Tausende haben in den letzten fünf Tagen im ganzen Land während einer Stunde die Vögel im Garten oder in der Siedlung gezählt. Viele Schulklassen machten bei der diesjährigen «Stunde der Gartenvögel» von BirdLife Schweiz mit, aber auch Hanspeter Latour, Steff la Cheffe und Bubi Rufener von der Band Bubi eifach. Sie entpuppten sich als versierte Vogelkenner. Sogar zehn Parlamentsmitglieder beteiligten sich in der Mittagspause der Ausserordentlichen Session. Total gingen bei BirdLife Schweiz bis am Sonntag Nachmittag 140’850 Vogel-Meldungen aus 4300 Gärten ein, ein neuer Rekord!
Vom 6. bis 10. Mai fand die «Stunde der Gartenvögel» statt, die grosse Vogel-Zählaktion von BirdLife Schweiz. Die Beobachtungen der 4300 Familien, Einzelpersonen, Schulklassen und Prominenten zeigen klar: Vögel brauchen einheimische Bäume und Sträucher und naturbelassene Ecken. Auch Blumenwiesen, Asthaufen oder Gartenteiche sind wichtig, denn nur dank solchen Strukturen finden die Vögel genügend Insekten und Brutmöglichkeiten.
Total wurden bis am Sonntag Nachmittag erstaunliche 166 Arten gemeldet. Das ist eine grosse Zahl, denn in der Schweiz sind in allen Lebensräumen bisher gut 420 Vogelarten (davon rund 180 regelmässige Brutvögel) nachgewiesen worden. Auf die Website von BirdLife Schweiz konnten alle Vögel eingetragen werden, die vom Balkon oder Garten aus sichtbar oder zu hören waren. Unter den eigentlichen Gartenvögeln stechen Stieglitz, Grünfink und Girlitz hervor. Sie wurden allerdings nur in 21, 19, bzw. 7 Prozent der Gärten beobachtet. Es zeigt sich klar, dass solche spezialisierten Siedlungsvögel nur vorkommen können, wenn sie genügend Nahrung in Form von Insekten und anderen kleinen Tieren bzw. Pflanzensamen finden. Andere Arten sind weit verbreitet. Die Amsel kam als Spitzenreiter in 79 Prozent der Gärten vor, der Haussperling in 78 und die Kohlmeise in 65 Prozent.
Im Durchschnitt wurden pro Garten 9,5 Vogelarten gezählt. Aus Gärten mit 2 oder weniger naturnahen Elementen wurden durchschnittlich nur 7,1 Arten gemeldet, aus solchen mit 5 oder mehr hingegen 11,5 Arten. «Diese interessanten Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel zeigen, dass in jedem Garten oder in jeder Umgebung von Wohnsiedlungen ein kleines Naturparadies angelegt werden kann», sagt Raffael Ayé von BirdLife Schweiz und betont: «Dazu braucht es einheimische Bäume und Sträucher, Blumenwiesen und Kleinstrukturen wie Asthaufen.»
Die ideale Naturaktion in der ausserordentlichen Lage
Die grosse Beteiligung hat sicher auch mit der ausserordentlichen Lage zu tun. Die Schweizer Bevölkerung ist sensibilisierter für die Biodiversität und entdeckte während der «Stunde der Gartenvögel» die Natur ums Haus auf ganz neue Art. Mit dem Ende des Lockdowns lassen sich nun all die einheimischen Pflanzen und Saatgutmischungen wieder problemlos beschaffen und naturnahe Gärten gestalten. Damit dann an der «Stunde der Gartenvögel» in einem Jahr in vielen Gärten mehr Arten gemeldet werden können.
Die Anzahl der Meldungen wird sich in den nächsten Tagen noch erhöhen; die Resultate sind auf www.gartenvoegel.ch zu finden.
So sieht der vogelfreundliche Garten aus
Vielfalt heisst das Zauberwort. Im vogelfreundlichen Garten sollen ganz unterschiedliche Lebensräume geschaffen werden, grössere und kleinere, je nach vorhandenem Platz:
- Blumenwiese
- Hecke mit einheimischen Sträuchern
- einheimische Bäume
- Asthaufen
- Blumenbeete mit Wildstauden
- einheimische Kletterpflanzen an begrünten Wänden
- Tümpel und Teiche
- Trockenmauer
- Komposthaufen