrates vom 26. März soll die angepasste Verordnung ab Herbst 2025 in Kraft treten, um die rasche Ausbreitung der Asiatischen Hornisse im Folgejahr effektiver zu verlangsamen.
Unabsehbare Folgen für die Umwelt und das Trinkwasser
Die Asiatische Hornisse stellt zweifellos eine Bedrohung für die Imkerei und Biodiversität dar. Dennoch wäre die Zulassung von Insektiziden zur Bekämpfung dieser invasiven Art im Wald eine unverhältnismässige und umweltschädliche Massnahme, da auch unzählige andere Organismen betroffen wären und langfristig die Qualität unseres Trinkwassers beeinträchtigt werden könnte. Erfahrungen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass nicht-chemische Methoden bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse wirksamer sind, z.B., durch die mechanische Zerstörung von Nestern oder durch biologische Bekämpfung. Ein Pestizideinsatz bringt gemäss Elena Strozzi, Waldexpertin bei Pro Natura, mehr Schaden als Nutzen für die Umwelt.
Der WWF und Pro Natura erwarten vom Bundesrat, dass er auf die Änderung der ChemRRV verzichtet und stattdessen die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse verbessert. Das ist erfolgsversprechender und mit weniger Risiken verbunden.