StartNews«The Killing 3.0.»: Anstrengungen gegen die Vogelwilderei unzureichend

«The Killing 3.0.»: Anstrengungen gegen die Vogelwilderei unzureichend

2019 haben sich fast alle Länder Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens mit dem «Rome Strategic Plan» (RSP) verpflichtet, bei der Wilderei von Wildvögeln eine Null-Toleranz-Politik zu verfolgen und die illegale Tötung von Vögeln bis 2030 um mindestens 50 % zu reduzieren. Fünf Jahre vor Ablauf dieser Frist bewertet nun eine gross angelegte Studie, ob die Regierungen auf dem richtigen Weg sind, um die Ziele zu erreichen. Zudem geben die Autoren konkrete Empfehlungen ab.

Vor zehn Jahren veröffentlichte BirdLife International eine vielbeachtete Studie, die zeigte, dass im Mittelmeerraum rund 25 Millionen Vögel pro Jahr illegal getötet werden. Nach der intensiven Landnutzung stellen Jagd und Wilderei damit den zweitgrössten Bedrohungsfaktor für die Vogelwelt dar. 2019 verpflichteten sich deshalb zahlreiche Länder Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens im Rahmen der Berner Konvention und des «Rome Strategic Plan» (RSP) der Bonner Konvention über wandernde Arten (CMS), bezüglich der Wilderei eine Null-Toleranz-Politik zu verfolgen und die illegale Tötung von Vögeln bis 2030 um mindestens 50 % zu reduzieren.

Neuer Bericht «The Killing 3.0.»

Zur Halbzeit des «Rome Strategic Plan» (RSP) zeigt eine von BirdLife International und EuroNatur koordinierte Umfrage unter nationalen NGOs und Expert/-innen nun, dass 83 % der 46 bewerteten Länder derzeit noch zu wenig unternehmen, um das Ziel des RSP zu erreichen. Konkret bedeutet das, dass diese Länder die illegale Tötung von Wildvögeln bis 2030 wohl nicht um 50 % reduzieren können, wozu sie sich selber verpflichtet haben. Gleichzeitig sind aber in einigen Ländern auch Fortschritte erkennbar: In 12 Ländern konnte die Wilderei in den letzten fünf Jahren leicht bis stark verringert werden.

Die Studie bewertete 46 Länder, darunter eine detailliertere Bewertung von 22 Mittelmeerländern, in denen die Wilderei von Vögeln am höchsten ist. Die Informationen wurden anhand eines zweiteiligen Fragebogens erhoben, der von Experten nationaler Naturschutz-NGOs, Hochschulen und Universitäten, die sich mit der Wilderei befassen, beantwortet wurde. Im ersten Teil wurden die nationalen Fortschritte anhand von sechs thematischen Schlüsselstrategien zur Verringerung der Wilderei bewertet (politischer Wille und Zusammenarbeit, Überwachung, Gesetzgebung, Durchsetzung, Strafverfolgung und Verurteilung, Kommunikation und Prävention), während im zweiten Teil narrative Antworten zu den wichtigsten Herausforderungen und Empfehlungen für die Bekämpfung der Wilderei in den einzelnen Ländern gesammelt wurden. Die Analyse verglich die Fortschritte zwischen 2015–2019 und 2020–2024 und identifizierte Trends und Herausforderungen für verschiedene Arten der Wilderei (Abschüsse, Fallenstellen und Vergiften) sowie für verschiedene geografische Regionen.

Die Situation in der Schweiz

Obwohl die Wilderei in der Schweiz ein weniger grosses Problem darstellt als in anderen Ländern und der Bericht der Schweiz deshalb ein gutes Zeugnis ausstellt, darf auch hierzulande das Problem nicht unterschätzt werden. Immer wieder wurden Greifvögel Opfer von gefährlichen Vergiftungen durch Taubenzüchter. In den letzten Jahren sind mehrere Fälle von Fang von geschützten Singvögeln, z. B. mit Leimruten, bekannt geworden. Nach wie vor sind in der Schweiz gefährdete Arten jagdbar. Schliesslich ist zu erwähnen, dass Politikerinnen und Politiker sowie Lobbyverbände Anstrengungen unternehmen, um das Jagdgesetz abzuschwächen, indem zum Beispiel geschützte Arten wieder jagdbar erklärt werden sollen. In der Summe führt der ungenügende Schutz in der Schweiz dazu, dass die Roten Listen hierzulande anteilsmässig länger sind als in all unseren Nachbarländern.

Anstrengungen müssen verstärkt werden

Fazit des Berichtes von BirdLife International und EuroNatur: «Um in den verbleibenden fünf Jahren eine Kursänderung zu erreichen, sind eine deutliche und nachhaltige Stärkung des politischen Willens, höhere Investitionen und eine strengere Durchsetzung seitens vieler nationaler Regierungen erforderlich.»

Dr. Barend van Gemerden, Koordinator des Global Flyways Programme bei BirdLife International, sagt dazu: „Die illegale Tötung von Vögeln ist nicht nur ein Verbrechen, sondern eine Tragödie, die die Vögel auf den gesamten Zugwegen bedroht. Ein hohes Mass an illegaler Tötung in einem Land kann die Erfolge des Artenschutzes in einem anderen Land zunichte machen. Wir brauchen dringend stärkere, koordinierte und grenzüberschreitende Massnahmen entlang der gesamten Zugroute. Das Ziel für 2030 zu erreichen, ist eine grosse Herausforderung, aber keine unmögliche.“

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