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Schweizer Wald wegen Klimawandel unter Druck

Die Ergebnisse des vierten Landesforstinventars (LFI4) liegen vor. Sie zeigen, dass der Schweizer Wald besser vor Naturgefahren schützt als vor acht Jahren. Waldstrukturen und Baumarten sind vielfältiger – eine erfreuliche Entwicklung, auch im Hinblick auf den zunehmenden Stress durch Trockenheit und Stürme. Zu schaffen machen dem Wald der Klimawandel, Insektenbefall und Krankheiten.

Dies geht aus dem Ergebnisbericht zum LFI4 hervor, der anfangs Juni gemeinsam von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) veröffentlicht wurde. Das BAFU stützt sich bei der Umsetzung der Schweizer Waldpolitik auf die Resultate des LFI, um aktuellen und künftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Dazu zählen der Klimawandel und die steigenden Ansprüche an den Wald bezüglich Freizeit und Erholung.

Der Schweizer Wald bedeckt rund einen Drittel der Landesfläche. Er hat sich gemäss LFI4 (2009-2017) seit der letzten Erhebung (LFI3, 2004–2006) positiv entwickelt. So sind die bewirtschafteten Wälder naturnaher geworden, es gibt mehr Mischwälder mit zahlreichen Baumarten und mehr Bäume verschiedenen Alters. Solche Wälder sind widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit, Stürmen oder Insektenbefall.

Bei einigen Aspekten (z.B. Verjüngung, Biodiversität, Holznutzung) gibt es regionale Unterschiede. So werden Wälder in höheren Lagen oftmals zu selten durchforstet, häufig, weil eine regelmässige Bewirtschaftung zu teuer ist oder Waldstrassen fehlen. Solche Wälder werden zu dicht und es wachsen zu wenige junge Bäume nach. Besonders problematisch ist dies in Regionen, in denen der Wald gegen Naturgefahren wie Steinschlag, Lawinen und Murgänge schützen soll.

Schutzwaldpflege
Schutzwaldpflege schafft Licht für die Verjüngung. Hohe Stöcke und querliegende Stämme stabilisieren die Schneedecke. © Simon Speich, photo.speich.net

Herausforderung Klimawandel

Auch der Klimawandel mit mehr Wärme und häufigeren Trockenheitsphasen macht dem Wald zu schaffen. Hier braucht es langfristige Lösungen, um den Wald an die sich ändernden Bedingungen anzupassen. Eine Chance sind Baumarten, die während den Trockenperioden weniger leiden als andere. So ertragen beispielsweise die einheimischen Eichenarten die Trockenheit besser als der Nadelbaum Fichte. Aber gerade junge Eichen leiden vermehrt unter dem Verbiss durch Rehwild, ebenso wie die Weisstanne, eine wichtige Baumart im Schutzwald. Die Ziele der Schweizer Waldpolitik können nur erreicht werden mit einem Wald, der an den Klimawandel angepasst ist. Denn nur so kann er seine vielfältigen Funktionen und Leistungen für Natur und Mensch erbringen. Angesichts der klimatischen Herausforderungen braucht es flexible Instrumente, um die Waldpolitik umzusetzen. Dies ist angesichts von immer häufigeren kombinierten Störungen durch mehrere Faktoren wichtig.

Verjüngung nötig

Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald muss sich verjüngen, also regelmässig erneuern, um die Ansprüche der Gesellschaft (z.B. Schutz vor Naturgefahren, Lieferung der Ressource Holz für Bauten und Energie) auch langfristig zu erfüllen. Dies geschieht, indem Forstleute sowie Waldeigentümerinnen und -eigentümer ihn möglichst natürlich verjüngen, regelmässig pflegen und durchforsten sowie das Holz nachhaltig nutzen. Dies alles unter Einhaltung bewährter Bewirtschaftungsgrundsätze, die auf Bundes- und Kantonsstufe festgelegt sind.

Gemäss LFI4 hat der Anteil an nicht bewirtschafteten Wäldern weiter zugenommen. Diese Entwicklung ist nicht erwünscht. Damit der Wald weiterhin die von der Gesellschaft erwarteten Leistungen wie die Holzversorgung oder den Schutz vor Naturgefahren erbringen kann, müssen Behörden und alle Akteure der Wald-und-Holz-Branche die Schweizer Waldpolitik gemeinsam umsetzen.

Entwicklung der Waldbiodiversität

Für die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt spielt der Wald eine zentrale Rolle, denn er dient über einem Drittel aller einheimischen Tiere und Pflanzen als Lebensraum. Zwar ist die Waldbiodiversität erhalten geblieben, es wurden aber regional und mit Blick auf prioritäre Arten Defizite festgestellt. Im Mittelland gingen die dichten Bestände zurück, in den Alpen hingegen wurden viele Wälder dichter. Dies wirkte sich negativ auf wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten aus. Standortgerechte Laub- und Mischwälder nahmen zu, ökologisch wichtige und seltene Baumarten gingen zurück. Während die Esche und Kastanie aufgrund von Krankheiten abnahmen, ist der Rückgang der Eiche auf eine mangelnde Verjüngung zurückzuführen. Besorgniserregend ist die starke Zunahme strauchförmiger Neophyten (z.B. Sommerflieder, Kirschlorbeer, Hanfpalme).

Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU – Ergebnisse des vierten Landesforstinventars (LFI4) 2020

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