Der Bundesrat hat die Eckwerte seiner Botschaft zur «Blackout stoppen» Initiative präsentiert. Der indirekte Gegenvorschlag, mit dem das AKW-Neubauverbot aus dem Gesetz gestrichen werden soll, steht im Kontrast zum Willen der Schweizer Bevölkerung. Diese hat sich mehrmals klar für sauberen, einheimischen Strom aus Sonne-, Wind- und Wasserkraft ausgesprochen. Neue Atomkraftwerke stehen in unmittelbarer Konkurrenz zu den Erneuerbaren und verhindern möglicherweise deren raschen und konsequenten Ausbau.
Dass die Atomenergie schwerwiegende Gesundheitsrisiken für Mensch und Umwelt birgt und gefährliche Abhängigkeiten schafft, ist bekannt. Das eindeutige «Ja» zur Energiestrategie 2050 im Jahr 2017 setzte darum klare Ziele für den energiepolitischen Weg: Die Schweizer Bevölkerung will saubere, erneuerbare Energie und den Atomausstieg. Dies schreibt die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) in einer Medienmitteilung. Mit der deutlichen Zustimmung zum Stromgesetz am 9. Juni 2024 sprach sich die Schweiz wiederholt und klar für den Ausbau erneuerbare Energien und den Atomausstieg aus.
Atomstrom wird nicht mehr nötig sein
Wird das Stromgesetz konsequent umgesetzt, könnten bereits 2035 alle schweizerischen Atomkraftwerke mit erneuerbarer Energie ersetzt werden. Das zeigen die Berechnungen von renommierten Energie-Wissenschaftler:innen mehrerer Schweizer Hochschulen (SWEET-EDGE-Bericht; ETH, EPFL, Uni GE, Uni BE). Nils Epprecht, Geschäftsleiter der SES, unterstreicht: «Die Schweiz kann ihren Strombedarf zeitnah mit erneuerbarer Energie decken. Aber nur, wenn wir uns jetzt voll und ganz auf den Ausbau konzentrieren.»
AKW-Bau ist teuer und sabotiert die Energiewende
Die Kosten für den Bau eines Atomkraftwerks sind unberechenbar. Weltweit wird kein einziges ohne enorme Staatshilfen und Kostengarantien erstellt. Wenn der Bundeshaushalt nicht weiter belastet werden soll, könnten neue Atomkraftwerke in der Schweiz entweder gar nicht oder nur auf Kosten der Erneuerbaren Energien finanziert werden. Aus dem bürgerlichen Lager werden bereits Stimmen laut, dass allfällige AKW aus dem Topf zur Förderung erneuerbarer Energien mitfinanziert werden könnten. Das würde deren raschen und konsequenten Ausbau in Frage stellen. Nils Epprecht urteilt deshalb: «Wir können den Franken nur einmal ausgeben: Entweder für Erneuerbare, die sicher und zeitnah bereitstehen, oder für neue AKW, die vielleicht in zwanzig Jahren Strom liefern. Mit seinem Entscheid sabotiert der Bundesrat die sichere Energieversorgung und den raschen Ausstieg aus Öl und Gas.»
Nuklearstrom wird gerne als klimafreundliche Alternative zu fossilen Energien angepriesen. Doch laut ProNatura sind AKW weder klima- noch biodiversitätsfreundlich. Für den Abbau von Uran, der Aufbereitung der Brennstäbe und den Bau und Rückbau der AKW werden immense Mengen an Energie benötigt und CO2 ausgestossen. Auch die abgeführte Abwärme ist laut dem WWF alles andere als unproblematisch für die Umwelt.